Poing/Feldkirchen:Konkurrenz aus dem Westen

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In Feldkirchen soll die Gemeinde nach Grundstücken für ein neues Gymnasium suchen, das hat die SPD nun beantragt. Damit gefährdet sie unter Umständen die Pläne Poings für eine eigene weiterführende Schule.

Von Wieland Bögel, Poing/Feldkirchen

Die zweitgrößte Gemeinde des Landkreises soll endlich ein eigenes Gymnasium bekommen - dieser Forderung einer Bürgerinitiative hat sich der Gemeinderat auf Antrag der SPD vor einigen Monaten angeschlossen. Doch nun könnte ausgerechnet ein Vorstoß der Genossen aus der Nachbargemeinde Feldkirchen die Poinger Pläne ins Wanken bringen. Denn die haben nun beantragt, ihre Gemeinde solle schon einmal nach geeigneten Grundstücken für ein eigenes Gymnasium Ausschau halten. Sollte die Feldkirchener Schule tatsächlich gebaut werden, ist es sehr fraglich, ob das Kultusministerium ein gerade einmal drei S-Bahn-Stationen entferntes weiteres Gymnasium genehmigen wird.

Hintergrund des Vorstoßes der Feldkirchener SPD ist der anstehende Neubau des Kirchheimer Gymnasiums. Dass dieser nötig ist, gilt angesichts des schlechten baulichen Zustandes als unstrittig. Erst vor einem Monat hatte dies der zuständige Zweckverband für weiterführende Schulen im Münchner Osten bekräftigt. Noch nicht ganz einigen konnten sich die Zweckverbandsmitglieder indes über die Größe der neuen Schule. Derzeit wird das Kirchheimer Gymnasium von 1280 Schülern besucht. Zum Vergleich: Das sind knapp 100 mehr als am Grafinger oder Markt Schwabener Gymnasium. Und schon heute ist der Platz in Kirchheim knapp bemessen und angesichts der weiter steigenden Einwohner- und Schülerzahlen in den Kommunen des Zweckverbandes dürfte es bald wohl noch enger werden. Daher gibt es Überlegungen, den Neubau für 1500 Schüler auszulegen, das wären etwas weniger als derzeit im Vaterstettener Gymnasium unterrichtet werden.

Doch es gibt auch Kritik an diesen Plänen. Diese richtet sich zum einen gegen das Konzept einer "Großschule", in dem mancher Nachteile für die pädagogische Arbeit vermutet. Andererseits gibt es auch Zweifel daran, dass ein Gymnasium für 1500 Schüler überhaupt ausreichen wird. Angesichts der Prognosen, die ein weiteres deutliches Wachstum der Schülerzahlen in den kommenden Jahren voraussagen, könnte der Neubau schon bei seiner Eröffnung wieder zu klein sein. Aufgrund der Förderrichtlinien der Regierung von Oberbayern kann das neue Gymnasium aber nur maximal für 1500 Schüler ausgelegt sein. Daher befürworten einige Zweckverbandsmitglieder, unter ihnen Kirchheims Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU), den Bau eines weiteren Gymnasiums im östlichen Landkreis München - beispielsweise eben in Feldkirchen.

Dass dies Auswirkungen auf die Pläne für ein Gymnasium in Poing haben werde, sei "schon anzunehmen", sagt Evelyn Schwaiger, Pressesprecherin im Ebersberger Landratsamt. Schließlich könne man davon ausgehen, dass dann auch Poinger Schüler das Feldkirchener Gymnasium besuchen werden. Wie groß der Effekt aber tatsächlich ausfalle und ob dann ein Poinger Gymnasium unmöglich werde, sei nicht vorherzusagen.

"Jede Gemeinde wird in jeder Beziehung von den Nachbarn beeinflusst - egal, ob ein neuer Supermarkt oder eine Schule gebaut wird", sagt Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) zu den Plänen der Nachbarn. Entscheidend für die Frage, ob Feldkirchen oder auch Poing ein Gymnasium bekämen, seien aber am Ende die jeweiligen Schülerzahlen. Da müsse jede Gemeinde ihre Daten und Prognosen dem Kultusministerium vorlegen, "und wenn es reicht, kann das Gymnasium genehmigt werden".

Hingerl kann sich auch vorstellen, das neue Gymnasium gemeinsam mit den Feldkirchnern umzusetzen, "da muss man miteinander reden". Eine Anregung, die auch Münchens Landrat Christoph Göbel (CSU) vor einiger Zeit bereits geäußert hatte. Angesichts der Zunahme an Schülern müsse sich der Landkreis München zusammen mit seinen Nachbarn Gedanken über mögliche Standorte für Schulen machen.

Ausschlaggebend dafür, auf welcher Seite der Landkreisgrenze das neue Gymnasium dann entsteht, werden die Zahlen sein, sagt Hingerl: "Die Schule sollte da sein, wo die meisten Schüler sind." Vorbild für ein solches Gymnasium könnte die Realschule Vaterstetten sein, auch diese ist ein interkommunales Projekt. Sie wird von einem Zweckverband getragen, dem neben den Landkreisen Ebersberg und München auch die Gemeinden Grasbrunn sowie Haar angehören.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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