Fluten in Erding:Das schwerste Hochwasser seit Jahrzehnten

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Ein Erdinger kämpft sich durch die Wassermassen, passenderweise Am Altwasser (Foto: Renate Schmidt)

Dutzende überflutete Keller, evakuierte Häuser in Altenerding und großflächige Überschwemmungen im gesamten Landkreis. Aufgrund des Katastrophenfalls fiel am Montag in allen Schulen der Unterricht aus

Von Alexandra Maier

Nach einem dramatischen Wochenende hat sich die Hochwasserlage an Isen, Vils, Sempt und Strogen am Montagmorgen wieder entspannt. Seit Sonntagabend um 19.25 Uhr galt für den Landkreis der Katastrophenfall. "Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil wir die Gesamtschadenslage im Blick hatten", erklärte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bei einer Pressekonferenz. Gesamtschadenslage, das bedeutet in diesem Fall ganz konkret: dutzende überflutete Keller, evakuierte Häuser in Altenerding, großflächige Überschwemmungen im gesamten Landkreis - kurz: das schwerste Hochwasser seit Jahrzehnten. "An so ein Hochwasser kann ich mich überhaupt nicht erinnern", sagte Bayerstorfer. Die Hochwasser der vergangenen Jahre seien stets lokal begrenzt gewesen und hätten nicht den gesamten Landkreis getroffen.

Seit Montagmorgen sinken die Pegel wieder. Wie das Wasserwirtschaftsamt mitteilte, sei der Scheitel erreicht. Das bedeute eine gewisse Entspannung der Lage, "Entwarnung geben" konnte Landrat Bayerstorfer gestern jedoch noch nicht. Zwar habe auch der Deutsche Wetterdienst die Unwetterwarnung bereits aufgehoben, die wirkliche Entspannung im Raum Erding werde jedoch erst zeitverzögert eintreten.

Die Einsatzkräfte hatten vor allem mit zwei Hochwasser-Schwerpunkten zu kämpfen: einmal in Altenerding, wo 31 Personen ihre Häuser verlassen mussten, und zum anderen Dorfen. Dort konnte das Regenrückhaltebecken die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Es lief an mehreren Stellen über. Neben diesen beiden Brennpunkten, waren jedoch nahezu alle Gemeinden im Landkreis betroffen, die in irgendeiner Weise am Wasser liegen: "Auch kleinere Fließgewässer haben Probleme gemacht", sagte Bayerstorfer. So liefen auch in Ottenhofen, Forstern, Pastetten und Taufkirchen Keller voll, es kam zu weitläufigen Überschwemmungen. In Wartenberg traf man Vorkehrungen für eine eventuelle Evakuierung. Nur das Holzland blieb weitgehend verschont. "Dieses Mal sind Gebiete betroffen, von denen wir das gar nicht kennen und andere dafür nicht", sagte Bayerstorfer. Das zeige aber auch, dass die Schutzmaßnahmen, die in Folge vergangener Hochwasser unternommen wurden, funktionierten und ihre Wirkung nicht verfehlen.

Aufgrund des Katastrophenfalls fiel am Montag in allen Schulen im Landkreis Erding die Schule aus. Auch die Abiturprüfungen an der Fachoberschule mussten vertagt werden. "Weil der Busverkehr über weite Strecken lahmgelegt war, konnten wir eine sichere Beförderung der Schüler nicht gewährleisten. Deswegen haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen", begründete Bayerstorfer. Nach einer weiteren Zusammenkunft des Krisenteams steht nun aber fest: Am Dienstag findet der Unterricht an allen Schulen wieder ganz normal statt.

Mit rund 400 Einsatzkräften war allein die Feuerwehr an den unterschiedlichen Einsatzstellen präsent. Tatkräftige Unterstützung bekamen sie von etwa 130 Helfern des Technischen Hilfswerks, das mit seinen Hochleistungspumpen in Erding und Dorfen gute Dienste verrichten konnte. Bundeswehr und Rotes Kreuz waren zusätzlich mit 150 Helfern im Einsatz. Vier Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams kümmerten sich um diejenigen, die ihre Häuser hatten verlassen müssen.

Das Landratsamt hat eigens eine Bürgertelefon eingerichtet. Dieses ist unter 08122/ 581495 erreichbar.

© SZ vom 04.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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