Krankenhaus Ebersberg:Kreis schützt Klinik vor roten Zahlen

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Investitionen wie der Bau des Interims-Bettenhauses bleiben mit Hilfe des Kreis-Zuschusses an der Eigenbeteiligung überschaubar. (Foto: Hinz-Rosin)

Der Landkreis wird künftig die gemeinnützige GmbH mit 80 Prozent Zuschüssen für Investitionskosten unterstützen. Dadurch soll auch die Konkurrenzfähigkeit gesichert werden.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Es ist ein Jahr der Rekorde und der tief greifenden Veränderungen für die Kreisklinik. Die Patientenzahlen waren noch nie so hoch, dasselbe gilt für den Stamm der Mitarbeiter. Auch mit der Modernisierung geht es voran, zum ersten Mal seit der Gründung im Jahr 1876 verfügen jetzt alle Patientenzimmer über Dusche und WC. Damit die Klinik weiter auf Erfolgskurs bleiben kann, wird der Kreis künftig die Investitionen regelmäßig und verlässlich unterstützen: Er trägt 80 Prozent der Kosten, auf denen die Klinik ansonsten alleine sitzen bleiben würde.

Dies sei der "bedeutendste Beschluss des Kreistags seit der GmbH-Gründung", sagte Klinik-Geschäftsführer Stefan Huber am Montag im Kreistag - sein Ärzte-Team unter den Zuhörern bekräftigte das durch großen Applaus. Ohne die nun gewählte Lösung wäre die Klinik wohl langfristig in die roten Zahlen geraten.

Die Gewinne der Klinik reichen nicht für die Investitionen

Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hatte zuvor von einem "Meilenstein" gesprochen. Der Landkreis übernehme auf diese Weise Verantwortung für die Klinik. Albert Hingerl (SPD) wählte einen bildhaften Vergleich: "Die Mutter macht für die Tochter einen Bluttransfer." Schon länger war dem Kreistag klar gewesen, dass die Klinik künftig deutlich größere Unterstützung brauchen wird als in der Vergangenheit.

Denn bei weitem nicht alle Kosten für Bauprojekte erhält die Klinik von Bund und Land zurückerstattet, sie muss immer eine hohe Eigenbeteiligung leisten. Früher vorhandene Rücklagen sind längst aufgebraucht, und obwohl die Kreisklinik in den vergangenen Jahren meist Gewinne erzielt hat - das gelingt inzwischen nur noch der Hälfte der Krankenhäuser - reichen diese nicht aus, um die anstehenden Investitionen zu finanzieren: Schließlich kosten die Errichtung des neuen Pfarrer-Guggetzer-Hauses als Interims-Bettenbau, die Sanierung des Altbaus, der Operationssäle und die Einrichtung der zentralen Notaufnahme bis 2018 knapp 22 Millionen Euro.

20 Prozent muss das Krankenhaus selbst aufbringen

Bereits in der Vergangenheit hat die Klinik die notwendigen Kredite für Investitionen über den Kreis aufgenommen, allerdings war die gemeinnützige GmbH, eine 100-prozentige Tochter des Landkreises, laut Satzung selbst dafür verantwortlich, Zins und Tilgung aufzubringen. Gelingt dies nicht und gerät die Klinik dadurch in die roten Zahlen, muss sie versuchen, das innerhalb von fünf Jahren auszugleichen. Wenn auch das nicht möglich ist, muss der Kreis einspringen, so sieht es die Satzung vor.

Nun hat der Kreistag beschlossen, die Klinik zu unterstützen, bevor die Lage zu schwierig wird. Er übernimmt 80 Prozent der Eigenbeteiligung; dass die Klinik 20 Prozent weiter selbst aufbringen muss, soll ein Ansporn für sie sein, die Kosten stets im Blick zu behalten.

Für die Klinik bedeutet das, dass sie ihren eingeschlagenen Weg weiter gehen kann. Auch in diesem Jahr hat sich in dem Komplex an der Pfarrer-Guggetzer-Straße einiges getan, wie Stefan Huber erläuterte. Neben der Errichtung des Interims-Bettenhauses waren das die Einrichtung einer Aufnahmestation, die nachts in Betrieb ist und in dieser Zeit die regulären Stationen entlastet, sowie einer neuen "Chest Pain Unit", einer Diagnostik- und Therapieeinheit zur Versorgung von Patienten mit akuten Brustschmerzen. Durch diese wiederum wird die bestehende Notaufnahme entlastet.

Konkurrenz könnte bald im Nachbarlandkreis entstehen

Dass die Kreisklinik viel tut, um konkurrenzfähig zu bleiben, das ist insbesondere angesichts von Plänen für eine Krankenhausneugründung im Nachbarlandkreis München wichtig. In Heimstetten sollen in sehr repräsentativen Räumen 180 Betten und zwölf Operationssäle - Ebersberg hat acht - untergebracht werden. Geplant sind Abteilungen für Allgemeinchirurgie und Tumorchirurgie, für Unfallchirurgie, Orthopädie und Revisionsendoprothetik sowie eine Palliativstation und eine Notaufnahme.

Die neue Klinik wolle wohl die "interessanten, lukrativen Fälle" für sich gewinnen, so die Vermutung von Stefan Huber. Obwohl sich bereits die Landräte von Ebersberg, Erding und Freising sowie der Münchner Oberbürgermeister ebenso wie die städtischen Kliniken München und die Universitätsklinik der Landeshauptstadt gegen das Vorhaben ausgesprochen haben, schätzt er das Risiko als "extrem hoch" ein, dass die von zwei Ärzten geplante Klinik tatsächlich kommt. Eine Chance, sie juristisch zu verhindern, gibt es laut Huber nicht. Eine Entscheidung über die Genehmigung der Klinik fällt voraussichtlich im Mai.

© SZ vom 16.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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