Feldmoching:Aufschrei der Empörung

Stadt weist riesiges Entwicklungs- bzw. Siedlungsgebiet aus rund um den Feldmochinger See. Thema: Wo kann München noch wachsen?

Freies Land: gesehen von der Grashofstraße Richtung Ost.

(Foto: Florian Peljak)

CSU und Grüne wettern gegen Entwicklungsplan im Norden

Von Renate Winkler-Schlang, Feldmoching

Die Sondersitzung des Bezirksausschusses Feldmoching-Hasenbergl zur Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme SEM Nord am Freitagabend wäre nicht mehr dringend gewesen, denn das Planungsreferat hat auf die bei der Bürgerversammlung und der Infoveranstaltung vorgetragenen Proteste reagiert: Es hat den für Mittwoch, 3. Mai, vorgesehenen Beschluss zur "Vorbereitenden Untersuchung" von der Tagesordnung genommen und auf unbestimmte Zeit vertagt. Ohnehin hätte der Bezirksausschuss nicht einmal ein Anhörungsrecht, er kann nur eine Empfehlung aussprechen. Dennoch war der Pfarrsaal von St. Peter und Paul voll besetzt: Die Feldmochinger wollten wissen, wie "ihre" Politiker zu diesem Mammutwohnungsbauprojekt auf 900 Hektar stehen - und natürlich wollten sie erneut die Chance nutzen, lautstark und emotional ihre kritische Haltung zu zeigen.

Die Gegner der SEM rund um die Bürgerinitiative mit dem programmatischen Namen "Heimatboden" hätten eigentlich zufrieden sein können, denn die CSU und die Grünen hatten Anträge gegen die Maßnahme eingebracht. Doch beide Parteien fanden den jeweils anderen Antrag unzulänglich - und die Bürger verstanden die Welt nicht mehr. Für die CSU hatte Rainer Großmann eine Liste mit fünf Argumenten gegen die SEM vorgetragen: Sie sei demokratisch nicht legitimiert. Es fehle ein Gesamtkonzept. Das Einfrieren der Bodenpreise gefährde schon jetzt die Landwirtschaft. Die Flächen seien zudem ökologisch zu wertvoll für Wohnungsbau. Und der Verkehr stoße heute schon an Grenzen. Frenetischer Beifall aus dem Saal war der CSU sicher. Weil zwei Grüne und zwei SPD-Mitglieder fehlten, hatte sie eine knappe Mehrheit von zwölf zu zehn Stimmen.

Den Grünen ging der CSU-Antrag nicht weit genug: Sie fordern laut Hans Kübler stattdessen "eine unveränderte Fortführung des bestehenden Flächennutzungsplanes", sie verwiesen auf Flora, Fauna und regional produzierte Lebensmittel. Als "blauäugig" bezeichnete die CSU-Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann diese Argumentation. Außer den Grünen stimmte nur Gabriele Meissner (SPD) dafür; damit war der Antrag durchgefallen.

Die Bürger hielten das alles für das falsche Signal ans Rathaus, sie hätten sich ein eindeutiges, einträchtiges Votum des Bezirksausschusses gewünscht. Hart ins Gericht gingen sie vor allem mit dem Bezirksausschuss-Vorsitzenden Markus Auerbach (SPD), der versucht hatte, dafür zu werben, zumindest die "Vorbereitende Untersuchung" abzuwarten. Diese würde die Situation "systematisch erkunden" und die Betroffenen könnten detailliert informiert werden. Doch Auerbach drang nicht so recht durch. Er ließ sich aber nicht beeindrucken von der Mehrheit im Saal, die forderte, er solle sich nach ihr richten, wolle er erneut gewählt werden. Er vertrete den gesamten Stadtbezirk - auch das einwohnerstarke Hasenbergl, konterte der BA-Chef. Landwirt Martin Zech von Heimatboden jedoch blieb dabei: "Das wäre das Ende Feldmochings."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: