Moosach:Ein kleines Stück Geschichte

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Übergabe eines Bpdenfundes an Dorfarchiv der Gemeinde. 'Frühzeitliches Kupferbeil aus der Flur Winkelleite datiert zwischen 3800 und 2000 v.Chr.'. vlnr: Wilhelm Seerieder (Betriebsleiter Forstbetriebe München), Hermine Wolpertinger (Dorfarchiv), Robert Bauer (Archivbeauftrgter), Ronny Rauschnig (Finder) begutachten das Teil. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Moosach zeigt in seiner Ausstellung zur neuen Ortschronik ein 4000 Jahre altes Kupferbeil. Es wurde 1998 in einem Wald bei Schattenhofen gefunden und nun der Gemeinde geschenkt

Von Wieland Bögel, Moosach

War er dankbar und wollte seinen Göttern etwas spenden oder war er einfach nur schlampig ? Auf jeden Fall hinterließ ein früher Bewohner Moosachs der Nachwelt eines seiner wohl wertvollsten Besitztümer: ein kleines Werkzeug aus Metall. Hergestellt wurde das kleine Beil vor rund 4000 Jahren und ist damit das wohl älteste Zeugnis der Siedlungsgeschichte auf Moosacher Flur. Anlässlich der Ausstellung für das neue Moosacher Heimatbuch wurde das bronzezeitliche Werkzeug nun der Gemeinde übergeben, sowohl der Finder, als auch die Staatsforsten als Grundstückseigentümer der Fundstelle hatten auf ihre Ansprüche verzichtet.

Dafür, dass es sich gewissermaßen um den Grundstein der Moosacher Geschichte handelt, wirkt das Artefakt eher unauffällig. Ein wenige Zentimeter großes, längliches Metallstück, allerdings eines, dem man ansieht, dass es nicht zufällig so aussieht, wie es aussieht. Deutlich zu erkennen ist eine breite Schneide an einem Ende, weshalb das Objekt in der Ausstellung auch seinen Namen bekommen hat. "Es wird als Kupferbeil bezeichnet", sagt Robert Bauer, der Archivbeauftragte der Gemeinde Moosach, ob es sich allerdings tatsächlich um ein Beil handelt, sei nicht ganz sicher. "Es war auf jeden Fall nicht geeignet, um Äcker umzugraben oder Bäume zu fällen", sagt Julia Müller, Archäologin aus Moosach, die ebenfalls an dem neuen Buch mitgewirkt hat. Vermutlich war es ein Feinwerkzeug, etwa zum Schnitzen von Holz, vielleicht ein Küchengerät zum Schneiden von Fleisch. Auch, ob es jemals wie ein richtiges Beil ausgesehen habe, also mit Stiel oder Griff versehen war, sei nicht bekannt, sagt Bauer, denn es fehlten entsprechende Spuren einer Befestigung, "vielleicht war es ein Schabewerkzeug". Jäger könnten es beispielsweise benutzt haben, um ihrer Beute das Fell über die Ohren zu ziehen. Und auch aus reinem Kupfer, wie die Bezeichnung nahelegt ist das alte Werkzeug keineswegs, sondern aus einer Bronzelegierung. Diese sei zwar einfach, "aber nicht von schlechter Qualität", sagt Bauer, die frühen Moosacher hatten also durchaus Zugang zu zeitgemäßer Metallverarbeitung.

Wenn sie diese nicht selbst vorgenommen haben. "Es gab Metallverarbeitung in der Gegend", sagt Bauer, darauf deuten Funde in einer bronzezeitlichen Siedlung nahe Alxing hin. Allerdings, und das erkläre auch die geringe Größe des Werkzeuges, waren die verfügbaren Mengen sehr gering - was ein Objekt wie das Moosacher Kupferbeil auf jeden Fall zu einem äußerst wertvollen Gegenstand machte, vielleicht sogar zu einem Statussymbol.

Was natürlich die Frage aufwirft, warum sich sein Besitzer von dem Beilchen getrennt hat. Dafür, so Bauer, gebe es verschiedene Möglichkeiten. Da das Objekt in einem inzwischen ausgetrockneten Weiher nahe einer Quelle gefunden wurde, könnte es sich um eine Gabe an die Götter handeln, vermutet Bauer. "Quellen waren ein üblicher Ort dafür." Vielleicht war der Eigentümer des Beils irgend einem Unglück entronnen und wollte sich für göttlichen Beistand bedanken, mutmaßt Bauer. Aber auch eine weniger kultische Erklärung ist denkbar: "Vielleicht war da aber auch nur ein bronzezeitlicher Mensch, der gestolpert ist, und es verloren hat." Ebenfalls rätselhaft bleibt, wann das Kupferbeil genau hergestellt wurde. Zwar gebe es entsprechende Untersuchungsmethoden, so Bauer, da das wertvolle Fundstück dafür allerdings zerschnitten oder angebohrt werden müsste, hat man lieber verzichtet.

Ronny Rausching der Finder mit dem Moosacher Kupferbeil. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Kein Rätsel dagegen ist, wer das Beil wann gefunden hat: Ronny Rauschning grub es im Jahr 1998 nahe eines Waldes bei Schattenhofen aus dem Boden. Gesucht hatte Rauschning eigentlich Zeugnisse der jüngeren Geschichte: Er hatte eine Erlaubnis des Landesamtes für Denkmalpflege, in dem Waldstück mit einer Metallsonde Überreste aus dem Zweiten Weltkrieg aufzuspüren. Anlässlich der Neuauflage des Moosach-Buches hatte nun Bauer Rauschning davon überzeugt, seinen Anteil an dem Fundstück der Gemeinde zu überlassen. Der zweite Eigentümer, die Staatsforsten auf deren Grund das Beil gefunden wurde, überlassen Moosach ihren Anteil als Dauerleihgabe.

Worüber man bei der Gemeinde natürlich sehr glücklich ist, wie Zweiter Bürgermeister Willi Mirus bei der öffentlichen Vorstellung des Fundstückes betont. "Immer mehr Leute interessieren sich für Geschichte und ihre Wurzeln, da freuen wir uns natürlich, wenn wir etwas so Altes zeigen können."

© SZ vom 05.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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