Escort-Service:Menschenhandel aufgeflogen

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Sie zahlten keine Steuern - das wurde den Betreibern eines Escort-Services zum Verhängnis. Denn ausgerechnet die Steuerbeamten decken mehrere Straftaten im Rotlicht-Milieu auf.

Stefan Simon

Der Fall erinnert an Al Capone, auch wenn es nicht um die Prohibition geht: Bei der Razzia in einem Escort-Service im Münchner Süden hat die Polizei mehrere Straftaten aus dem Rotlicht-Milieu aufgedeckt. Gegen die Betreiber, einen 46 Jahre alten Münchner und eine 37-Jährige aus dem Münchner Umland, geht die Staatsanwaltschaft nun wegen Menschenhandels und der Förderung sexueller Handlungen Minderjähriger vor. Angestoßen wurden die Ermittlungen, wie seinerzeit bei Al Capone, von Steuerfahndern.

Der Fiskus und die Sitte heben im Münchner Süden einen Escort-Dienst mit einer minderjährigen Prostituierten aus. (Symbol) (Foto: AFP)

Im Internet hatte der Service mit der Vermittlung von "Begleitdamen" geworben, die laut Polizei "auch sexuelle Dienste an Kunden im Haus- und Hotelbereich gegen Entgelt leisteten". In der Zeit von April 2008 bis April 2009 befand sich unter den Damen auch ein 17-jähriges Mädchen - eine Minderjährige also. Sie steckte nicht nur in finanziellen, sondern auch familiären Problemen und ließ sich von den Versprechen blenden, die ihr die Betreiber der Escort-Firma machten.

Dass sie als Prostituierte angeblich viel Geld verdienen könnten, lockte auch zwei andere junge Frauen, die damals allerdings schon 18 und 20 Jahre alt, also volljährig waren. Obwohl die Vermittler ein Drittel ihrer Einnahmen als "Provision" einbehielten, ließen sich alle drei jungen Frauen auf das Geschäft mit ihnen ein.

Dass es keiner der Beteiligten allzu genau nahm, als es um das Versteuern der Beträge ging, wurde ihnen am Ende zum Verhängnis. Weder die Frauen noch ihre Vermittler führten nämlich auch nur einen Euro ans Finanzamt ab - das blieb nicht lange unentdeckt. Der Fiskus informierte die Kripo, und mit Beamten der "Sitte" wurde der Laden dann gestürmt. Beweismaterial gab es reichlich - und auch mehrere teure Autos und eine Fotostudio-Ausrüstung, die beschlagnahmt wurden, um einen Teil der Steuerschulden zu beglichen.

© SZ vom 05.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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