Pliening/Zorneding:Brücken für die Tiere

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Das Trenngrün biete kleinen Tieren die nötige Deckung, sagt Richard Straub vom Landesbund für Vogelschutz. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Naturschutzverbände wenden sich gegen Eingriffe ins Trenngrün

Weder die Naturschutzorganisationen Bund Naturschutz und Landesbund für Vogelschutz noch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt sind von Eingriffen ins Trenngrün oder die Regionalen Grünzüge besonders begeistert. Auch in den Gemeinderäten von Zorneding und Pliening gab es Widerspruch gegen diese Vorhaben. In Zorneding verweigerten die Grünen ihre Zustimmung. "Wir haben keinen Bedarf an Gewerbeflächen", sagte Fraktionssprecher Helmut Obermaier. In Pliening fand die SPD deutliche Worte: "Wir sind eine flächenmäßig große Gemeinde, wir haben viele Chancen, uns zu entwickeln", kommentierte Christina Widmann. "Die Geltinger Au ( im Regionalen Grünzug, Anm. d. Red.) ist etwas Besonderes. Das ist kein Nachteil, so etwas im Gemeindegebiet zu haben."

Die Bedeutung Regionaler Grünzüge reiche weit über einzelne Ortschaften hinaus, erklärt Max Finster, im Landratsamt zuständig für Naturschutz und Landschaftspflege. Sie seien in erster Linie wichtig für die Frischluftzufuhr in die Stadt München. "Sie sind ein unverzichtbarer Schutz und als Einschnitt bewusst gewollt. Da denkt man an die Bürger Münchens." Darüber hinaus aber dienten sie der Aufrechterhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen. "Große Biotopverbände sind außerhalb von Regionalen Grünzügen sehr schwer zu bewahren." Selbstverständlich hätten die Gemeinden das Recht, auch hier ihre eigenen Interessen zu vertreten und in Abwägung mit dem übergeordneten Zweck würden im Einzelfall schon mal Bauvorhaben im Regionalen Grünzug genehmigt, wie beispielsweise der Neubau der Firma "Infineon" bei Neubiberg vor gut zehn Jahren. Bei solchen Entscheidungen säßen dann aber sämtliche Bürgermeister und Landräte der gesamten Region mit am Tisch. Grundsätzlich aber gelte: "Regionaler Grünzug und Gewerbe, das passt nicht zusammen. Und wenn wir hier und dort anknabbern, dann kommen die nächsten an anderer Stelle, und wollen auch mal", befürchtet Finster.

Auf die erdgeschichtliche Bedeutung der Geltinger Au, die mitten im Regionalen Grünzug zwischen Pliening und Markt Schwaben liegt, weist der Plieninger BN-Ortsvorsitzende Franz Höcherl hin. Die Endmoräne, die hier als Zeugnis der Würm-und Riss-Eiszeiten von Süden nach Norden verlaufe, stelle ein sichtbares Zeugnis der Erdentwicklung dar, das erkennbar bleiben sollte. Man müsse zudem davon ausgehen, dass die Feuchtwiesen in diesem Bereich ähnlich wie im Schwabener Moos Rückzugsgebiet für Bodenbrüter wie Kiebitze sei.

Was Einschnitte ins Trenngrün angehe, so "haben wir ein Riesenproblem mit der so genannten Verkammerung der Landschaft", sagt Max Finster. Durch Straßen oder Bauwerke würden wild lebenden Tieren zunehmend Wege versperrt, sie seien gezwungen, sich in immer kleineren Räumen zu bewegen, was zu "Inzesterscheinungen" führe und letztendlich zu einem "ökologischen Knockout." Umso wichtiger sei es, Streifen mit Buschwerk, Bäumen und wilden Gräsern zwischen den Gemeinden zu erhalten. Solche Streifen "dienen als Brücken", sagt auch Richard Straub, Vorsitzender der Ebersberger Kreisgruppe des Landesbunds für Vogelschutz. "So ein kleines Tier wie ein Spatz kann ein großes Feld ohne Schutz gar nicht überfliegen, da ist er doch ein leichtes Opfer für jeden Greifvogel." Auch das Trenngrün zwischen Gewerbegebieten biete diesen Schutz, sei also ebenso wenig verzichtbar wie Grünstreifen an anderer Stelle.

Aber nicht nur aus Sicht des Naturschutzes, sondern auch unter dem Aspekt der Ortsplanung haben Trenngürtel eine entscheidende Funktion, erklärt Max Finster vom Landratsamt. Sie sollen verhindern, dass Gemeinden unkontrolliert zusammen wachsen, "das ist es doch, was man nicht will, diesen Siedlungsbrei. Das hat doch was mit Heimat zu tun, wenn man seinen Ort vom anderen weg kennt." Und nicht zuletzt betont er die Bedeutung des Trenngrüns für die Naherholung. "Die Leute die hier leben, wollen doch am Abend auch mal raus. Und sie wollen am Ortsrand nicht nur vor Gewerbehallen stehen."

© SZ vom 15.06.2016 / Aja/Frie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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