Feldmoching:So cool schlägt ein Kiosk-Mitarbeiter einen Räuber in die Flucht

Als ihm der Täter die Pistole ins Gesicht hält, zupft der 69-Jährige ihm das Tuch vom Gesicht. Und ruft dann noch in Ruhe seinen Sohn.

Von Thomas Schmidt

Der wohlgemeinte Ratschlag des Polizeisprechers könnte kaum deutlicher ausfallen: "Bloß nicht nachmachen!", betont Florian Hirschauer. Die Chuzpe, die ein 69-jähriger Mitarbeiter eines kleinen Lotto-Ladens in Feldmoching bei einem Raubüberfall an den Tag gelegt hat, ist außergewöhnlich. In seinem Fall außergewöhnlich erfolgreich. Ob ein solches Maß an Furchtlosigkeit allerdings auch klug ist, sei dahingestellt.

Die Geschichte dieses Mannes ohne Nerven geht so: Er ist der Vater des Geschäftsführers eines Ladens an der Josef-Frankl-Straße und gerade im Dienst, als am Mittwoch gegen 17.40 Uhr plötzlich ein Mann hereinstürmt: schwarzer Kapuzenpullover, Handschuhe, das Gesicht maskiert mit einem Palästinensertuch, in der Faust eine Waffe. In dialektfreiem Hochdeutsch kläfft er den 69-Jährigen an, er solle das Bargeld rausrücken, dabei hält er seinem Gegenüber die Waffe ins Gesicht. Eine Situation, in der man schon mal die Nerven verlieren kann.

Doch was macht der 69-Jährige? Er bleibt ruhig, streckt die Hand aus - und zupft dem Räuber das Tuch vom Gesicht. Ein Oberlippenbart kommt sogleich zum Vorschein. Der Gesichtsausdruck des derart enttarnten Kriminellen ist dem Bericht der Polizei leider nicht zu entnehmen, man darf aber wohl annehmen, dass er ziemlich perplex war.

Als der furchtlose Vater, ein gebürtiger Augsburger, dann auch noch laut nach seinem Sohn ruft, wird es dem Räuber zu viel: Er dreht sich um und läuft ohne Beute davon. Nun fahndet die Polizei nach ihm. Schließlich kennt der 69-Jährige sein Gesicht.

© SZ vom 05.01.2018 / tbs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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