Flüchtlinge:Zweite Heimat Moosach

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Wohnen an der Baustelle: Die Unterkunft an der Franz-Mader-Straße wird derzeit von 98 auf 300 Plätze erweitert. (Foto: Lukas Barth)

Der Bezirksausschuss fordert einmütig, dass die Flüchtlinge so lange in der Unterkunft an der Skagerrakstraße bleiben dürfen, bis sie in die neue Anlage an der Triebstraße ziehen können - um ihre Integration nicht zu gefährden

Von Anita Naujokat, Moosach

Es ist eher die Ausnahme, dass Stadtbezirke freiwillig ihre Flüchtlinge behalten wollen - aber Moosach tut genau das. Da die Unterkunft an der Skagerrak-straße früher als geplant zum 30. September schließen wird, setzen sich die Stadtbezirksvertreter einmütig dafür ein, den dortigen Bewohnern einen direkten Umzug zu einer neuen Gemeinschaftsunterkunft an der Triebstraße zu ermöglichen. Damit soll verhindert werden, dass die in Moosach heimisch gewordenen Menschen auf das ganze Stadtgebiet verteilt und aufgebaute und bestehende soziale Strukturen zerschlagen werden.

"Es sind Menschen, die in Moosach eine Heimat gefunden haben und für die der Stadtbezirk zur zweiten Heimat geworden ist", sagte eine Vertreterin des Helferkreises "Miteinander leben in Moosach", der alle organisierten ehrenamtlichen Helfer koordiniert und mit Rat und Tat betreut. Der Helferkreis habe sehr gute Beziehungen zu den an der Skagerrakstraße lebenden Flüchtlingen. Diese besuchten die Deutschkurse in der Magdalenenkirche, unterhielten rege Beziehungen zum Postsportverein, und es existierten Patenschaften für sie. Und die Kinder gehen in Moosach zur Schule. "Wir sind sehr glücklich über diese Verbindungen", sagte eine andere Frau aus dem Helferkreis. Es sei ein großer Wunsch der Initiative, dass die Bewohner so lange an der Skagerrakstraße bleiben könnten, bis sie nahtlos an die Triebstraße ziehen können.

Dort entsteht in Höhe der Hanauer Straße eine Containeranlage mit 342 Plätzen, die aber voraussichtlich erst Anfang bis Mitte Oktober fertiggestellt sein soll, und das auch nur, wenn alles nach Plan verlaufe, berichtete Hannelore Schrimpf, Sprecherin der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss und dessen Ausländerbeauftragte. Auch über den derzeitigen Stand zu anderen bestehenden und geplanten Einrichtungen liegen ihr nun Informationen der Stadt vor. Demnach werde die schon seit vielen Jahren existierende Unterkunft an der Franz-Mader-Straße von derzeit 98 auf etwa 300 Plätze erweitert. Der erste Bauabschnitt soll wie geplant am 1. November fertig werden, der zweite im kommenden Jahr. Um mehr Freiraum zu haben, seien zwei Gebäude zusammengelegt worden. Die vorgesehenen Standorte im Kapuzinerhölzl beziehungsweise am Wintrichring, an der Dachauer Straße in Höhe der Leipziger Straße und in einem Gewerbebau an der Dieselstraße habe die Stadt verworfen. Das Heim für Wohnungslose Am Neubruch werde die Stadt noch bis Mitte kommenden Jahres belegen, für das private Haus an der Alzeyer Straße, in dem die Stadt ebenfalls wohnungslose Bürger unterbringt, sei die Sozialbetreuung neu ausgeschrieben worden. Ebenfalls für Menschen ohne Bleibe ist an der Dachauer Straße in Höhe der Eininger Straße seit 1. April ein Haus in Betrieb.

Am 23. September ist an der Scharnhorststraße 16 die Schlüsselübergabe für ein Wohnprojekt des Amtes für Wohnen und Migration. Dort werden in 33 Einzelapartments mit jeweils eigener Sanitärzelle und Kochnische junge Flüchtlinge wohnen, die dem Kinderheimalter entwachsen sind, einen Ausbildungsplatz haben und jetzt - sozialpädagogisch betreut - lernen sollen, auf eigenen Füßen zu stehen.

Die jungen Männer sind 18 bis 25 Jahre alt und waren als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia, Eritrea und Bangladesch nach München gekommen. Bis zu ihrer Volljährigkeit waren sie in Einrichtungen der Jugendhilfe untergebracht. Der Schwerpunkt des Konzepts liege auf der Ausbildung, sagte Janine Völkner vom Amt für Wohnen und Migration, die das Projekt im Bezirksausschuss vorstellte. Sie und ihre Kollegen werden die Flüchtlinge, aufgeteilt in eine Voll- und Halbtagsstelle von zwei mal 30 Stunden pro Woche, selbst betreuen.

Ziel im Wohnheim sei, die jungen Menschen während ihrer Lehre so zu begleiten, dass sie es in den Beruf schaffen. Für die Freizeit stehe ihnen ein Gemeinschaftsraum zur Verfügung, im Keller gebe es Platz für Kicker und andere Aktivitäten. Von 16 Uhr bis Mitternacht seien jeweils Pförtner anwesend, die neben der Haussicherheit und Rundgängen innen und draußen auch darauf achten sollen, dass die Nachtruhe eingehalten wird. Diese seien aber auch für Fragen und Hilfestellungen der jungen Leute zuständig. An den Wochenenden sei die Pförtnerloge ganztägig von 8 Uhr bis Mitternacht besetzt. Dies sei eine enge Personaldecke im Vergleich zu den anderen Azubi-Wohnheimen dieser Art in der Stadt, sagte Janine Völkner. Es sei ihr aber wichtig, dass ein gutes Miteinander mit den Nachbarn zustande kommt.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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