Englschalking:Einstimmung aufs Christkind

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Seit 2007 gibt es das Kinder- und Jugendorchester der Kirchengemeinde Immanuel-Nazareth. Gerade probt das Ensemble für sein Weihnachtskonzert

Von Luisa Schumann, Englschalking

Wenn es um besinnliche Weihnachtsmusik geht, sind Trompeten manchmal einfach zu viel. Und so stellt Johanna ihre Trompete wieder in die Halterung und macht es sich auf dem großen Sofa bequem, denn ",Stille Nacht' ist kein Stück für Trompete" hatte ihre Orchester-Leiterin mit mitleidigem Blick gesagt. Während die Klänge von Cello, Geige, Bratsche, Klavier und Klarinette verschmelzen, sitzt Johanna also ruhig da und beobachtet. Ab und zu erscheint ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Rechts und links von Johanna sitzen sechs weitere Mädchen auf dem Sofa oder auf Hockern im Wohnzimmer der Familie Ruhwandl. Gemeinsam mit sieben weiteren Kindern und Jugendlichen bilden sie das Kinder- und Jugendorchester "Immanuel-Nazareth". Im Moment üben sie für ihr Weihnachtskonzert.

Musikstücke mit Jugendlichen einzustudieren ist nicht einfach, das wird schnell klar. Die Mädchen schnattern fröhlich vor sich hin. "Kommst du morgen zur Leichtathletik?", wird quer durch den Raum gerufen, während zwei andere Musikerinnen darüber diskutieren, ob es "die Zellmembran" oder "der Zellmembran" heißt. Doch Dagmar Ruhwandl geht unbeirrt das nächste Stück an. Sie hat das Orchester gegründet und weiß, wie man das Geplaudere unterbricht. Seit 2007 musiziert sie mit den Kindern und Jugendlichen. Sofort sind die Mädchen still, konzentriert blicken sie auf die Noten vor sich. Die Klänge der Instrumente fügen sich nach ein paar schiefen Tönen schnell ineinander, schaffen weihnachtliches Gefühl. Sofort möchte man die Lebkuchen auspacken und es sich vor einem Kamin gemütlich machen.

Spielen, singen, Spenden sammeln: Die jungen Musiker von Immanuel-Nazareth proben für ihren Auftritt. (Foto: Robert Haas)

Mit dem nächsten Konzert wollen die Jugendlichen Spenden für ihre Partnergemeinde "Mambegu" in Tansania sammeln. Die Zusammenarbeit besteht schon seit langer Zeit, in den vergangenen Jahren wurde immer auf Weihnachtsmärkten für die Partnergemeinde musiziert. "Die Waisen der Mambegu-Gemeinde müssen ab der fünften Klasse für ihre Schulbildung zahlen", erklärt Ruhwandl. "Wenn wir 850 Euro sammeln, können wir den Kindern ein Jahr lang den Schulbesuch finanzieren." Auf die Idee kam Ruhwandls Tochter Katharina. Jahr für Jahr erhalten die Kinder der Immanuel-Nazareth-Gemeinde einen Brief des Pfarrers aus Mambegu, der berichtet, was in der Gemeinde so geschieht, auch die Reaktionen auf die Spenden stellt er dar. "Die freuen sich dann immer", berichtet Katharina knapp. "Da dachte ich, wir könnten doch auch einmal ein ganzes Konzert dafür spielen."

"Wie ein Weihnachtsgottesdienst, nur mit mehr Singen" solle das Konzert werden, erklärt Dagmar Ruhwandl, die von Beruf Ärztin ist. Die Idee dahinter: Die Zuschauer dürfen sich ein Weihnachtslied wünschen, die Kinder spielen es für sie. Damit im Publikum keine verlegenen Momente aufkommen, werden Texte der gängigen Lieder verteilt. Rund 20 Stücke probt das Orchester in Vorbereitung auf das Konzert, da kann schon mal ein unbekanntes darunter sein. "Das kenn' ich gar nicht", ruft dann auch tatsächlich ein Mädchen an der Bratsche aus, als ein weiteres Lied angestimmt werden soll.

Seit 2007 gibt es das Kinder- und Jugendorchester der Kirchengemeinde Immanuel-Nazareth. (Foto: Robert Haas)

Vor zehn Jahren hat Ruhwandl auf die Bitte des Pfarrers hin mit zwei Kindern angefangen, Musik für den Gottesdienst einzuüben. Das sei der Anfang des Orchesters gewesen, beginnt die Medizinerin, als eine ihrer Töchter sie unterbricht: "Ist man mit zwei Leuten überhaupt schon ein Orchester?" Der Raum füllt sich mit Gelächter, die Orchester-Chefin lacht herzhaft mit. Auch wenn es damals vielleicht eher ein Kinder-Duett war, ist eines klar: Heute bilden die vierzehn Kinder und Jugendlichen schon ein richtiges, kleines Ensemble. Und auch wenn nicht jeder Ton getroffen wird, so klingt das Lieblings-Weihnachtslied, von Kinderhänden musiziert, doch sehr nach einem baldigen Besuch des Christkinds.

Das Benefizkonzert zum Mitsingen und -wünschen zu Gunsten der Mambegu-Gemeinde in Tansania findet am Sonntag,,17. Dezember, 18 Uhr, in der Nazarethkiche, Barbarossastraße 3, statt.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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