Sanierung:Nadelöhr wird enger

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Der Baldhamer Bahnunterführung merkt man ihr Alter inzwischen deutlich an, kommendes Jahr soll die bröselnde Stützwand saniert werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Unterführung am Baldhamer Bahnhof wird im kommenden Jahr zur Großbaustelle

Autofahren in der Großgemeinde ist nichts für Ungeduldige. Die Straßen sind vielerorts eng und oft zugeparkt, besonders in der Karl-Böhm-Straße geht es meist nur langsam voran. Vom kommenden Frühjahr an könnte es dort noch langsamer gehen, dann soll endlich die Bahnunterführung saniert werden. Dazu, so war nun im Straßen- und Verkehrsausschuss zu erfahren, muss die Unterführung etwa ein halbes Jahr lang einseitig gesperrt werden.

Dass die Bahnunterführung in Baldham zur Baustelle wird, ist in der Gemeinde schon seit Jahren klar. Bereits 2009, im Zusammenhang mit dem Bau des Baldhamer Marktplatzes östlich der Unterführung, befasste sich der Ausschuss mit möglichen Sanierungsmaßnahmen der Stützwände. Wegen der hohen Kosten und einem Wechsel des Planungsbüros dauerte es allerdings, bis ein konkretes Konzept erstellt werden konnte. Nun sind die Planungen aber abgeschlossen, im kommenden Jahr soll mit der Instandsetzung begonnen werden.

Sehr viel länger sollte man damit auf keinen Fall warten, erläuterte Host Windeck vom Ingenieurbüro Blasy & Overland: "Das ist wie bei Karies, es schreitet voran." Denn auch die Stützwände der mehr als 40 Jahre alten Unterführung, besonders auf der westlichen Seite, leiden unter zunehmendem Lochfraß. Durch eindringendes Wasser und Frost sind an einigen Stellen Abplatzungen entstanden, teilweise liegen auch die Armierungen frei und rosten. Was laut Windeck auch daran liegt, dass die Metallteile beim Bau nicht ausreichend mit Beton überdeckt wurden. Ein weiteres Problem für die Armierungen ist das Eindringen von Chlorid. Dieses wird beim Einsatz von Streusalz frei und kann die Metallteile im Beton angreifen. Ebenfalls dringend saniert werden müssen die Fugen zwischen den großen Betonteilen und die sogenannte "Mauerkrone" also der Abschluss nach oben. Auch dort haben die Fachleute Frostschäden festgestellt. Außerdem entspricht das Geländer inzwischen nicht mehr den Sicherheitsvorschriften, es ist zu niedrig und muss durch ein höheres ersetzt werden. Der Fachmann hatte aber auch gute Nachrichten. So sei trotz einzelner Schäden die Statik der Wand nicht gefährdet. Auch die Bausubstanz sei grundsätzlich noch in einem zufriedenstellenden Zustand: "Der Beton an sich ist nicht schlecht", eine Sanierung sei auf jeden Fall möglich.

Dazu soll in einem ersten Schritt die oberste Betonschicht - etwa bis auf eineinhalb Zentimeter Tiefe - mit Hochdruckstrahlern abgelöst werden. Die dann freiliegenden Armierungen werden entrostet und mit Korrosionsschutz versehen oder bei Bedarf ausgetauscht. An den Stellen,an denen sich Chlorid bereits im Beton abgelagert hat, muss dieser tiefer abgetragen werden. Ersetzt werden soll die Oberfläche durch eine spezielle Mischung aus Beton und Kunststoff-Polymer, dies soll zukünftig das Einsickern von Wasser verhindern. Tiefere Risse sollen mit Epoxidharz verfüllt werden und damit die neue Oberfläche auch lange neu aussieht, wird als letztes ein "Anti-Graffiti-System" aufgetragen. Dabei handelt es sich um eine besonders dichte Oberfläche, erklärte Windeck auf Nachfrage aus dem Gremium, das verhindern soll, dass Farbe tief in den Beton eindringen kann. Komplett neu gemacht wird die Mauerkrone.

Aus Sicherheitsgründen könne die Sanierung allerdings nicht gleichzeitig auf der gesamten Länge - etwa 200 Meter Wand müssen instandgesetzt werden - vorgenommen werden, dies könnte Probleme mit der Statik verursachen. Darum ist geplant, nach und nach in mehreren Meter breiten Abschnitten zu sanieren - was auch Auswirkungen auf die Dauer der Arbeiten hat. Geplant ist, die Maßnahme noch in diesem Winter auszuschreiben, Baubeginn wäre dann frühestens nach Ende der Frostperiode, also im März oder April. Realistischer scheint den Planern allerdings ein Starttermin Mitte des kommenden Jahres. Etwa sechs Monate dürfte die Sanierung voraussichtlich dauern, zumindest so lange an den Wänden gearbeitet wird, müsste die westliche Fahrspur in der Unterführung gesperrt werden.

Ein Schnäppchen dürfte die Reparatur der Unterführung nicht werden. Laut Manfred Weber von der Tiefbauabteilung sei mit Kosten von etwa 660 000 Euro zu rechnen. Günstig für die Gemeindekasse wirkt sich allerdings die lange Vorlaufzeit der Sanierung aus. Denn bereits 2014 wurde beschlossen, dafür Rücklagen zu bilden, insgesamt 398 000 Euro sind seitdem angespart worden. Weitere 200 000 Euro sollen in den Haushalt des kommenden Jahres und der Rest dann in den Etat von 2019 eingestellt werden.

Der Ausschuss brachte die Ausschreibung ohne Gegenstimmen auf den Weg, die Sanierungsarbeiten muss wegen der hohen Kosten dann der Gemeinderat beschließen.

Mittelfristig könnte in der Unterführung eine weitere Sanierung anstehen. Denn auch die Wand auf der Ostseite weist Schäden auf. Nach einer ersten Schätzung würde die Behebung etwa 110 000 Euro kosten, allerdings seien die Beschädigungen hier bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten, sodass man noch etwas warten könne - allerdings, auch das machte der Experte klar, nicht zu lange, "es wird immer teurer."

© SZ vom 07.12.2017 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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