Isen:Stimmungskiller

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Hans Well ärgert sich bei seiner Rückkehr auf die Bühne über die Bestimmungen der Feuerwehr. Das Publikum sitzt in fast unerreichbarer Ferne.

Matthias Vogel

Wenn jemand etwas völlig Neues erwartet hätte, wäre er am vergangenen Freitag enttäuscht worden. Hat aber niemand, und so kamen die 300 Zuschauer beim Auftritt des Ex-Biermösl Hans Well und seinen Künstlerkollegen in der Mehrzweckhalle zu Grottenau voll auf ihre Kosten. Musikalisches Kabarett, verpackt in alpenländischer Volksmusik und in bester Biermösl-Blosn-Manier - was wollten sie denn auch mehr?

Am Publikum gab es nichts zu monieren, an diesem Tage beruhte die Liebe auf Gegenseitigkeit. Es war der Spielort in der Mehrzweckhalle Grottenau, der Well und seinem neuen Ensemble den Abend vermieste. (Foto: Renate Schmidt)

Der Künstler war es, der etwas an seiner Rückkehr auf die Bühne - zwei Monate nach der Trennung von seinen beiden Brüdern Christoph und Michael - auszusetzen hatte. Am Publikum gab es nichts zu monieren, an diesem Tage beruhte die Liebe auf Gegenseitigkeit. Es war der Spielort, der Well den Abend versäuerte. "Durch absurde Feuerwehr-Bestimmungen war der Saal nahezu unbespielbar." Zwischen den Reihen - Bierbänke und Tische waren aufgestellt - sei ein Abstand von drei bis vier Metern einzuhalten gewesen, sodass das Publikum fast unerreichbar weit weg war von der Bühne.

Früher war die Mehrzweckhalle für 600 Personen zugelassen, heute sind es nur noch 400, die in der Halle Platz haben. "Passiert war in den vergangenen Jahrzehnten offenkundig nie etwas, aber Feuerwehrbestimmungen sind halt unumstößlich", wetterte Well. Die Veranstalter hätten sich leider an diese Fluchtweg-Anordnung halten müssen, die er so während seiner 35-jährigen Laufbahn noch nie erlebt habe.

Bis zur ersten Reihe waren schon vier Meter Platz. Schwierig, eine gute Atmosphäre herzustellen. Dass es trotzdem ein ganz passabler Abend wurde, habe auch am guten Publikum gelegen, das diese Situation willig in Kauf nahm, erklärte Well. "Aber für uns war es in dieser ungewohnten Konstellation nicht einfach", sagte Well. "Aber diese Erfahrung zeigt wieder, wer die eigentliche Macht im Lande ist: die Feuerwehrgeneräle in den Landratsämtern."

Mit dem Debüt der neuen Formation waren die Fans immerhin hoch zufrieden. Monika Drasch, früher Frontfrau des Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinns und wegen ihrer rot gefärbten Haare akustisch wie optisch ein Reiz, ließ einen Beobachter zu dem Schluss kommen: "Monika Drasch ist top, der Auftritt war wie einer von den Biermösl-Blosn, nur mit Frauenstimme." Etwas war dann doch anders: Michael von Mücke brach mit seinem "Flatrate-Rap" völlig mit der Biermösl-Tradition und bei den vier Zugaben verschwand das Ensemble kurz hinter einem Vorhang. "In der Garderobe war es lausig kalt", sagte Well. In der Grottenau wird er so schnell wohl nicht mehr zu sehen sein.

© SZ vom 13.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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