Luftverschmutzung:Wartenberger Räte beunruhigt Ultrafeinstaub

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Für den Anfang soll die mobile Messstation der FMG aufgestellt werden und der Bürgerverein Freising einen Vortrag halten

Von Gerhard Wilhelm, Wartenberg

Aufgeschreckt durch einen Vortrag des Bürgervereins Freising über die Ultrafeinstaub-Belastung rund um den Flughafen in Hallbergmoos, versucht derzeit der Gemeinderat Wartenberg auch für sein Gebiet aussagekräftige Werte zu bekommen. In einer früheren Sitzung hatte man sich darauf geeinigt, dass auf Gemeindegebiet dafür eine Messstation aufgestellt werden soll - wenn es geht, ohne Kosten für die Kommune. Und Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) sollte aufgefordert werden, dass ihr Ministerium so ein Gerät aufstellt. Doch die Antwort fiel negativ aus: "Aus fachlicher Sicht besteht keine Notwendigkeit, dass die Gemeinde selbst Messungen durchführt." Doch damit will sich der Gemeinderat nicht zufrieden geben. Jetzt soll zumindest für den Anfang die mobile Luftgütemessstation, die die Flughafen München GmbH zur Verfügung stellt, für ein halbes Jahr in Wartenberg aufgestellt werden. Da diese aber keine Ultrafeinstäube (Partikel unter 0,1 Mikrometer) misst, soll zudem die Bürgerinitiative (BI) zu einem Vortrag bei der nächsten Bürgerversammlung am 23. November eingeladen werden.

Die BI hatte im Juni in Hallbergmoos Alarm geschlagen. Bei einem Vortrag im dortigen Gemeinderat hatte der Verein die Ergebnisse von eigenen Messungen rund um den Flughafen vorgestellt. Seit Januar habe man etwa 60 Messfahrten rund um den Flughafen absolviert und dabei herausgefunden, dass jeweils in Windrichtung massive Feinststaub-Werte festgestellt werden können. "Das Flughafenumland lebt in einer Abgasfahne", sagte die Lungenärztin Heidi Bisping-Arnold. Am Ende waren die Gemeinderäte schockiert und beschlossen einstimmig, den Flughafen aufzufordern, ein geeignetes Messgerät für Ultrafeinststäube anzuschaffen. Tut er es nicht, will die Gemeinde selbst eines erwerben - Kostenpunkt rund 10 000 Euro.

So viel Geld hat das im Vergleich zu Hallbergmoos arme Wartenberg aber nicht, deshalb die Anfrage an die Umweltministerin, da sie, wie es der Titel schon sagt, für die Umwelt zuständig sei. Und als Maria Thalheimerin eigentlich auch interessiert sein müsste, was an Feinstäuben vom Himmel komme. Doch die Antwort verwies nur auf 54 über Bayern verteilte repräsentative Messstationen des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Zugegeben wird allerdings, dass davon keine im Landkreis Erding stehe - aber in Landshut und München. Fazit: Seit 2007 werde sowohl der Grenzwert für Partikel mit einem maximalen Durchmesser von zehn Mikrometer (PM 10) als auch kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2,5) in ganz Bayern eingehalten. "Damit ist sicher anzunehmen, dass auch in Wartenberg die Grenzwerte eingehalten werden", heißt es im Antwortschreiben. Zudem wird auf zwei mobile Messstationen der FMG verwiesen, die an den Standorten Fraunberg und Eitting gezeigt hätten, dass die Luftqualität gut sei. Zu dem Thema Ultrafeinstäube wird vom Ministerium darauf verwiesen, dass es EU- und deutschlandweit bisher keine Grenzwerte oder Beurteilungsgrundlagen gebe. Selbst die Weltgesundheitsorganisation gebe für diese Ultrafeinstäube bisher keine Richtwerte bekannt, da die Datenbasis zu gesundheitlichen Effekten noch zu gering sei. Messergebnisse wie sie von Privatpersonen durchgeführt würden, könnten daher fachlich nicht bewertet werden. Dies sieht die BI anders. Gerade Ultrafeinstäube seien gefährlich, da die Partikel durch die Lungenbläschen ins Blut gelangen und Organe, Gehirn und Blutgefäße schädigen könnten.

Obwohl diese mobile Station der FMG auch nur - neben einigen anderen Werten wie Stickstoffdioxid oder Ozon - die Feinstäube PM10 und PM2,5 misst, einigten sich die Gemeinderäte darauf, zumindest diese Messeinrichtung in der Gemeinde aufstellen zu lassen. Die FMG habe schon ihre Zusage gegebenen, sagte Bürgermeister Manfred Ranft (FW). Damit soll zumindest erreicht werden, dass man bei diesen Stoffen Vergleichswerte für den Fall bekommt, wenn sich die Belastung Wartenbergs durch die dritte Startbahn möglicherweise erhöht. Gemeinderat Michael Paulini (SPD) drängte darauf, dass die Gemeinde die gemessenen Werte im 15-Minuten-Intervall bekomme, nicht als Mittelwert über 24 Stunden. "Ein Stamperl Schnaps am Tag ist nicht viel, aber es sind sieben Liter im Jahr. Und sieben Liter in der Woche sind viel", sagte er als Vergleich.

Hans-Peter Melzl, Teamleiter Klima, Luft und Boden der FMG, meint dazu: "Bei PM10 und PM2,5 wird die Mittelung über 24 Stunden angegeben, weil das der einschlägigen Verordnung entspricht. Im Internet kann man beim Feinstaub PM10 und PM2,5 aber auch Mittelwerte über eine Stunde sehen. Ein noch engerer Zeitraum bringt eigentlich keine Zusatzinfo mehr."

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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