Bühne:Mutige Mama

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Kabarettistin Sarah Hakenberg aus Zorneding ist wieder auf Tour

Von Anja Blum, Zorneding/München

Manchmal ist es so, dass einen das Leben einfach zu überholen scheint: "Nur Mut!" heißt das neue Programm von Sarah Hakenberg, und nun wirkt es ein wenig, als richte die Kabarettistin aus Zorneding diesen Ausruf an sich selbst. Seit sie die Lieder zu dem Programm schrieb, ist nämlich einiges passiert: die große Liebe, ein Umzug nach Ostwestfalen, zwei Geburten. Doch jetzt muss die Show weitergehen, nur Mut! Nach der längsten Sommerpause ihres kreativen Daseins (fünf Monate) ist Hakenberg wieder auf Tour, am kommenden Samstag, 28. Oktober, spielt sie im Lustspielhaus und am Dienstag, 28. November, in Trudering.

Vier Wochen vor der ersten Entbindung feierte Hakenberg die Premiere von "Nur Mut!", wenig später stand sie erneut mit Bäuchlein auf der Bühne. "Unser erster Sohn ist ein Zirkuskind, Reisebett, Zugfahren, bei Papa bleiben - alles kein Problem", erzählt die 38-Jährige. Und auch das Publikum habe stets super reagiert: Wer schwanger auf der Bühne stehe, habe offensichtlich einen Bonus. "Also legten wir sofort nach - aber der Zweite ist ganz anders." Insofern sei die Situation nun schon ein bisschen anstrengend, wie bei allen berufstätigen Müttern eben. "Martina Schwarzmann zum Beispiel geht es genauso", sagt Hakenberg und lacht. Gerade erst habe man sich ausgetauscht über das Verhältnis von mangelndem Schlaf und kreativer Arbeit.

Wenn Hakenberg in und um München auftritt, macht sie freilich Station bei ihren Eltern in Zorneding, die jedoch auch gerne und häufig in die Kleinstadt kommen, in der die Kabarettistin nun mit ihrer Familie lebt. "Ohne diese Unterstützung wäre vieles auch gar nicht so möglich." Denn die 38-Jährige genießt es, trotz ihrer neuen Mutterrolle das Bühnenleben nicht aufgeben zu müssen: Es fühle sich sehr gut an, wieder dort oben zu stehen, sagt sie, da sei "viel neue Energie".

Milder geworden ist Mama Hakenberg - die in "Struwwelpeter reloaded" noch die Marotten der Jugend aufspießte - indes nicht, ganz bewusst. Schließlich ist der Kontrast zwischen harmlosem Auftreten und schwarzem Humor ihr Markenzeichen. "Es gibt immer noch Leute, die in der Pause gehen", erzählt sie. Wegen eines Lieds über Seniorenyoga etwa. Dabei sei es nie ihre Absicht, jemanden zu verletzen - "aber flach mag ich es halt auch nicht". Deswegen sei "Nur Mut!" auch gesellschaftskritisch: "Die Menschen haben so viel Angst - vor Veränderungen, Verlusten, Fremdem - aber das passt doch gar nicht zu unserem Land." Diesem Gefühl der Ohnmacht wolle sie jedenfalls etwas entgegensetzen, und zwar Offenheit und Zuversicht.

Sarah Hakenberg: "Nur Mut!", Samstag, 28. Oktober, um 20 Uhr im Münchner Lustspielhaus, und Dienstag, 28. November, im Kulturzentrum Trudering um 19.30 Uhr.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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