Moosach:Freiheit auf dem Fahrrad

Lesezeit: 2 min

Abenteuer Film: Die Nachwuchsregisseure Julius Steinbacher (links) und Gregor Mahringer in Iran. (Foto: privat)

Der Film "Mountain Bike out of the box" zeigt das Leben junger Iraner im konservativen Staat

Von Lea Weinberg, Moosach

"Das ist meine Chance, mich der Welt zu präsentieren", sagt Hossein Zanjanjan und blickt in die Kamera. Der junge Mann ist aus Iran und professioneller Mountainbiker. Eine Kombination, die man sich in dem konservativen Land kaum vorstellen kann, wo ein Schluck Alkohol mit 50 Peitschenhieben bestraft wird und hierzulande oft das Atomprogramm in den Schlagzeilen steht. Dass Iran eine aktive Jugendkultur beherbergt, die sich eine Öffnung zum Westen hin wünscht, "das hat mich sehr überrascht", berichtet Julius Steinbacher. Zusammen mit Gregor Mahringer, ein Fernsehredakteur, will der freiberufliche Kameramann mit ihrem Erstlingsfilm "Mountain Bike out of the box" ein anderes Bild des Irans zeigen. Der Film wurde nun im Meta Theater in Moosach gezeigt.

Die beiden Münchner haben sich auf einer Geburtstagsfeier kennengelernt, wo Gregor Mahringer, der selbst passionierter Mountainbiker ist, die Idee zu dem Filmprojekt hatte. "Nach vier Bier habe ich zugesagt und drei Monate später ging es dann los", sagt Julius Steinbacher. Über Facebook nahmen sie Kontakt zu einem der besten iranischen Mountainbiker auf. Es soll der Start einer Filmreihe über professionelle und aufstrebende Biker in verschiedenen Ländern werden. Das Equipment stellten sie vor allem selbst. Mit einem Touristenvisum durften sie einreisen, die Kameras mussten sie einschmuggeln: Der Dreh wäre von der Regierung wohl nicht erlaubt worden.

Die Dokumentation zeigt eine Mischung aus Action-Szenen und kulturellem Leben. Mit dem iranischen Downhill-Meister Hossein Zanjanjan und seinen Freunden, unter ihnen Hosein Hikzadeh, der beste BMX-Fahrer des Landes, geht es auf einen Road-Trip zu den besten Bike-Orten in Nordiran. "Es lief alles besser als erwartet", erzählt Julius Steinbacher. Vor allem die Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen habe ihn positiv überrascht. Der Höhepunkt war ein Downhill-Rennen des Iranischen Fahrradverbandes.

Die Mountainbiker trainieren sowohl auf unerschlossenem Gelände in den Bergen als auch mitten in der Millionenstadt Teheran. Es sind gefährliche Szenerien, die Biker lassen sich im chaotischen Straßenverkehr von Autos mitziehen, um Geschwindigkeit aufzubauen. "Ich mag das natürlich, wenn die Leute schauen", sagt Hossein Zanjanjan. Die waghalsigen Stunts und Stürze werden von Helmkameras in Szene gesetzt. Der Film gewährt genauso einen kulinarischen Blick in ein Frühstückslokal, in dem gekochte Schafsköpfe serviert werden. "Das war unser erstes Frühstück in Iran", erzählt Steinbacher.

Der Road Trip führt auch zum größten Skatepark im Mittleren Osten - finanziert von der staatlichen Bank. Die Behörden würden dabei ein Auge zudrücken, erklärt Steinbacher, ihnen sei es lieber, dass die Jugendlichen beschäftigt sind statt zu demonstrieren. Trotzdem sind auch die im Film vorkommenden Biker von staatlicher Repression betroffen. Hossein Zanjanjans Traum ist es, bei den Asiatischen Downhill Meisterschaften teilzunehmen und auf professionellen Strecken in den USA und Europa zu fahren. Für die Meisterschaften kann er sich zwar qualifizieren, in viele Länder darf er jedoch nicht ausreisen.

Auch die Filmemacher waren vorsichtig, vor allem Informationen über die Willkür der iranischen Behörden hätten sie nervös gemacht. Nur einmal gelangten sie fast in eine Polizeikontrolle, der sie durch das beherzte Treten ihres Fahrers auf das Gaspedal entgangen seien. Ihr Übersetzer, ein Kanadier mit iranischen Wurzeln, konnte die beiden Regisseure während der Fluchtfahrt jedoch beruhigen: Die iranische Polizei sei schlichtweg zu fau hinterherzufahren.

Wer noch mehr über Iran erfahren will, den lädt das Meta Theater in Moosach am Donnerstag, 30. Juli, um 20 Uhr zu einem Reisevortrag von Leonhard Bölingen ein.

© SZ vom 28.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: