Grafing:Grüne verlieren zwei Stadträte

Lesezeit: 2 min

Heinz Fröhlich und Marlene Ottinger verlassen Partei und Fraktion - Grund sind interne Differenzen.

Thorsten Rienth

Er war Ortsvorsitzender, Bürgermeisterkandidat, Sprachrohr - kurz: das Gesicht und Zugpferd der Grafinger Grünen. Jetzt ist Stadtratsmitglied Heinz Fröhlich gemeinsam mit seiner Frau, der Grünen-Stadträtin Marlene Ottinger, aus Partei und Fraktion ausgetreten. Im "Bündnis für Grafing" (BfG) wollen beide aber weiter Kommunalpolitik im Stadtrat machen. Für Fröhlich bedeutet der Schritt auch den Rückzug aus dem Kreisvorstand der Grünen.

In der Pressemitteilung, mit der das Paar am Montag seine Entscheidung bekanntgab, heißt es: "Wir sind nach reiflicher Überlegung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Sachthemen in der Lokalpolitik häufig den Rahmen der etablierten Parteien sprengen." Um kommunale Projekte umzusetzen, müssten "häufig Mehrheiten jenseits der eigenen Fraktion gefunden werden". Dazu sei eine Wählervereinigung besser geeignet. Noch im Herbst wollen die beiden Ex-Grünen ihre neue Vereinigung gründen, mit der sich auch bei der nächsten Kommunalwahl im Jahre 2014 antreten wollen.

Dass es zwischen dem Duo Fröhlich/Ottinger und dem Rest der Grünen-Fraktion in den vergangenen Monaten immer wieder zu Differenzen gekommen ist, war in Stadtratskreisen nicht unbekannt. Von einem Bruch war allerdings nie die Rede. Wohl auch deshalb kam die gestrige Erklärung für den Grünen-Ortsverband und die Fraktion sehr überraschend, wie Fraktionschefin Angelika Obermayr bestätigt. Das Politikerpaar informierte seine bisherigen Parteifreunde erst zeitgleich mit der Presse.

Nach Ansicht Obermayrs hat sich die Trennung jedoch "abgezeichnet". Grund dafür sei, dass Fröhlich und Ottinger einen "gänzlich anderen Politikstil" pflegten, der "auf Konfrontation basiert - auch innerparteilich", so die Fraktionschefin. Gleichwohl habe man Fröhlichs finanz- und wirtschaftspolitische Kompetenz sehr geschätzt. Obermayr kündigte an, dass sich die Grünen künftig auf ihre gewohnten Stärken konzentrieren werden. "Das heißt: inhaltsorientierte, unaufgeregte politische Arbeit."

Kreisvorstand und Kreistagsfraktion der Grünen stellen sich geschlossen hinter die verbleibende Grünen-Spitze in Grafing. Man werde die Grafinger Grünen "nach Kräften unterstützen, damit sie auch weiterhin eine wichtige Rolle für die grüne Kommunalpolitik im Landkreis spielen", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Waltraud Gruber, Benedikt Mayer und Birgit Woska-Mayer.

Inwieweit sich durch die Austritte das Kräfteverhältnis im Stadtrat ändert, dürften erst die nächsten Sitzungen zeigen. Zwar schrumpft die Grünen-Fraktion, die bisher zweitstärkste Kraft hinter der CSU im Rathaus ist, von fünf auf drei Mitglieder, eine inhaltliche Kehrtwende der beiden Ex-Grünen scheint aber nicht anzustehen. "Selbstverständlich schlägt unser Herz weiterhin für ökologische Themen", versichern Fröhlich und Ottinger. Allerdings müsse "zukunftsgerichteter und entschlossener gehandelt werden". Das gelte insbesondere für die städtische Wohnraumentwicklung, eine moderne Familienpolitik sowie einen schuldenfreien Haushalt.

© SZ vom 13.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: