Festzelte auf dem Oktoberfest:Wo die Gaudi am größten ist

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Gute Stimmung: Junge Frauen in einem Zelt auf dem Oktoberfest. (Foto: picture alliance / dpa)

Eine Übersicht, wo 2022 welches Wiesn-Zelt steht - und was es bietet, gibt es hier.

Die Zelte auf dem Oktoberfest sind nichts für schwache Nerven. 10.000 Menschen unter dem weiß-blauen Himmel der Bayern, die meisten von ihnen bierseelig? Das ist keine Seltenheit auf der Wiesn. Die Ochsenbraterei, das neue Marstallzelt oder etwa der Schottenhamel - wer feiern will, tut gut daran, einen Tisch zu reservieren. Oder ist lieber früher als später dran.

Marstallzelt

Das Marstall-Festzelt der Wirtsfamilie Able ist der Neuzugang auf der Wiesn 2014. Schon seit mehr als 30 Jahren ist die Familie in der Gastronomie in München unterwegs, auf der Wiesn kennt man ihre Kalbs Kuchl. Nun bekommt sie ein großes Zelt anstelle von Sepp Krätz und seinem Hippodrom. Das leuchtende Rot des Hippodroms ist verschwunden, stattdessen überwiegt nun Weiß mit etwas Blau.

Das Thema "Pferd" steht im Mittelpunkt, denn als Marstall bezeichnet man die prunkvolle Reitschule der Münchner Residenz, wie sie Leo von Klenze 1822 geschaffen hat. Das Pferd findet sich auch in der Ausstattung des Festzeltes immer wieder: Ein Pferde-Gespann über dem Eingang, aus Holz geschnitzte Prachtpferde und eine Musikbühne, die einem Karussell ähnelt. 3500 Sitzplätze gibt es im Inneren, 900 draußen. www.marstall-oktoberfest.de

Armbrustschützenzelt

Im Armbrustschützenzelt ist der Name Programm: Denn hier lassen es die Schützen bereits seit 1895 so richtig krachen. Schützenvereine aus ganz Bayern haben in dem Zelt von Wirt Peter Inselkammer ihr Wiesn-Zentrum, beim alljährlich ausgetragenen Oktoberfest-Armbrust-Landesschießen stellen sie ihre Zielsicherheit unter Beweis. Doch das alles findet in der Schützenhalle des Zeltes statt - Gemütlichkeit und Gaudi stehen im Zelt selbst ganz oben auf dem Programm.

Die kulinarischen Angebote des Festwirts gelten als Geheimtipp auf der Wiesn. Platz ist im Zelt für 5830 Besucher, 1600 können im Außenbereich sitzen. Zum Paulaner-Bier spielt die Platzl-Oktoberfestkapelle auf. www.armbrustschuetzenzelt.de.

Hofbräu-Festzelt

Urbayerisches Zelt mit internationalem Publikum: Im Hofbräu-Zelt fühlen sich vor allem die Besucher aus der weiten Welt wohl. Man findet Amerikaner und Australier, Kanadier und Neuseeländer - Gäste aus allen Ecken des Erdballs. Gleich ein ganzes Hopfenfeld schmückt das Zelt, in dem 6957 Besucher Platz finden. Weitere 3034 Gäste können draußen ihr Bier trinken und die bayerischen Schmankerl von der Karte probieren.

Um 12 Uhr mittags geht es los im Zelt der Festwirte Margot und Günter Steinberg - die Maßkrüge werden gestemmt und die Plattlinger Isarspatzen sorgen für die zünftige Musik zum Hofbräu-Bier. Am Wochenende und an Feiertagen spielt die Band "Münchner Gschichten" während der Mittagszeit auf. www.hb-festzelt.de

Hacker-Festzelt

Feiern unter weiß-blauem Himmel - das gilt im Hacker-Festzelt sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinn. Denn wenn das Wetter schön ist, kann Wiesnwirt Toni Roiderer einen Teil des Dachs öffnen, und dann sitzt man tatsächlich unter freiem Himmel bei seiner Maß Hacker-Pschorr. Die Innendekoration in dem Zelt, das als eines der urigsten auf der Theresienwiese gilt, hat ein Oscarpreisträger entworfen:

Rolf Zehetbauer hat im Jahr 2004 die Szenenbilder neu gestaltet und das drehbare Musikpodium in der Zeltmitte erfunden, auf dem Die Kirchdorfer und die Cagey Strings Rock'n' Roll Band aufspielen.

Auf einer Fläche von 1200 Quadratmetern sieht man historische Szenen aus dem Münchner Alltag und die urmünchnerische Landschaft - natürlich unter strahlend weiß-blauem Himmel. Zwar hat das Zelt 6950 Plätze und weitere 2350 im Außenbereich - doch hier feiern Alt und Jung traditionell gemeinsam. Und darum sollte man nicht zu spät ins Hacker-Festzelt kommen, sonst könnte es heißen "Wegen Überfüllung geschlossen". www.hacker-festzelt.de.

Schottenhamel

Das Schottenhamel-Zelt mag so mancher Wien-Besucher als wichtigstes auf dem Oktoberfest sehen - denn hier hat alles begonnen und hier zapft alljährlich der Oberbürgermeister der Stadt München das erste Fass an. Nach dem Einzug der Wiesn-Wirte heißt es in dem ältesten Zelt auf dem Festplatz um Punkt 12 Uhr mittags: "O'zapft is!". Erst wenn diese Worte gesprochen sind, dürfen auch die anderen Wirte mit dem Ausschank beginnen.

Bereits seit 1867 wird im Schottenhamel-Zelt Bier ausgeschenkt - allerdings war das heutige Zelt für rund 10.000 Besucher (6000 innen und 4000 außen) vor 146 Jahren noch ein kleiner Bretterverschlag hinter dem Königszelt, in dem etwa 50 Menschen Platz fanden. Im Schottenhamel trifft sich vor allem die Münchner Jugend, der Flirtfaktor hier gilt als besonders hoch. Für zünftige bayerische Musik sorgt die Kapelle Otto Schwarzfischer. www.festzelt.schottenhamel.de

Winzerer Fähndl

Gemütlichkeit drinnen und ein Garten im Süden des Zelts, auf den die warme Herbstsonne scheint - was will man mehr? Das Winzerer Fähndl ist mit seinen 8450 Plätzen eines der großen Zelte, und dennoch ist jeder Besucher hier gut aufgehoben. Der sonnige Biergarten bietet Platz für weitere 2450 Menschen. Schon von weitem sieht man, was hier in die Maßkrüge fließt: der überdimensionale Paulaner-Krug, der den Eingang des Zelts schmückt, ist kaum zu übersehen.

Auch die Prominenz aus der Nachbarschaft zeigt sich gen im gemütlichen Fähndl, in dem das Mitsingen zum Programm gehört - so wünschen es sich die Festwirte Peter und Arabella Pongratz. Die Nockherberger unter der Leitung von Konrad Aigner sorgen hier für Stimmung - und die ist oft am Nachmittag schon am Siedepunkt. www.winzerer-faehndl.com

Schützen-Festzelt

Das Schützen-Festzelt hat einen prominenten Platz auf der Theresienwiese: Direkt unter der Bavaria treffen sich vor allem Gäste aus München und dem Oberland in einem der traditionsreichsten Zelte auf der Wiesn. An 110 Schießständen findet hier das traditionelle Oktoberfestschießen statt. Unter der rot-grün-gelben Decke haben 5440 Besucher Platz - und auch hier sollte man nicht zu spät kommen: In den vergangenen Jahren hat sich das Schützen-Zelt zu einem echten In-Zelt gemausert.

Familien sieht man häufig im Schützen-Zelt, das als eine der Spezialitäten Spanferkel mit Malzbiersoße auf der Karte stehen hat - vor allem zur traditionellen Mittags-Wiesn kommen Kinder mit ihren Eltern und Großeltern. www.schuetzen-festzelt.de.

Käfer's Wiesn-Schänke

Das Zelt ist vergleichsweise klein, die Küche ist ausgezeichnet - und die Promi-Dichte deutlich höher als in anderen Festzelten: Die Münchner Schickeria feiert traditionell in Käfer's Wiesn-Schänke. Hier lassen sich nicht nur die Fußballstars des FC Bayern in ihrer bayerischen Ausgeh-Uniform und Tennislegende Boris Becker allzu gerne blicken, auch Prominente aus dem In- und Ausland sind nirgendwo häufiger zu finden als beim Münchner Edel-Wirt Michael Käfer.

Er kredenzt Ente und Rehrücken, dazu allerlei andere Bestseller aus seinem Feinkost-Imperium. Drinnen hat das Zelt nur 1000 Plätze - die Schickeria bleibt also weitgehend unter sich. Draußen können weitere 1900 Gäste sitzen. Käfer öffnet sein Zelt bis 0.30 Uhr - wer allerdings zu später Stunde noch Einlass sucht, sollte einen großen Namen tragen. Für Stimmung sorgt die Band California Sun. www.feinkost-kaefer.de/oktoberfest

Weinzelt

Im Ausland ist die Wiesn oft schlicht als "Bierfest" bekannt - doch es gibt eine Ausnahme unter den großen Festzelten: Im Weinzelt werden mehr als 15 verschiedene Weine, dazu verschiedene Sekt-und Champagner-Sorten ausgeschenkt. Legendär: die Musik von gleich drei verschiedenen Bands, die in dem Zelt für Stimmung sorgen.

