Feldmoching:Mehr Menschen, mehr Autos

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Vor allem der zusätzliche Verkehr und die Möglichkeiten, den dörflichen Charakter des Viertels zu bewahren, beschäftigten die Feldmochinger im Hinblick auf das neue Siedlungsgebiet im Norden

Von Simon Schramm, Feldmoching

Das Viertel wird sich wandeln, so viel steht fest. Mit zwei neuen Wohnbaugebieten wird der Stadtteil in den nächsten Jahren erheblich wachsen. Zum einen sind rund 600 Wohnungen nahe dem Bahnhof geplant, und seit vergangenem Jahr ist bekannt, dass ein weiteres Siedlungsgebiet mit etwa 600 Wohnungen im Norden des Viertels entstehen wird. Die Stadt hat sich vorgenommen, die Bürger bei dieser Entwicklung einzubinden. Ähnlich wie bei der Veranstaltung zum ersten Projekt wurde nun beim Workshop zum nördlichen Neubaugebiet deutlich, dass die Feldmochinger zwei Fragen beschäftigen: Wie soll mit dem zusätzlichen Verkehr umgegangen werden, und wie bewahrt das Viertel den dörflichen Charakter?

Baut niedrig, nicht mehr als zwei oder drei Geschosse. Und: Passen Geschossbauten zu Feldmoching? So formulieren manche Bewohner ihre Unsicherheit. Die Vertreter der Stadt bekräftigten, wie notwendig die Bebauung angesichts der Wohnungsknappheit ist. Und sie merkten an, dass sich die Bebauung am Bestand orientieren soll. Zur Diskussion steht noch, wie sich die Gebäude auf dem acht Hektar großen Gelände staffeln werden - am Rand niedrig und nur zur Mitte hin in die Höhe, oder am Rand höheren Geschossbauten und im Inneren niedrige Bauten. Zwei Hektar des Areals sollen als Grünfläche gestaltet werden.

Etwa 1400 neue Bewohner werden in dem neuen Wohnquartier erwartet, das an die Hochmuttinger Straße und die Herbergstraße grenzt. Die Bauträger: Demos Wohnbau GmbH, HI Wohnbau GmbH, Wowobau Wohnungsbaugesellschaft mbH. Vor großen Aufgaben werden die Verkehrsplaner stehen: Nach Berechnungen eines Expertenbüros wird der zusätzliche Verkehr etwa 1500 bis 1800 Autos am Tag betragen, zusätzlich zum Bestandsverkehr in der Herbergsstraße von 3500 bis 4000 Autos im täglichen Schnitt. Bei dieser Nachricht grummelte es im Publikum im Pfarrsaal von Sankt Peter und Paul: Eine Baustelle während des Untersuchungszeitraumes habe das Ergebnis verfälscht. Und auch die Belastung durch das nahe gelegene zweite Neubaugebiet solle in die Rechnung einbezogen werden.

Relevant ist diese Frage auch wegen einer Bemerkung von Baudirektor Hans Konrad vom Planungsreferat, denn: Der Plan, eine Berufsschule auf dem Areal an der Raheinstraße zu errichten, das nahe dem Neubaugebiet liegt, ist vom Tisch. Unklar ist noch, ob dort Wohnungen entstehen. Die Stadt will eine weitere Verkehrszählung durchführen, auch wenn die Auswirkungen der Baustelle ursprünglich mituntersucht wurden. "Der zusätzliche Verkehr führt zu einem absehbaren Chaos", sagte ein Anlieger, schließlich würde der Neuverkehr über bestehende neuralgische Punkte im Viertel fahren, wie die Lerchen- oder die Feldmochinger Straße. Eine Bewohnerin merkte an: "Das Fahrradfahren in der Herbergstraße ist jetzt schon gefährlich." Viele Bewohner fürchten, dass sich mit dem steigenden Verkehrsaufkommen die Situation verschärft. Feldmoching leide auch unter dem Schleichverkehr von Landkreis-Pendlern.

Die Problem der drohenden Verkehrsbelastung hängt mit einem Mangel zusammen, der das Viertel schon lange beschäftigt: die schlechte Nahversorgung, die im Zuge des Neubaus verbessert werden sollte, so ein weiteres Anliegen der Bewohner. Um zu Einkaufsmöglichkeiten zu gelangen, müssten die Bewohner sonst wieder das Auto nehmen. Möglicherweise erhöhe sich die Staugefahr, wenn Eingänge zum Areal zu Nadelöhren gerieten. Eine Idee, die im Workshop entstanden ist: das Gelände womöglich über eine Nordtangente anbinden.

Oft wiesen Bewohner auf die Notwendigkeit hin, ein Freizeitangebot zu schaffen. "Es sollte auch ganzjährig genutzt werden können", forderte ein Bewohner und schlug einen Kunstrasen oder eine Skateanlage vor. Offen ist noch, ob es einen Schallschutz braucht. Pegelbelastungen durch Autobahn und Bahntrasse lägen in einem Bereich, bei dem eine Wohnbebauung noch möglich sei, erklärte eine Expertin. Der Bolzplatz soll wegen der Lärmeinwirkung nur noch für Jugendliche zugänglich sein; dafür soll im Norden eine Sportanlage für Erwachsene entstehen. Ein neuer Schulstandort sei nicht notwendig, hat das Bildungsreferat festgestellt. Zwei Kitas sind im Neubaugebiet geplant.

Das Planungsreferat will bis Mitte April die Ergebnisse des Workshops online stellen, die Eckdaten zusammenfassen und dem Bezirksausschuss vorlegen. Mitte des Jahres soll der städtebauliche Wettbewerb ausgelobt werden, dessen Ergebnis im Herbst präsentiert werden soll. Danach folgt das Prozedere bis zum Bebauungsplan. In einer der Workshopgruppen wurde erwähnt, dass mit einem Baubeginn wahrscheinlich 2020 zu rechnen ist.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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