Lengdorf:Heimatliche Klänge

Lesezeit: 2 min

Ein "ganz normaler Mensch": Ilse Aigner macht Wahlkampf in Lengdorf. Die Bundesministerin hat wenig Überraschendes zu sagen, dafür gibt sie ihren Zuhörern Einkaufstipps

Von Florian Tempel

Die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner war am Dienstag in Lengdorf auf Einladung der Landtagskandidatin Ulrike Scharf (Foto: Bauersachs)

Ein nicht unwesentlicher Teil des Wahlkampfauftritts von Ilse Aigner (CSU) in Lengdorf waren die Begrüßungen. Als erstes vor dem Gasthaus Menzinger mit einem von der Blaskapelle Isen intonierten Marsch. "Es gibt nichts Schöneres, wenn unten eine Blaskapelle steht und einen so begrüßt", befand Landtagskandidatin Ulrike Scharf kurz darauf im Saal im ersten Stock. Oder doch? Hier sang zu Aigners Willkommen der Landfrauenchor: "Wenn morgens früh die Sonn' aufgeht." Scharf, die Aigner nach Lengdorf geholt hatte, war begeistert: "Das ist heute wie ein Festtag." Nicht nur wegen der schönen Musik, sondern vor allem, weil es "etwas ganz Besonderes ist, wenn eine Bundesministerin zu uns in den Landkreis kommt".

Ilse Aigner war freilich nicht nur als Ministerin des Kabinetts Merkel gekommen, sondern vor allem als Kandidatin. Nach 15 Jahren als Bundestagsabgeordnete, davon fünf Jahren als Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, kehrt sie zur Landtagswahl am 15. September heim. Was sie sehr gerne tue, da ihr viel an ihrer Heimat liegt: die schöne Landschaft, die guten Menschen und der hier vorhandene "christlich-abendländische Kulturkreis". Letzteren habe sie "auf der Berliner Bühne" oft vermisst, was sie anhand einer Begebenheit illustrierte. Als es Streit um ein Kreuz gab, das im Besucherraum ihres Ministeriums aufgehängt wurde, sei das eine Diskussion gewesen, die sie "verstört" habe. Denn: "Ich habe auch eine Verantwortung vor einer höheren Instanz." Sagte Aigner und verband das mit der Erklärung: "Und deshalb kehre ich zurück nach Bayern."

Schon der musikalische Auftakt zu Aigners Rede vor mehr als 250 CSU-Anhängern, weitaus mehr Frauen als Männer, bündelte ihre wesentlichen Aussagen. Der Landfrauenchor sang: "Es muss ein Sonntag g'wesen sei, ein Tag voll hellem Sonnenschein, wie unser Bayernland entstanden ist (. . .), wo könnt' es schöner sein."

Aigner legte in ihrem ersten Satz fest, dass sie nicht als Nachfolgerin von Horst Seehofer aus der Bundes- in die Landespolitik wechsle. Der bayerische Ministerpräsident sei "nur mein Vorgänger als Landwirtschaftsminister". Zudem legte sie Wert auf die Feststellung, dass sie kein hohes Tier sei, sondern ein "ganz normaler Mensch". Womit sie zu einem großen Lob des Ehrenamtes überleitete, das sie mit dem Hinweis begann, dass Ulrike Scharf ihre Nachfolgerin als Vorsitzende der bayerischen Wasserwacht ist. Im Allgemeinen sei für sie "ein Leben ohne Vereinsleben" nicht vorstellbar, sagte Aigner, denn "es gibt doch nichts Schöneres" als Gemeinschaftserlebnisse. Im fließenden Übergang kam sie so zur Hochwasserkatastrophe und der Welle der Hilfsbereitschaft, die sie beide als "unglaublich" einstuften. An dieser Stelle flocht sie einen Seitenhieb auf den SPD-Spitzenkandidaten Christian Ude ein, der im Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe "blöd daherredet". Dann würdigte sie den Mittelstand als einen "Schatz, den man nicht hoch genug einschätzen kann", und sprach sich gegen Vermögensteuer und zu hohe Erbschaftssteuern aus. Beim Thema Familienpolitik forderte sie die Beibehaltung des Ehegattensplittings und verlor kein Wort zum Betreuungsgeld. Bei der Bildungspolitik lobte sie das Handwerk und sagte, "es müssen nicht alle auf die Hochschule gehen".

Am Ende widmete sich Aigner den Themen, für die sie als Ministerin zuständig ist. Sie werde die Landwirtschaft weiter gegen viele Fronten verteidigen: Gegen "grüne G'scheithaferl", die keine Ahnung hätten, gegen Flächenstilllegungen und zu rigide Ausgleichsflächenregelungen, und gegen die EU-Agrarpolitik. Zu Ernährungsfragen hatte sie - die vielen Lebensmittelskandale in ihrer Amtszeit auslassend- praktische Tipps: Nie hungrig und ohne Zettel einkaufen gehen, Reste verwerten, mal wieder Obst aus dem eigenen Garten einmachen und den Kinder zeigen, wie man ein Butterbrot schmiert.

Vor dem abschließenden, als Diskussion gedachten Abschnitt, der keine Diskussion wurde, sang der Landfrauenchor "Die Gedanken sind frei." Das Publikum war mehrheitlich der Meinung, dass Aigner sehr gut geredet hatte.

© SZ vom 18.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: