Wohnungspreise für Hartz-IV-Empfänger:Entlastung verpufft

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Obwohl es so wenige Hartz-IV-Bezieher gibt wie noch nie, muss der Landkreis weiter hohe Unterkunftskosten finanzieren. Vor allem an preisgünstigen kleinen Wohnungen mangelt es

Von Barbara Mooser

Die Konjunktur brummt im Landkreis, die Zahl der Hartz-IV-Bezieher ist so niedrig wie selten zuvor. Dennoch muss der Landkreis nach wie vor hohe Summen für die Unterkunft der Langzeitarbeitslosen ausgeben, denn der Wohnungsmarkt im Landkreis ist angespannt. Günstige Wohnungen sind kaum zu haben - und günstige, kleine Wohnungen für eine oder zwei Personen erst recht nicht. "Sollte sich die wirtschaftliche Situation verschlechtern, müssen wir mit einer Explosion bei den Sozialausgaben rechnen", hat Brigitte Keller, die Finanzverwalterin des Landkreises, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Familie, Schulentwicklung, Soziales, Kultur und Sport (FSK) des Kreistags prophezeit.

Eigentlich sollte man meinen, die Finanzmanagerin wäre erfreut über die Entwicklung der Sozialausgaben: Seit 2010 waren sie schließlich rückläufig. Während der Kreis 2010 noch 15,5 Millionen für diesen Bereich ausgeben musste, waren es 2012 nur noch 14,6 Millionen Euro. Das hat mehrere Gründe: Positiv wirkt sich aus, dass der Bund schrittweise die Kosten für die Grundsicherung übernimmt, die beispielsweise ältere Menschen mit sehr geringer Rente bekommen können. Zum anderen sinkt auch die Zahl derjenigen, die im Landkreis von Hartz IV leben müssen und für die der Kreis einen großen Teil der Unterkunftskosten übernimmt.

Noch vor fünf Jahren waren nach Angaben des Jobcenters etwa 1300 Bedarfsgemeinschaften registriert gewesen, inzwischen liegt die Zahl bei 975. "Aber die Entlastung verpufft", konstatierte Brigitte Keller im Ausschuss. Sie fürchtet, dass sich die Ausgaben bald wieder dem alten, hohen Niveau annähern. Tatsächlich geht die Ausgabenkurve bereits in diesem Jahr wieder nach oben; fast 15 Millionen hat Keller 2013 wieder für soziale Aufgaben eingeplant.

Vor allem liegt das an den hohen Wohnungskosten. Allein von 2011 auf 2012 stiegen die durchschnittlichen Unterkunftskosten um zehn Euro von durchschnittlich 403 Euro pro Bedarfsgemeinschaft auf 413 Euro. Das liegt nicht nur daran, dass die Nebenkosten, beispielsweise für Heizung und Warmwasser, in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen sind. Ein Grund ist auch, dass im Landkreis einfach nicht die Wohnungen vorhanden sind, die sich Hartz-IV-Empfänger - und somit der Landkreis - leisten können. Gerade an kleinen Wohnungen mangelt es; das ist vor allem deshalb problematisch, weil etwa 57 Prozent der Menschen, die im Landkreis von Hartz-IV abhängig sind, als Singles leben. 700 der 975 Bedarfsgemeinschaften bestehen aus bis zu zwei Personen.

Der Mangel an günstigen, kleinen Wohnungen ist im Landkreis Ebersberg laut Keller sogar noch stärker ausgeprägt als in den umliegenden Landkreisen. Wieso das so ist, wurde laut Auskunft des Jobcenters bisher aber noch nicht untersucht - ein Erfahrungsaustausch mit den Nachbarlandkreisen sei aber bereits in die Wege geleitet.

Doch selbst wenn man die Ursache für die schwierige Lage kennt, gibt es nach Einschätzung der Fachleute des Jobcenters wenige Möglichkeiten gegenzusteuern. "Jedoch wird seitens des Landkreises und des Jobcenters der allgemeine Wohnungsmarkt beobachtet und die Steigerung gerade im Bereich der Nebenkosten auf Angemessenheit überprüft", wie Stefanie Geisler, Leiterin des Bereichs Soziales im Landratsamt, und Anna-Maria Esterl, stellvertretende Geschäftsführerin des Jobcenters, versichern. Mehr Spielraum räumt der Gesetzgeber den Arbeitslosen jedenfalls auch in einem Landkreis mit einem knappen Reservoir an günstigen Wohnungen nicht ein: Wer Hartz IV bezieht und in einer zu teuren Wohnung lebt, muss sich innerhalb von sechs Monaten etwas Neues, Günstigeres suchen.

© SZ vom 03.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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