Ebersberg:63 Prozent Gymnasiasten

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Im Landkreis hält der Trend zur höheren Schule an. Die Mittelschule wird nur 23 Prozent der Viertklässler empfohlen

Von Anja Blum, Ebersberg

Schon bei der Eröffnung 2008 war das Kirchseeoner Gymnasium gut gefüllt, daran hat sich nichts geändert. (Foto: EBE)

Oft wird die Klage geführt, der Druck an den Grundschulen angesichts des Übertritts sei zu hoch - trotzdem scheinen ihm nach wie vor die meisten Ebersberger Schüler gewachsen zu sein. Laut Schulamtsleiterin Angela Sauter jedenfalls hält der Trend zum Gymnasium an: Von 1295 Viertklässlern im Landkreis wurde heuer 823 die Eignung fürs Gymnasium ausgesprochen, das sind 63 Prozent. 177 Viertklässler, also knapp 14 Prozent, sollten laut Übertrittszeugnis auf die Realschule gehen, und 295 erhielten von der Grundschule den Rat, die Mittelschule zu besuchen, das sind 23 Prozent.

Allerdings spiegeln sich diese Zahlen nicht exakt in den Anmeldungen an den Schulen wider, schließlich können sich die Familien entgegen der Empfehlung für einen Probeunterricht an einer höheren Schulform entscheiden, oder aber auch eine niedrigere als vorgeschlagen wählen. "Man kann zum Beispiel auch über den M-Zweig zur Mittleren Reife kommen", sagt Sauter. Überhaupt betreffe "die Prophezeiung" der Grundschule nur die fünfte Jahrgangsstufe, betont die Schulamtsleiterin, "alles, was darüber hinaus geht, hängt ganz von der persönlichen Entwicklung des Kindes ab".

Die Anmeldezahlen an den einzelnen Schulen schwanken

Die Verteilung der angehenden Fünftklässler auf die weiterführenden Schulen hält jedenfalls kaum Überraschungen bereit. Ein bisschen mehr hier, ein bisschen weniger da: Keiner der Schulleiter ist mit Blick auf die Anmeldungen in Alarmbereitschaft. Zumal dies auch nicht sonderlich zielführend wäre - liegen die Gründe für Schwankungen doch meist im Dunkeln. Faktoren wie Zuzug, geburtenschwache Jahrgänge oder schlechte Notendurchschnitte können die Übertrittszahlen genauso beeinflussen wie gesellschaftliche Trends oder die Bildungspolitik.

Am Gymnasium Markt Schwaben, hier ein Bild von einer Veranstaltung im Herbst 2014, wird es im kommenden Schuljahr besonders viele neue Schüler geben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Eine deutliche Veränderung, nämlich ein Plus von etwa 40 Fünftklässlern, meldet heuer lediglich das Gymnasium Markt Schwaben. Hier sind für das kommende Schuljahr 210 neue Kinder angemeldet, im laufenden waren es nur 167. Laut Rektor Gerhard Dittmann hat vor allem der Zuspruch aus Poing zugenommen, von dort seien bislang stets viele auf die Realschule oder nach Vaterstetten gegangen. Warum dies heuer anders ist, kann sich Dittmann nicht erklären - doch Sorgen macht es ihm keine. "Wir haben mittlerweile viel Luft und Raum an der Schule und können guten Gewissens jeden aufnehmen", sagt er. Insofern sehe er für ein zusätzliches Gymnasium in Poing derzeit auch keinen Bedarf. Für die 210 neuen Schüler hofft er, acht fünfte Klassen bilden zu können anstatt nur sieben. "Kleinere Einheiten haben sich einfach bewährt", so Dittmann.

In Grafing und Kirchseeon gibt es eine leichte Entspannung

Über etwas gesunkene Anmeldezahlen wundert man sich hingegen an den Gymnasien in Grafing und Kirchseeon. In Grafing zählt man 120, das sind 17 Fünftklässler weniger als im laufenden Jahr, in Kirchseeon 130 und damit 16 weniger. Besorgt sind die Schulleiter deswegen aber nicht. "Es gibt immer gewisse Schwankungen", sagt Paul Schötz aus Grafing, der auch gar nicht will, dass seine Schule wieder deutlich wächst. "Wir hatten ja schon mal viel mehr Schüler - das war schon was anderes", sagt er. Doch seit es das Gymnasium in Kirchseeon gibt, ist Grafing entlastet. "Jetzt haben wir ziemlich genau die Zahl, auf die wir ausgelegt sind", so Schötz. Für seinen Kollegen aus Kirchseeon, Christian Czempinski, ist vor allem wichtig, dass die Größe der Schule in etwa konstant bleibt. "Fünfzügig wäre ideal", sagt er. Beide Gymnasien hoffen, fünf Eingangsklassen bilden zu können.

Sechs oder sieben fünfte Klassen wird es am Vaterstettener Gymnasium geben, hier sind 183 neue Schüler angemeldet. "Das ist nahezu gleich wie in den vergangenen Jahren", sagt Rektor Rüdiger Modell, "und wir können auch gut mit dieser Menge umgehen". Allerdings habe seine Schule, das größte Gymnasium im Landkreis, "auch das größte Raumdefizit": Die offiziellen Kapazitäten seien insgesamt um etwa 400 Schüler überschritten, bereits seit vielen Jahren finde der Unterricht teils in Containern statt. "Dafür mal Ersatz zu bekommen, wäre schon schön", so Modell.

"Alles wie immer", heißt es auch aus der Realschule in Vaterstetten. Hier sind heuer 160 neue Kinder angemeldet, "das werden wieder sechs Klassen", sagt Schulleiterin Anita Ruppelt. Sie freut sich über diese Konstanz - und über aktuelle Baumaßnahmen. "Wir bekommen vier Klassenzimmer mehr." Etwas weniger Fünftklässler als zuletzt wird es wohl an den Realschulen in Markt Schwaben und Poing geben, beide Schulen gehen von 80 Kindern aus. Etwa 20 Fünftklässler mehr erwartet die Realschule in Ebersberg, nämlich 155. Schulleiter Eberhard Laspe geht hier von fünf neuen Klassen aus und ist damit zufrieden.

Sorgen macht ihm eher zwei andere Beobachtungen: Erstens, dass regelmäßig nur etwa zehn Prozent der angemeldeten Kinder den Probeunterricht bestünden. Und zweitens, dass immer öfter Schüler höherer Jahrgangsstufen vom Gymnasium an die Realschule wechselten. "Oft ist der Ehrgeiz einfach zu groß", sagt Laspe. Er hingegen halte es für ganz wichtig, "für jedes Kind eine Schulart zu finden, an der es auch noch Kind sein darf". Insofern könne er Eltern nur raten, auf die Empfehlung der Grundschullehrer zu hören.

© SZ vom 27.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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