Bei den Festwirten Roland, Doris und Stephan Kuffler kommen also vor allem Liebhaber guter Weine auf ihre Kosten, Oktoberfest-Bier kommt hier nicht in die Maßkrüge. Im Weinzelt wird ausschließlich Paulaner Weißbier ausgeschenkt. Auch Bierbänke sucht man hier vergeblich: Im Weinzelt sitzen die 2500 Besucher auf Stühlen mit Lehnen - allerdings ist das Tanzen darauf eine eher wackelige Angelegenheit. www.weinzelt.com

Löwenbräu-Festhalle

Gut gebrüllt, Löwe: In der riesigen Stammkneipe von Fans und Spielern des TSV 1860 München, den Löwen, geht es zünftig zu. Den Eingang des Löwenbräu-Zelts bewacht ein Riesenlöwe, der gut 4,50 Meter misst. Alle paar Minuten brüllt das Ungetüm in die Menge. Riesenstimmung ist garantiert in dem Zelt, das 5700 Besuchern Platz bietet. Festwirt Ludwig Hagn ist zudem der Gastgeber mit der längsten Dienstzeit auf der Wiesn - und er ist überzeugt, dass zu ihm die lustigsten Gäste aus München und der ganzen Welt kommen.

Für zünftige Musik sorgen Bert Hansmaiers Heldensteiner, ausgeschenkt wird natürlich frisches Löwenbräu. Wer drinnen keinen Platz bekommt, findet im Biergarten weitere 2800 Möglichkeiten. www.loewenbraeuzelt.de

Bräurosl

Tradition trifft die Münchner Gay Community - zumindest am ersten Wiesnsonntag: Im Bräurosl, das die Familie Heide bereits in dritter Generation leitet, fühlen sich alle wie zu Hause. Benannt ist das Zelt nach der Brauerstochter Rosi Pschorr, deren sagenhafte Schönheit früher die Besucher in das Zelt gelockt haben soll. Zu Ehren ihrer Namenspatronin tritt bis heute eine Jodlerin im Bräurosl auf. Zudem sorgen die Ludwig-Thoma-Musikanten und die Südtiroler Spitzbuam für die richtige Musik im Festzelt, das 6200 Besucher fasst. Der Biergarten bietet weiteren 2200 Gästen Platz.

Am ersten Wiesnsonntag ist das Bräurosl fest in der Hand der Lesben und Schwulen. Ausgeschenkt wird das süffige Oktoberfest-Bier aus der Brauerei Hacker-Pschorr, das bestens zu den zahlreichen bayerischen Schmankerln passt, die hier auf den Teller kommen. www.braeurosl.de

Augustiner-Festhalle

Im Augustiner kommt das Bier noch aus den traditionellen Holzfässern - eine absolute Besonderheit auf dem Oktoberfest. Viele der Stammgäste sind daher der Meinung, dass in dieser Halle, die 6000 Plätze hat, die Mass am besten schmeckt. Unbestritten ist, dass die Bedienungen hier die freundlichsten sind, und auch bei größtem Stress nur selten ihr Lächeln vergessen. Dies gilt als Verdienst von Wirt Manfred Vollmer. Der freut sich besonders, dass so viele Stammgäste den Weg in die Augustiner-Festhalle finden: "Wir haben mehr als 200 Stammtische aus den größten Münchener Biergärten bei uns", sagt er.

Das Augustiner ist so etwas wie das Familienzelt auf dem Oktoberfest: An den beiden Wiesn-Dienstagen ist im Zelt Kindertag mit günstigeren Preisen. Für gute Stimmung sorgt in der Festhalle die Augustiner Oktoberfestkapelle unter der Leitung von Reinhard Hagitte. www.festhalle-augustiner.com

Ochsenbraterei

Wer in die Ochsenbraterei geht, sollte nicht allzu zart besaitet sein: Ein ganzer Ochse dreht sich am Spieß. Und das Tier ist keinesfalls anonym - jeder Ochse wird mit Name und Gewicht an die Tafel geschrieben. Nur hier gibt es die beliebten Ochsensemmeln. Und es ist der richtige Platz, um darüber zu staunen, was man alles aus Ochsenfleisch machen kann.

"Die Tradition der Ochsenbraterei geht auf das Jahr 1881 zurück, damals wurde auf der Theresienwiese ein ganzer Ochse auf einer eigens dafür konstruierten Maschine am Spieß gebraten wurde", sagen die Wirtsleute Haberl. 5900 Wiesn-Besucher passen in die Ochsenbraterei. 1500 haben im Außenbereich Platz. Musik macht die Festzeltkapelle Bruno Gress unter der Leitung von Karl Flauger, mittags spielt die Siegertsbrunner Blasmusik auf. www.ochsenbraterei.de.

Fischer-Vroni

Steckerlfisch frisch vom Grill: Wer genug von Haxn, Hendln und Würstln hat, ist bei der Fischer-Vroni bestens aufgehoben. Zander, Renke oder Lachsforelle - es gibt kaum einen Fisch, der hier nicht zubereitet wird. Die Steckerlfische werden auf einem Stock aufgespießt und in einer 15 Meter langen Reihe gegrillt. Die Fischer-Vroni ist eines der kleinsten Wiesnzelte. Innen gibt es 2695 Sitzplätze, draußen weitere 700.

Doch die Festwirte Johann und Silvia Stadtmüller verkaufen die weltbekannten Fische nicht nur im Zelt. Hungrige Wiesn-Besucher können sie auch draußen und zum Mitnehmen kaufen. Für die Stimmung in der gemütlichen Halle sorgen Sepp Folger und seine Münchner Musikanten. www.fischer-vroni.de

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