Sozialbauten:Doch keine bezahlbaren Wohnungen in Vaterstetten?

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Auf der Baustelle für 29 Sozialwohnungen an der Dorfstraße gibt es Kräne, eine Bautafel und ein angefangenes Gebäude - aber keine Bauarbeiter. (Foto: Christian Endt)

Eigentlich sollten dort 29 Wohnungen mit erschwinglichen Mieten entstehen. Jetzt sind die Arbeiten unterbrochen - den Baufirmen fehlt Geld.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Nach gut zwei Jahrzehnten entstehen in der Großgemeinde wieder Sozialwohnungen, im Neubaugebiet Vaterstetten Nord und Nordwest sollen Mieter mit geringem Einkommen eine Bleibe finden - nun sieht es so aus, als ob bis zu deren Einzug doch mehr Zeit vergehen könnte als bislang geplant. Grund ist die Pleite einer der am Bau beteiligten Firmen, die Winhöringer Strasser Bauunternehmung GmbH hatte im Oktober Insolvenz angemeldet. Der Bauherr, die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft Wasserburg (GWG), muss nun einen Ersatz finden.

Seit einigen Wochen schon fällt auf, dass auf der Baustelle an der Dorfstraße wenig bis gar nichts passiert. Zwar stehen dort, wo einmal 29 Sozialwohnungen bezogen werden sollen, noch ein paar Baukräne - in Betrieb sind diese indes nicht, auch auf dem Grundstück darunter ist keine Aktivität festzustellen und Arbeiter sucht man dort vergeblich. Eigentlich sollten auf dem Areal vor dem Winter noch die Baumeisterarbeiten stattfinden, also die Rohbauten fertig gestellt werden. Doch daraus wird wohl erst einmal nichts, wann es auf der Baustelle weitergehen kann, hängt davon ab, wie schnell man bei der GWG die Arbeiten neu vergeben kann.

Dort sei die Insolvenz ihres Auftragnehmers doch einigermaßen überraschend gekommen, sagt GWG-Vorstandsvorsitzender Josef Brandl. Zwar habe man bisher noch nie mit der Firma Strasser, die Niederlassungen in Winhöring im Kreis Altötting und Gilching im Kreis Starnberg unterhält, zusammengearbeitet, allerdings habe diese bei der Ausschreibung einen guten Eindruck gemacht.

Die GWG habe Referenzen über die Firma eingeholt, sagt Brandl, dabei sei nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Die Baufirma, die auf ihrer Homepage bis heute mit verschiedensten Projekten von Wohn,- über Verwaltungs- bis Gewerbebauten wirbt, schien solide und der Aufgabe gewachsen. Ohnehin, sagt Brandl, sei man bei der aktuell sehr guten Baukonjunktur, gerade in der Region um München, nicht davon ausgegangen, dass eine Baufirma plötzlich pleite gehen könnte.

Es beginnt die Suche nach dem neuen Baumeister

Die gute Konjunktur am Bau könnte es der GWG indes nun ein wenig schwerer machen, schnell einen Nachfolger für die insolvente Firma Strasser zu finden. Schließlich sind die Auftragsbücher der Bauunternehmen derzeit meist gut so gefüllt, dass sich manche an Ausschreibungen gar nicht mehr beteiligen. Dass man aber auf jeden Fall einen neuen Baumeister finden wird, davon ist Brandl überzeugt.

Die entsprechenden Leistungen für die Fertigstellung des Rohbaus wurden mittlerweile neu ausgeschrieben. Derzeit läuft das Verfahren noch, weshalb sich über einen neuen Auftragnehmer noch nichts sagen lässt. Zumindest aber scheint die GWG nicht auf den Arbeiten sitzen zu bleiben, "Interesse ist da", so der Vorsitzende, in etwa zwei Wochen könnte günstigstenfalls ein neuer Geschäftspartner gefunden sein.

Was den Zeitplan und eventuelle Verzögerungen durch den Baumeisterwechsel betrifft, könne man derzeit noch nichts Genaues sagen, so Brandl. Ursprünglich sollten die neuen Sozialwohnungen in gut einem Jahr, im November 2018, bezugsfertig sein. Derzeit gehe man aber bei der GWG davon aus, dass die Verspätung trotz neuer Ausschreibung nicht allzu groß ausfallen werde. Ohnehin seien Verzögerungen am Bau nie ganz auszuschließen, sagt Brandl, etwa durch lange Frostperioden im Herbst oder Frühjahr, genau wie schlechtes Wetter, könnten immer mal Arbeiten behindert und verzögert werden.

Was er aber nicht ganz ausschließt, sind Mehrkosten: "Tendenziell ist damit zu rechnen, dass es mit einer anderen Firma nicht billiger werden wird." Ohnehin ist das Vorhaben an der Dorfstraße schon eines der teureren Projekte der GWG. Möglich ist dies, weil die Gemeinde Vaterstetten das Grundstück bereitstellt. Dennoch sind die Baukosten beachtlich, beim Spatenstich im April wurden sie auf rund 5,2 Millionen Euro geschätzt.

In Gefahr sei das Sozialwohnungsprojekt durch die Insolvenz der Baufirma aber auf keinen Fall, betont Brandl: "Wir sind zuversichtlich, dass wir bald weiterarbeiten können." Auch weitere Folgen, außer der neuen Ausschreibung, drohten der GWG durch die Pleite nicht. Man habe sich schon einige Zeit vor der Insolvenz von der Firma "vertraglich gelöst". Denn auf der Baustelle hätte es bereits Hinweise auf Schwierigkeiten gegeben, da habe die GWG juristischen Rat gesucht, und sich "gerade noch rechtzeitig" vom bald darauf insolventen Geschäftspartner getrennt.

Wenn man einen neuen gefunden hat, kann es weitergehen mit dem Bau der in der Großgemeinde eigentlich schon längst benötigten Sozialwohnungen. Im Gemeinderat war man sich weitgehend einig, dass im neuen Baugebiet Nordwest, das einmal bis zu 1500 Einwohner haben soll, auch etwas für den sozialen Wohnungsbau getan werden muss. Immerhin ist die Warteliste in Vaterstetten für Sozialwohnungen lang: Je knapp 100 Anträge aus der Gemeinde selbst und aus dem restlichen Landkreis Ebersberg sowie noch einmal gut 20 aus anderen Landkreisen stehen darauf.

Grund für die lange Liste sind zum einen die relativ hohen Immobilienpreise in Vaterstetten, die es Menschen mit geringem aber auch mittleren Einkommen schwer machen, die Miete zu zahlen - aber auch, dass es in der größten Landkreisgemeinde verhältnismäßig wenige Sozialwohnungen gibt. Die bislang letzten wurden vor gut 20 Jahren gebaut. Insgesamt besitzt die Gemeinde selbst 78 Wohnungen, 24 weitere gehören der Ebersberger Wohnungsgenossenschaft.

© SZ vom 07.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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