Stadtentwicklung:Quo vadis, Grafing?

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Einen virtuellen Spaziergang durch ihre Stadt können die Grafinger nun unternehmen - und dabei von der Zunkunft träumen. (Foto: Stadt Grafing/oh)

Rathaus bittet Bürger um Vorschläge zur Stadtentwicklung

Von Anja Blum, Grafing

"Wie wird sich Grafing bis zum Jahr 2030 voraussichtlich verändern - und wie soll es sich verändern?" Um diese Fragen geht es bei einem neuen Projekt der Stadt Grafing - und alle Bürger sind aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Das Rathaus möchte wissen: "Wie stark sollen wir wachsen und wo wollen wir wachsen?" Wie soll der Marktplatz im Jahr 2030 aussehen? Wie der Wirtschaftsstandort Grafing? Soll neues Gewerbe angesiedelt werden und wenn ja, wo? Was benötigen ältere Menschen, um sich in Grafing wohl zu fühlen, und was junge Familien?

Anschauliche Grundlage des Projektes ist ein digitales 3D-Stadtmodell der Firma Cadfem, das nun über die Homepage der Stadt jedermann zur Verfügung steht. Finanziert wurde es über den bundesweiten Wettbewerb "Zukunftsstadt" des Forschungsministeriums. Es zeigt einerseits den Ist-Stand, aber auch ein paar städteplanerische Entwicklungen, die sich bereits abzeichnen. Wo ist Bebauung vorgesehen, wo Gewerbe? Wo befinden sich Entwicklungsflächen, wo schränken Naturschutz- oder Hochwassergebiete mögliche Planungen ein? Darüber hinaus gibt es eine Kommentarspalte, in der alle Grafinger bis zum 31. März ihre Meinung äußern können und sollen. Anmelden kann man sich zum Beispiel über einen bestehenden Facebook-Account. Bei der Auftaktveranstaltung in der Stadthalle vor etwas mehr als einer Woche, zu der knapp 300 Grafinger gekommen waren, wurde lebhaft diskutiert, außerdem entstanden fünf Arbeitsgruppen.

Seitdem hat sich in der Kommentarspalte schon einiges angesammelt: Viel Lob für das Projekt generell, ein paar technische Anmerkungen, aber auch viele konkrete Ideen, wohin die Reise in Grafing gehen könnte. Allerdings sind die Einträge nicht inhaltlich geordnet, so dass mit ihrer Fülle auch die Unübersichtlichkeit zunimmt. "Selektive Kommentare zu einzelnen Themen sind in diesem Stand des Projekts leider noch nicht möglich", erklärt Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne).

Einer der Kommentatoren schreibt zum Beispiel, dass er ein gesamtstädtisches Entwicklungskonzept, das in die Regionalplanung eingebunden ist, als äußerst wichtig erachte. "Wir müssen wegkommen von der Genehmigung von Einzelvorhaben und Detailplanungen - ohne das Große und Ganze im Auge zu haben." Und ein anderer meint: "Da es hier ja um zukunftsweisende Ideen geht, sollten wir nicht immer nur an das ,Machbarste' denken." Die konkreten Vorschläge reichen von begrünten Dächern und einem "flexiblen Elektro-Stadtbus" über "Test-Tage" für den Marktplatz bis hin zu überbauten Parkplätzen.

Bemängelt wird an dem Modell immer wieder, dass geplante Objekte wie die Umgehung oder die Alternativen für den Marktplatz nicht visualisiert sind. Martin Prösler vom Projektteam bittet um Geduld: Man werde alle Ideen aufnehmen, diesen Input im April bündeln und einen Antrag an das Ministerium für die zweite Phase des Projekts stellen. "Ich hoffe, dass wir dort hin kommen - dabei wird es nicht zuletzt auch ein Rolle spielen, wie viele Leute hier ihre Ideen, Fragen, Vorstellungen und so weiter reinwerfen."

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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