Markt Schwaben:Von Auftreten bis Heimatfaktor

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Markt Schwabens Bürgermeisterkandidaten haben zwar vieles gemeinsam, lassen aber auch ein paar Unterschiede erkennen. Ein Überblick.

Sie wollen überparteilich arbeiten, setzen sich ein für ein offenes Rathaus, Familienfreundlichkeit und die Stärkung des Ehrenamtes. An vorderster Stelle steht außerdem der Abbau des Investitionsstaus und die überfällige Sanierung der Hauptschule. Bei so vielen Gemeinsamkeiten ist klar, dass es sich bei der Bürgermeisterwahl in Markt Schwaben am 13. März um eine Persönlichkeitswahl handeln wird. Karin Kampwerth klopfte die drei Kandidaten eine Woche vor der Entscheidung auf ihre bisherige Performance ab.

Magdalena Föstl, 52: CSU-Ortsvorsitzende, Landwirtin

Heimatfaktor: In Steinhöring aufgewachsen und seit 30 Jahren in Markt Schwaben zu Hause. Ihre drei Kinder sind in der Gemeinde in die Schule gegangen. Mit Ehemann Georg Föstl bewirtschaftet sie einen Bauernhof im Ortsteil Haus.

Kompetenz: Kennt sich als Bankkauffrau mit Zahlen aus. Führungsqualität hat sie innerhalb des CSU-Ortsverbandes bewiesen, den sie am Tiefpunkt 2007 übernahm. Grabenkämpfe zwischen Gemeinderatsfraktion und Ortsvorstand gehören seither der Vergangenheit an.

Durchblick im Gemeinderat: Von 1996 bis 2002 gehörte sie dem Gremium selber an. Seitdem ist sie als Kreisbäuerin im Ebersberger Kreistag vertreten. Über die Vorgänge im Gemeinderat ist sie lediglich aus zweiter Hand durch ihre Parteifreunde informiert. Sitzungen besucht sie erst seit ihrer Bürgermeisterkandidatur wieder regelmäßig.

Auftreten: Politprofi, der es sich aufs Menscheln versteht. Den Wahlkampf führt sie mit mütterlichem Charme, die Gemeinde vergleicht sie mit der eigenen Familiensituation - Föstl lebt mit Mann, Schwiegermutter, Schwiegertochter, Sohn und zwei Enkelinnen zusammen.

Ideen zur Ortsmitte: Tempo 30 in den Straßen rund um den Marktplatz, den sie durch eine optische Trennung von der Ebersberger Straße in eine "Piazza" umwandeln möchte.

Energiekonzept: Föstl will einen Arbeitskreis Energie einrichten, dem die Vertreter der Bürgermodelle Geothermie und Photovoltaik sowie Unternehmer, Vertreter der Fraktionen und interessierte Bürger angehören. Das Gremium soll bei den Markt Schwabenern Überzeugungsarbeit für den Wechsel von fossilen Brennstoffen zu alternativen Energiequellen leisten. Hilfe will Föstl sich auch beim künftigen Landkreis-Energiemanager holen, der im Frühsommer seine Arbeit aufnehmen soll. Eindeutig spricht sie sich vor einer Geothermiebohrung für die Errichtung eines Nahwärmenetzes aus, das zunächst mit Hackschnitzeln betrieben werden könne. Verwirklicht haben will sie das in drei bis fünf Jahren.

Eine Million für die Sägmühle? Eine hohe Belastung, findet die Bürgermeisterkandidatin. Zumal zu der Kaufsumme später die Sanierung der Gebäude hinzukäme. Der Beschluss unter Bürgermeister Bernhard Winter, die Sägmühle zu ersteigern, müsse deshalb vor dem Hintergrund notwendiger Investitionen überdacht und gegebenenfalls neu entschieden werden. Am wichtigsten für Markt Schwaben sei der Zugang zum Schwabener Moos, der erhalten bleiben müsse.

