Es begab sich...:Auf Stroh gebettet

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Jürgen Neubarth organisiert im Bayerischen Pilgerbüro an der Dachauer Straße seit mehr als 35 Jahren Reisen nach Bethlehem. (Foto: Stephan Rumpf)

Jürgen Neubarth organisiert Reisen nach Bethlehem

Von Yasmin Ismail

"Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem..."

Der Eingang zur Kirche ist unscheinbar. So, dass er kaum wahrzunehmen ist. Gerade mal ein kleines Loch im Gemäuer. Man muss sich sogar bücken, um hineinzugelangen. Wenn unzählige Touristen aus den Reisebussen steigen, um diese heilige Stätte zu besichtigen, könnten sie den Eingang fast verfehlen. Doch eine lange Warteschlange weist darauf hin, dass sie genau am richtigen Ort sind: der Geburtskirche Jesu Christi in Bethlehem. Sie wurde religiösen Überlieferungen zufolge über der Grotte errichtet, in der Maria Jesus zur Welt brachte. Warum der Eingang so niedrig ist, weiß keiner so genau. Ob verhindert werden sollte, dass Kreuzfahrer mit ihren Pferden hinein reiten, oder ob der Eingang bewusst niedrig gebaut wurde, damit man sich beim Eintreten verneigen musste - "jeder Guide", sagt Jürgen Neubarth (Foto: Stephan Rumpf), "erzählt eine andere Geschichte". Neubarth organisiert im Bayerischen Pilgerbüro an der Dachauer Straße seit mehr als 35 Jahren Reisen ins Heilige Land.

In der Grotte weist ein Mönch den Weg zum 14-zackigen Stern, der genau die Geburtsstelle Jesu kennzeichnet. Lang warten die Besucher auf diesen Moment: Sie wollen den Stern küssen, sie wollen beten. Doch für ein Vaterunser bleibt oft kaum Zeit, der Andrang ist zu groß. Auf den Feldern, auf denen einst ein Engel den Hirten die Botschaft von Christi Geburt verkündet haben soll, geht es in einer kleinen Kapelle ruhiger zu. Jürgen Neubarth erinnert sich an die Begegnung mit einer philippinischen Reisegruppe: "Sie sangen Gloria-Lieder, die Strophen waren zwar in einer anderen Sprache, aber den Refrain konnte auch ich mitsingen." In solchen Momenten läuft ihm dann ein Schauer über den Rücken.

Menschen reisen nach Bethlehem, um sich auf eine religiöse Spurensuche zu begeben, sie suchen nach Antworten auf das Wunder der Geburt Christi. Und sie nehmen sich Strohsterne, die die Schaufenster schmücken, mit nach Hause. Sogar diese Sterne haben eine tiefere Bedeutung: Auf Stroh wurde Jesus gebettet, der Stern symbolisiert seine Auferstehung. Ob es sich lohnt, die Festtage in Bethlehem zu verbringen? "Naja", sagt Jürgen Neubarth lachend, "ich muss ja auch nicht an Elvis' Todestag in Memphis sein".

Als Adventskalender erzählt die Stadtviertel- Redaktion bis Weihnachten Münchner Geschichten um Schlüsselworte aus den Weihnachtsevangelien nach Lukas und Matthäus. Morgen: Maria.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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