Ebersberg:Ärger wegen Volksfest-Fotos

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Erlaubt oder nicht - Fotos vom Volksfest, gemeinhin als öffentliche Veranstaltung empfunden. In Ebersberg gab's deshalb Ärger. (Foto: Christian Endt)

Weil er auf dem Volksfest fotografiert hat, gerät ein junger Ebersberger mit den Veranstaltern aneinander. Der Volksfestverein will nur zum Schutz der Gäste gehandelt haben.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Spaß und gute Stimmung, das verbinden die meisten Ebersberger mit ihrem Volksfest. Doch für einen jungen Mann aus der Kreisstadt, der diesen Spaß mit seiner Kamera einfangen wollte, war schnell Schluss mit lustig. Die Veranstalter, so schildert es der junge Fotograf, drängten ihn zur Seite und zwangen ihn, seine Fotos zu löschen. Beim Volksfestverein bestätigt man diesen Vorfall zwar grundsätzlich, beruft sich aber auch auf den Schutz der Volksfestgäste, die man davor bewahren wolle, unbemerkt fotografiert zu werden.

Dass er dies im Sinne hatte, bestreitet Christoph Moder ausdrücklich. Der Ebersberger Hobbyfotograf erklärt, er habe lediglich die Atmosphäre mit seiner Kamera einfangen wollen. "Ich bin einfach ein bisschen rumgelaufen und habe fotografiert." Dass er damit irgendwen gestört oder gar belästigt haben könnte, sei ihm nicht aufgefallen, es habe sich auch keiner der Volksfestbesucher über ihn und seine Kamera aufgeregt. Um so überraschter sei er gewesen, als ihn plötzlich der Vorsitzende des Volksfestvereins, Ebersbergs Dritter Bürgermeister Josef Riedl, scharf zurechtgewiesen habe, dass er nicht fotografieren dürfe. Eine Ansicht, die Moder nicht nachvollziehen kann: "Ich bin schon der Meinung, dass ich das durfte", schließlich sei das Volksfest doch eine öffentliche Veranstaltung.

Dem jungen Mann wurde mit der Polizei gedroht

Aber Riedl, der in Begleitung einiger Sicherheitsleute unterwegs war, habe ihn unmissverständlich aufgefordert, sowohl das Fotografieren sofort einzustellen, als auch die bereits gemachten Bilder von seiner Kamera zu löschen. Er habe sich zunächst geweigert und versucht zu erklären, dass er keine Leute fotografiere und die Bilder auch nicht veröffentlichen wolle. Doch Riedl und die Securityleute hätten ihm mit der Polizei gedroht, falls er ihren Forderungen nicht unverzüglich nachkomme.

"Ich wollte mich nicht rumstreiten, also habe ich die Bilder gelöscht." Doch nun betätigte sich Riedl selbst als Fotograf. Er habe seinen Ausweis sehen wollen, schildert Moder, und das Dokument fotografiert. Ein Vorgehen, das Moder mehr als merkwürdig findet. "Man muss sich nicht alles bieten lassen, auch Josef Riedl muss sich an die Regeln halten."

Der räumt ein, dass das Abfotografieren des Ausweises vielleicht "ein Fehlverhalten" war. Aber ein unabsichtliches, versichert er: "Ich hatte gerade nichts zum Schreiben dabei." Dass er den jungen Mann mit der Kamera zusammen mit dem Sicherheitsdienst zur Rede gestellt habe, sei jedoch absolut richtig gewesen, findet der Volksfestvereinsvorsitzende. "Wir haben eine gewisse Schutzpflicht gegenüber den Gästen", sagt Riedl, und das beziehe sich ausdrücklich auch auf den Datenschutz. Man habe ja nicht sehen können, "ob er vielleicht die Frauen in ihren offenherzigen Dirndln fotografiert." Ähnliche Fälle kämen schließlich auf Volksfesten gelegentlich vor. Darum sei er eingeschritten: "Mache ich nichts, und solche Fotos erscheinen dann im Internet, gibt es richtig Ärger."

Natürlich dürfe jeder auf dem Volksfest fotografieren, sagt Riedl, und viele Besucher täten das auch, genau wie der Verein selbst. "Aber wir fragen immer vorher", und genau das erwarte er auch von allen anderen. Moder habe dies aber nicht getan, sondern sei stattdessen einfach herumgelaufen und habe fotografiert. Auch dass das niemanden gestört habe, stimme nicht, beteuert Riedl,

Gäste hätten sich beschwert, heißt es

"Gäste haben sich bei uns beschwert, dass da einer rumläuft und Bilder macht". Daraufhin habe er zusammen mit den Securities nachgesehen, "und wir fanden das, was er macht, schon sehr komisch". Geradezu verdächtig sei ihnen der junge Mann mit der Kamera vorgekommen. Als sie ihn dann zur Rede stellten, habe sich der Fotograf wenig kooperativ gezeigt und zunächst nicht sagen wollen, was und warum er fotografiere, sagt Riedl. Darum habe er sich den Ausweis zeigen und die Bilder löschen lassen. "Er hätte ja bloß von Anfang an sagen brauchen, wer er ist und was er macht", so Riedl.

Was Moder an der ganzen Sache besonders stört ist, dass der Volksfestverein diese Fotovorschriften nicht für alle sichtbar und deutlich bekannt macht, etwa mit einem großen Schild am Eingang. "Vielleicht schaffen sie es ja im nächsten Jahr, einen Aushang zu machen, auf dem steht, was erlaubt ist und was nicht." Grundsätzlich könne man sich das schon überlegen, sagt Riedl, "aber so etwas hatten wir noch nie, dass einer einfach herumgeht und fotografiert."

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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