Nächse Seite: Georg Hohmann, 59: SPD-Ortsvorsitzender, Diplom-Mathematiker

Heimatfaktor: Der gebürtige Hesse lebt seit zehn Jahren in Markt Schwaben. Engagiert sich ehrenamtlich im ortsansässigen AWO-Kreisverband, ist aktiv beim Mentoring-Projekt, um schwachen Hauptschülern zu einem Abschluss zu verhelfen und sie bei der Berufswahl zu unterstützen. 2008 hat Hohmann eine Radtour nach Ostra, der Markt Schwabener Partnergemeinde, organisiert.

Kompetenz: Als langjähriger Projektmanager bei Siemens führte er bis zu 24 Mitarbeiter und kontrollierte einen Etat von bis zu 78 Millionen Euro.

Durchblick im Gemeinderat: Gehört dem Gremium nicht an, besuchte seit seinem Zuzug nach Markt Schwaben aber fast jede Sitzung. Seit April 2010 Vorsitzender des SPD-Ortsvereins und dadurch auch über Interna informiert.

Auftreten: Besonnen, aber manchmal zu bescheiden. Bei den drei Podiumsdiskussionen während des Wahlkampfes musste sich Hohmann zunächst warmlaufen, um sich dann oft als Einziger mit konkreten Ideen und Visionen zu positionieren.

Ideen zur Ortsmitte: An einem "runden Tisch" will er Einzelhändler, Gebäudebesitzer, Anwohner und Bürger zusammenbringen, um den Ortskern noch attraktiver zu machen. Fußgänger sollen Vorrang erhalten. Vorbild ist die Erdinger Altstadt.

Energiekonzept: Will Geothermie aktiv auf den Weg bringen und zuvor ein Nahwärmenetz installieren, das zunächst mit geleasten Heizcontainern und Hackschnitzeln, Pellets oder Biomasse betrieben werden soll. Die Gemeinde soll beispielhaft vorangehen und die eigenen Liegenschaften an das Netz anschließen.

Eine Million für die Sägmühle? Hohmann will den Zugang zum Schwabener Moos erhalten, lässt aber noch offen, ob die Gemeinde die Sägmühle dafür ersteigern soll.

Nächste Seite: Josef Riexinger, 52: FW-Gemeinderat, Friseur und Unternehmer

Heimatfaktor: In Markt Schwaben aufgewachsen und der Gemeinde bis auf eine kurze Auszeit während der Ausbildung treu geblieben. Betreibt mit Ehefrau Petra und seinen beiden erwachsenen Kindern am Ort zwei Friseurgeschäfte, eine Unternehmensberatung und eine Pension. Kennt viele alteingesessene Markt Schwabener und baute die Jugendarbeit bei der Feuerwehr auf.

Kompetenz: Durch den Beruf erfahren in Betriebsführung. Beschäftigt teilweise bis zu zehn Mitarbeiter und hat bisher rund 60 Jugendliche ausgebildet.

Durchblick im Gemeinderat: Gehört dem Gremium als einziger der Kandidaten seit 2003 an. Ist deshalb mit allen Gepflogenheiten sowie den Verwaltungsvorgängen vertraut und kennt die Mitarbeiter im Rathaus.

Auftreten: Offensiv und selbstbewusst. Spricht gerne in Schlagworten, was manchmal zu sehr an einen Grundkurs Marketing erinnert.

Ideen zur Ortsmitte: Riexinger will sich für zentrumsnahe Parkplätze und ein Leitsystem für Gäste stark machen. Veranstaltungen mit Musik, Mode, Kunst und Brauchtum sollen den Marktplatz beleben. Mit Gewerbetreibenden will er Verträge zur Sauberhaltung ihres Umfeldes abschließen.

Energiekonzept: Klarer Befürworter der Geothermie. Den Bau eines Nahwärmenetzes und die Bohrungen will er zeitlich eng aneinander knüpfen. Die Gemeinde soll mit dem Anschluss der eigenen Gebäude Vorbild sein.

Eine Million für die Sägmühle? Keine Festlegung bis zum Versteigerungstermin im Juni. Bis dahin sieht er Chancen, Investoren zu finden, die die Sägmühle nach den Wünschen der Gemeinde bebauen und nutzen.

© SZ vom 05.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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