Endspurt um die Winterspiele 2018:Olympia-Macher hoffen auf den Kaiser-Bonus

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Zwei Tage vor der IOC-Entscheidung haben sich die Münchner Olympia-Macher kaiserliche Hilfe geholt. Franz Beckenbauer soll der Trumpf im Bewerbungs-Endspurt sein. Doch war da nicht mal was mit dem Kaiser und einer anderen - gescheiterten - Olympia-Kandidatenstadt?

Zwei Tage noch, dann steht fest, wer die Olympischen Winterspiele 2018 austragen darf. Heißer Favorit ist das südkoreanische Pyeongchang, aber auch München liegt gut im Rennen. Und dann ist da noch der französische Bewerber Annecy, dem allerdings nur Außenseiterchancen eingeräumt werden.

Holt Franz Beckenbauer die Olympischen Winterspiele 2018 nach München? Die Bewerbungsgesellschaft hofft jedenfalls auf den "Kaiser-Bonus". (Foto: dpa)

Und weil es auf der Zielgerade auf jeden noch so kleinen Punkt ankommt, haben die Münchner Olympia-Organisatoren um Chefrepräsentantin Katarina Witt noch eine "kleine Überraschung" parat - die allerdings lange ein großes Geheimnis war.

Jetzt steht fest: Der Kaiser solls richten. Mit Franz Beckenbauer als Überraschungsgast wollen Münchens Olympia-Macher im Bewerbungsendspurt vor dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Durban die "Herren der Ringe" auf ihre Seite ziehen.

Der 65-Jährige soll die entscheidenden Siegpunkte holen. "Ich halte die Daumen. Ich werde auch vor Ort sein", sagte Beckenbauer im ARD-Hörfunk. Münchens Chefrepräsentantin Katarina Witt mochte am Montag in Durban noch nicht verraten, welche "exakte Rolle" Beckenbauer bei der IOC-Entscheidung am Mittwoch spielen soll. "Wir freuen uns, dass er sich die Zeit genommen hat und hierherkommt. Nein, es war nicht schwer, ihn zu überzeugen."

Alles zählt im Bewerbungsendspurt, um noch zu punkten und den Zuschlag zu erhalten. "Das wäre natürlich für mich als geborener und waschechter Münchner ein wunderschönes Geschenk", sagte Beckenbauer. Ein Selbstläufer aber sei es nicht. "Es ist keine gemähte Wiesn, wie wir in Bayern sagen", erklärte Beckenbauer.

Beckenbauer kämpft "aus voller Überzeugung" für ein bayerisches Wintermärchen. "Immer noch erinnere ich mich mit großer Freude an das Jahr 1972 mit den Sommerspielen in München und an 2006, in dem wir in München die Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet haben. Beide Male hat sich unser Land weltoffen, gastfreundlich und fröhlich präsentiert", hatte Beckenbauer schon früher sein Engagement begründet.

Der "kaiserliche" Einsatz könnte ein gutes Omen sein. Am 6. Juli 2000 erhielt Deutschland - angeführt von der Galionsfigur Beckenbauer - in Zürich den Zuschlag der Fifa für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Auf den Tag genau elf Jahre später soll an diesem Mittwoch, dem 6. Juli 2011, der Traum vom bayerischen Wintermärchen in München, Garmisch-Partenkirchen und am Königssee in Erfüllung gehen. Das sei doch "eine schöne Verbindung", bemerkte Witt lächelnd.

Man wolle in sieben Jahren ein "guter Gastgeber sein" für die Sportler und Besucher aus aller Welt, betonte Beckenbauer. "Das einmalige Flair Münchens, den bayerischen Charme, die Natur und die Schönheit unserer Berge, die Herzlichkeit der Menschen und die Begeisterung für den Wintersport wollen wir 2018 mit der olympischen Familie teilen."

Beckenbauers weltweite Popularität und sein Charisma sollen bei der IOC-Vollversammlung in Südafrika eine weitere Münchner Trumpfkarte sein - neben den Auftritten von Bundespräsident Christian Wulff und dem Charme der früheren Eiskunstlauf-Königin Witt, die seit Monaten bei Reisen rund um die Welt die IOC-Mitglieder umgarnt.

Als Führungspersönlichkeit mochte Beckenbauer der Münchner Kampagne nicht dienen, unterstützt hat sie der 65-Jährige trotzdem. So gehört er dem von Witt angeführten Kuratorium an. Und auf Reisen hat der "Kaiser" stets auch für Winterspiele in seiner Heimatstadt geworben. Schließlich hat der im Stadtteil Giesing aufgewachsene Beckenbauer die Spiele 1972 als Zuschauer miterlebt.

Und als Fußball-Profi des FC Bayern war das Olympiastadion jahrelang seine Heimat. Dort hielt er 1974 als Kapitän der deutschen Weltmeister-Mannschaft stolz den WM-Pokal in Händen. Beckenbauer gefällt der olympische Geist - das Miteinander von Sportlern aus aller Welt konnte er persönlich 1988 bei einem Besuch des Olympischen Dorfes in Seoul erleben. "Bei Olympia ist es wie im Paradies", sagte er später in Erinnerung an die unvergesslichen Eindrücke. Als damaliger DFB-Teamchef war er in Seoul dabei, als die deutschen Fußballer um Jürgen Klinsmann die Bronzemedaille holten.

Auf Beckenbauer als Bewerbungshelfer zu setzen, ist zwar keine originelle, aber eine naheliegende Idee der Münchner Macher. Den Sieg kann aber auch der "Kaiser" nicht garantieren. Als Wahl-Österreicher unterstützte er die gescheiterten Bewerbungen Salzburgs um die Winterspiele 2010 und 2014.

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