Erding:Scharf erobert Mandat zurück

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CSU erringt 52,6 Prozent und macht den Landkreis Erding wieder zur Hochburg. SPD kann ihr Ergebnis verbessern, Grüne und Freie Wähler erleiden deutliche Verluste

Von Thomas Daller

Gute Nachrichten für Ulrike Scharf, hier bei der Verkündung der Wahlergebnisse am Sonntagabend im Landratsamt: Die Landtagskandidatin der CSU erobert mit einem klaren Ergebnis das Direktmandat, darüber freut sich auch die CSU-Listenkandidatin für den Bezirkstag, Karin Dürr. (Foto: Renate Schmidt)

Mehr als jeder zweite der gut 95 000 wahlberechtigten Bürger im Landkreis Erding hat bei der Landtagswahl am Sonntag die CSU gewählt. Ulrike Scharf, die bereits von 2006 bis 2008 im Bayerischen Landtag vertreten war, kann nun erneut für die CSU einziehen: Lange Gesichter hingegen bei den Grünen. Spitzenkandidatin Helga Stieglmeier, die einen intensiven Wahlkampf mit hohem persönlichen Einsatz geführt hatte, war nach dem bayerweiten Absturz geradezu fassungslos: "Wir waren in den Umfragen bei 12, 13 Prozent. Ich verstehe nicht, was wir bei der Kampagne falsch gemacht haben."

Nach den geradezu historischen Verlusten der CSU bei der Landtagswahl vor fünf Jahren, als die CSU auch im Landkreis um 22,9 Prozent auf 42,6 Prozent abgestürzt war, ist das Pendel nun wieder in die Gegenrichtung ausgeschlagen und rund die Hälfte der damals verlorenen Wähler hat ihr Kreuz wieder bei der CSU gemacht. Scharf war im Vergleich zu damals nun nicht mehr Listen-, sondern Direktkandidatin und saß damit zwar sicher im Sattel.

Aber die Nervosität und Anspannung war ihr dennoch anzumerken, bis die ersten Hochrechnungen sie erlösten. Im großen Sitzungssaal des Landratsamtes konnten Vertreter der Parteien sowohl die ersten Ergebnisse aus den Stimmbezirken im Landkreis verfolgen als auch die Hochrechnungen und ersten Ergebnisse auf dem Großbildschirm. Insbesondere die Kandidaten der CSU nutzen die Möglichkeit, bei Brezen und Leberkäs die Wahlergebnisse zu verfolgen, aber auch Stieglmeier und Günther Kuhn von den Grünen nahmen an der kleinen Wahlparty teil.

Bereits am Nachmittag hatte sich eine höhere Wahlbeteiligung abgezeichnet als vor fünf Jahren, die die zweitniedrigste bei einer bayerischen Landtagswahl seit Gründung der Bundesrepublik war. Diesmal hatten sich in manchen Gemeinden bis zu 30 Prozent der Wähler an der Briefwahl beteiligt, in manchen Wahllokalen standen die Wähler geduldig Schlange.

Als die ersten Hochrechnungen gesendet werden, bei denen die CSU bei 49 und die FDP bei drei Prozent liegen, freute sich Landrat Martin Bayerstorfer (CSU): "Des schaut ja schon mal guat aus." Und als dann auch noch zur FDP geschalten wurde, wo nach Angaben der Moderatorin "das Entsetzen groß ist", freute sich Ulrike Scharf: "Schön", sagte sie, "schön".

Mit knapp 18 Prozent hat die SPD im Landkreis zwar ihr Ergebnis von 13,1 Prozent bei den Wahlen vor fünf Jahren verbessern können, aber ihre Spitzenkandidatin Elif Cindik-Herbrüggen konnte die Erdinger Wähler offenbar nicht für sich gewinnen: Nur zwei Drittel der SPD-Wähler machten auch bei der Erststimme für die Direktkandidatin ihr Kreuz; die Umkehrung des Ude-Effekts sozusagen.

"Mich kannten hier kaum die Genossen", nahm sie das Ergebnis gelassen auf. Dafür könne sich ihr Ergebnis sogar "sehen lassen". Allerdings wird die Taktik der Kreis-SPD wohl nicht aufgehen, mit Cindik-Herbrüggen im Landkreis ein gutes Ergebnis zu holen und mit zusätzlichen Erststimmen von oberbayerischen Wählern mit Migrationshintergrund in den Landtag einzuziehen. Die exakten Ergebnisse liegen zwar erst am Dienstag vor, aber dieses Szenario wäre wohl eine Riesenüberraschung.

Realistischere Chancen hatte sich Helga Stieglmeier ausgerechnet. Im Wahlkampf war sie geradezu omnipräsent und als eine der Galionsfiguren der Aufgemuckt-Bürgerinitiative gegen die dritte Startbahn ist sie sowohl in Freising als auch seit dem Bürgerentscheid in München bekannt. Ihr Erststimmenergebnis liegt zwar um rund 1,8 Prozent über dem ihrer Partei. Aber nachdem im Landkreis Erding die Grünen auf 8,0 Prozent regelrecht abgestürzt sind, verhelfen wohl auch die Stimmen aus Freising oder München nicht mehr zum Einzug in den Landtag. Sie war am Wahlabend von dem Ergebnis so frustriert, dass sie sogar einen Rückzug aus der Politik erwogen hatte.

Auch die Freien Wähler mussten deutliche Verluste einstecken: Direktkandidat Rainer Mehringer konnte zwar wie Stieglmeier ein besseres Ergebnis erzielen als die Zweitstimmenprozente für die Wählervereinigung. Aber von 13,2 Prozent im Jahr 2008 auf 8,2 Prozent bei der aktuellen Wahl in der Gunst zu sinken, ist ein deutliches Signal; auch wenn Mehringer selbst bei den Erststimmen zumindest rund 10,8 Prozent holen konnte. Die Freien Wähler wurden offensichtlich zwischen den beiden Blöcken zerrieben, nachdem sie bis zuletzt offen gelassen hatten, welche Koalition sie tatsächlich eingehen würden.

© SZ vom 16.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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