Wartenberg:Ude schwört der dritten Startbahn ab

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Christian Ude fährt mit einer Kutsche vom Wartenberger Marktplatz zum Volksfestplatz (Foto: Bauersachs)

"Ich werde der erste bayerische Ministerpräsident sein, der schon bei seinem Amtsantritt eine stattliche Leistungsbilanz vorweisen kann", verkündet der Münchner Oberbürgermeister bei einem Besuch in Wartenberg

Von Wolfgang Schmidt, Wartenberg

Bei seinem ersten und einzigen Wahlkampfauftritt im Landkreis Erding hat der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude die Genossen auf den Wechsel in der Staatsregierung eingestimmt und ein deutliches Bekenntnis gegen eine dritte Start- und Landebahn am Flughafen im Erdinger Moos abgelegt. Der Seehofer-Herausforderer rief die Genossen auf, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Für ihn persönlich ist mangelndes Selbstbewusstsein angesichts seiner politischen Vita natürlich kein Thema. Ude sagte, wenn das mit der Wahl am 15. September klappen sollte, "werde ich der erste bayerische Ministerpräsident sein, der schon bei seinem Amtsantritt eine stattliche Leistungsbilanz vorweisen kann".

Sorgenfalten auf der Stirn

Kurz vor 18 Uhr war die Lage im Wartenberger Volksfestzelt noch ziemlich übersichtlich. Und angesichts der subtropischen Temperaturen schlichen sich doch einige Sorgenfalten auf die Stirn der Veranstalter. Doch als Ude mit etwas Verspätung in der Pferdekutsche vorgefahren kam, waren die Tische gut gefüllt.

Die Blasmusik intonierte den Marsch "Mein Heimatland" als er ins Zelt einzog mit den örtlichen Kandidaten für Landtag, Bezirkstag und Bundestag im Schlepptau. Ude hatte seinen entschlossenen Dompteurblick im Gesicht, schließlich wagte er sich ja in die Höhle des Löwen - als ehemals bekennender Befürworter einer dritten Startbahn.

Das Startbahn-Thema ging Ude sofort offensiv an, wovon nicht nur die flugs hochgekrempelten Ärmel des noch blütenweißen Hemdes zeugten. Er wolle gar "nicht unter den Teppich kehren", rief Ude den rund 300 Zuhörern zu, dass er noch vor einem Jahr nicht der gleichen Meinung gewesen sei wie sie. Ude erinnert daran, dass in den Ausbauplänen von 1972 sogar Platz für eine vierte Startbahn vorgesehen war. Doch seither hätten sich die Rahmenbedingen gewaltig geändert. So stiegen zwar die Passagierzahlen an, die Zahl der Flugbewegungen aber gehe seit 2008 kontinuierlich zurück. Das liege daran, dass immer größere Flieger eingesetzt würden. Und was die Auslastung der Flüge anginge, warf Ude den Fluggesellschaften Tricksereien vor: Die würden immer wieder einmal Flüge einfach ausfallen lassen, anschließend zwei zusammenlegen und mit diesem Dreh natürlich die Auslastung ihrer Maschinen steigern.

"Kas noch nicht gegessen"

Was jetzt aber zähle, sei die aktuelle Situation. Und da habe das Trio aus SPD, Grünen und Freien Wählern am Wochenanfang einen bemerkenswerten Auftritt gehabt. Das wichtigste Thema ihrer Zusammenkunft sei die dritte Startbahn gewesen, "die manche irrtümlich schon für erledigt halten". Zwar sei das Bürgervotum in München eindeutig ausgefallen und der Wählerwille müsse "die Richtschnur für die Politik sein". Das gelte offensichtlich aber nicht für das schwarzgelbe Lager, das stünde für "die Missachtung des Bürgerwillens". Als Beweis führte Ude an, der Prozess in Sachen dritte Startbahn werde mit immensen Kosten weitergeführt, in der Hoffnung, dass mit der Gerichtsentscheidung der Bürgerwille unterlaufen werden könne. "Der Kas ist noch nicht gebissen", rief Ude ins Zelt. Und er bekräftigte noch einmal, es gebe keine Koalition, in der nicht jeder eindeutig "Nein" zur dritten Startbahn sagt.

Selbstverständlich unternahm der Redner auch noch einen Ausflug in den Rest des Freistaats, rechnete den wirtschaftlichen Erfolg der Münchner Stadtwerke gegen das Verscherbeln der Bayernwerke auf oder stellte das solide Geschäftsgebaren der Stadtsparkasse dem Fiasko der Landesbank gegenüber. Ganz wichtig war es Ude auch, unbegründete Ängste vor einem Trio an der Regierungsspitze in Bayern zu nehmen. Nicht jedes Dreigestirn müsse so sein wie "Rösler, Merkel und Seehofer".

Neben Christian Ude bekamen am Dienstag auch die lokalen Kandidatinnen und Kandidaten Elif Cindik-Herbrüggen und Horst Schmidt (Landtag) sowie Ulla Dieckmann und Michael Gruber (Bezirkstag) eine Bühne. Die konnten sich in einem lockeren Talk mit dem SPD-Kreisrat Manfred Slawny vorstellen und wie etwa Gruber die Frage beantworten, warum er als Marktgemeinderat in Wartenberg und als Erdinger Kreisrat sich noch nicht richtig ausgelastet fühlt.

© SZ vom 20.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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