Zorneding/Bruck/Glonn:Auf den Spuren der Kunst

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Auch in Zorneding, Pullenhofen und Herrmannsdorf geben Maler und Bildhauer Einblicke in ihre Welt

Die Atelier-Diagonale heißt deshalb so, weil sie eine Strecke beschreibt, die je nach Standort, von Zorneding über Moosach und Pullenhofen nach Herrmannsdorf führt. Die Ateliers, die am Wochenende geöffnet sind, liegen etwa jeweils 15 Minuten voneinander entfernt. In Zorneding hat die Malerin und Kunstpädagogin Ingrid Köhler vergangenen Dezember ein neues Atelier in einem ehemaligen Heustadel bezogen. Ihr Vormieter Omi Schneider, der hier 20 Jahre lang seine Siebdruckkunst betrieb, ist weggezogen. "Eine alte Bäuerin vermietet die Räume günstig", erzählt Köhler. Hier, mitten im Dorf, umgeben von Scheunen und Gehöften, schaut sie auf Wiesen und Felder, sie hört die Vögel singen und genießt völlige Ruhe. "Ist für mich als Landschaftsmalerin ideal", sagt sie. Im ehemaligen Melkraum kann sie ihre Bilder lagern. Im Atelier, zu dem eine steile Treppe mit hohen Stufen führt, hängen Bilder mit Motiven, die sie schon vor längerer Zeit genau in dieser Ecke Zornedings geschaffen hat. Jetzt kann der Besucher gemalte Motive mit der Wirklichkeit draußen vergleichen. Köhler wird auch einige ihrer zahlreichen feinen Zeichnungen und Skizzen zeigen, vom alten Zornedinger Bahnhofsgebäude, das abgerissen wurde, aber auch von Renaissancefresken in Florenz, einer Straßenszene in Damaskus, bevor dort der Krieg ausbrach. Die Zeichnungen, darunter das mit Grafitstift gezeichnete Porträt eines 2000 Jahre alten Olivenbaums mit seiner zerklüfteten Borke, seinen verborgenen Gesichtern und Gestalten, sind flüchtige, aber genaue Studien. Außerdem hat Köhler eine Überraschung parat: Besucher dürfen nach Herzenslust und im Geiste Dadas den über und über mit farbigen Klecksen übersäten Linoleumboden bemalen. "Ich sammle die Spuren meiner Gäste", sagt sie.

Pullenhofen ist nicht nur ein idyllisches Fleckchen Erde, wo man den Kühen beim Wiederkäuen und den Katzen beim Faulsein zuschauen kann; auch die Ateliers des Künstlerehepaars Stefan und Gisela Heide neben dem Gebäude der Waldbesitzervereinigung bieten Gelegenheit innezuhalten.

Gisela Heide malt textile Muster, zarte, wie Feengespinst wirkende Hüllen, die den Körper definieren, ohne ihn zu entblößen. Dieses Mal hat sie den halb transparenten, wie vom Wind bewegten Stoff von allem Körperlichen befreit. "Ich habe lange an diesen Bildern gearbeitet, darunter liegen viele Schichten", sagt Heide. Wer sich Zeit zum Schauen nimmt, lässt die Augen wandern und lüftet vielleicht den Schleier eines darunter verborgenen Geheimnisses. Nur ein paar Schritte sind es ins Atelier von Stefan Heide. Auf den ersten Blick ist man mit einem überlebensgroßen Porträt konfrontiert, einem Mann mit verschwommenen und verschlossenen Gesichtszügen. Neben ihm eine monochrome schwarze Fläche, unter der die Worte "paradise lost" stehen; daneben das Bild einer verwitterten Türe mit einer kaum lesbaren Jahreszahl in römischen Ziffern. Verschiedene Stile hat Heide hier kombiniert. Doch alle zusammen vermitteln Grenze, Verlust, Endstation. Die Atelier-Diagonale ist hier aber noch nicht zu Ende.

Holzbildhauer Johannes Gottwald hat in seinem Atelier in Herrmannsdorf einen Basteltisch mit Farben, Stiften, Kleber und kleinen Holzelementen vorbereitet. "Die Leute dürfen bei mir einen eigenen Objektkasten gestalten", sagt er und lacht, "frei nach Dada."

© SZ vom 09.06.2016 / bae - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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