Ebersberg: Personalnot in Kitas:Erzieherinnen dringend gesucht

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Offene Stellen in Kitas sind nur schwer zu besetzen - die Gemeinde Poing erwägt deshalb Lockangebote.

Karin Kampwerth

Bürgermeister Albert Hingerl hat eine Horrorvision: "Wenn ich daran denke, dass wir eine Kindertagesstätte bauen und die Plätze dann nicht besetzen können, weil uns das Personal fehlt, dreht sich mir der Magen um."

Personalmangel in den Kindertagesstätten: Die Gemeinde Poing erwägt deshalb Lockangebote. (Foto: dpa)

Weit ist die Gemeinde vom heraufbeschworenen Unwohlsein ihres Rathauschefs nicht entfernt, denn durch den massiven Ausbau von Kitas nicht nur im Landkreis sind Erzieher gefragter denn je. Allein für Poing listet die Arbeitsagentur derzeit vier offene Stellen auf, landkreisweit sind zwölf Stellen offen - und nur schwer zu besetzen.

Umso weniger erfreut sind Träger von Einrichtungen darüber, dass München mit weit über 100 offenen Stellen derzeit mit attraktiven Angeboten Erzieherinnen in die Landeshauptstadt lockt. Wer eine Stelle in einer Münchner Kita annimmt, kann nicht nur mit mehr Gehalt, sondern auch mit besseren Aufstiegschancen und vergünstigtem Wohnraum rechnen.

Poings Bürgermeister hat Verständnis dafür, wie die Landeshauptstadt dem Notstand begegnet. "Ich verurteile keinen Arbeitgeber, der besser zahlt", sagt Hingerl. Gleiches gelte für die Fachkräfte selbst, die sich eine Stelle aussuchten, bei der sie mehr Gehalt bekämen. "Wir müssen nun überlegen, welche Möglichkeiten wir haben", sagt Hingerl, der das Thema auf der nächsten Trägerbesprechung aufs Tapet bringen will. "Ich würde reagieren, wenn mir die Träger ein Signal geben." Für Hingerl ist denkbar, dass auch Poing seine offenen Erzieherstellen mit bestimmten Angeboten attraktiver gestaltet.

Andere Träger wie der Awo-Kreisverband mit 16 Kitas oder das BRK mit zwölf Kitas können da nicht mithalten. "Wir haben kein Säckchen, wo wir reingreifen können", sagt Marita Grimm, die beim Awo-Kreisverband für den Fachbereich Kinder und Jugend zuständig ist. Derzeit hat sie drei offene Stellen, eine in Poing und zwei im Baldhamer Kinderhaus. Diese zu besetzen, sei enorm schwierig.

Nicht, weil es an der Qualifikation von Bewerbern mangele, sondern deshalb, weil es erst gar keine Bewerber gibt. "Von September bis Dezember hatten wir keine einzige Bewerbung", klagt Marita Grimm. Von einem Engpass will sie zwar noch nicht sprechen, aber es werde "jongliert". In den großen Häusern etwa mit Berufspraktikantinnen. Bislang habe man deshalb noch keine Eltern abweisen müssen, die etwa die Betreuungszeiten für ihr Kind ausweiten wollten. "Aber das gelbe vom Ei ist das nicht. Wie lange wir das noch durchhalten, weiß ich nicht", sagt Marita Grimm.

Ähnlich schlecht sieht die Situation beim BRK aus. Bereichsleiter Christian Althoff sucht aktuell nach einer Gruppenleiterin. "Aber der Markt ist einfach leer gefegt." Zwar hätte man gerade erst eine Gehaltserhöhung für BRK-Erzieherinnen beschlossen. Dennoch dauere es wochenlang, bis er überhaupt eine Bewerbung auf dem Schreibtisch habe. Wer sich für eine Stelle interessiere und halbwegs passe, werde auch eingestellt.

"Ein Auswahlverfahren haben wir nicht mehr, weil wir erst gar keine Auswahl haben", sagt Althoff resigniert. Wenigstens rechnet er nicht mit Kündigungen in den eigenen Häusern, weil Mitarbeiterinnen den Lockruf aus München erhören könnten. Die meisten Erzieherinnen kämen aus dem Landkreis oder aus Richtung Wasserburg. "Der weite Fahrtweg nach München ist zu abschreckend."

© SZ vom 17.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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