Ausstellung:Ein Stück Heimat in der Fremde

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In Zorneding lebende Flüchtlinge aus Afrika zeigen ihre bei einem Malprojekt des Helferkreises entstandenen Bilder in der SZ-Galerie Ebersberg

Von Rita Baedeker, Zorneding

Anfangs waren es Blumen und Bäume, die Häuser im Birkenhof und der "S-Bahnhof Zornding", wie der Maler sein Bild, das einen knallroten Waggon zeigt, betitelt hat: Motive der neuen Umgebung, unbekanntes Terrain. Doch nach und nach veränderten sich Sujets und Farben. Die jungen Männer in der Flüchtlingsunterkunft Zorneding begannen, Bilder aus ihrer Heimat zu malen, die Fahne Nigerias, die Hütten und Häuser ihrer Dörfer, die Zubereitung von Essen wie etwa das Zerstoßen von Getreidekörnern im Mörser, ein Flüchtlingsschiff. Alfred Scheffelmann, ehemals Konrektor an der Mittelschule Markt Schwaben und ein Mitglied des Helferkreises Zorneding, beobachtet mit Freude, wie seine Schützlinge ihre Heimat, ihre Erinnerungen mit Hilfe von Farben und Pinsel zu Papier bringen. Als Lehrer war das Fach Kunst sein Schwerpunkt. "Da wollte ich mich einbringen", sagt er. Aber nicht als Kunstpädagoge, sondern als Katalysator, der den jungen Leuten hilft, frei zu werden und sich bildnerisch auszudrücken. "Es geht dabei nicht um gut oder schlecht, wir sind ja nicht in der Schule", sagt der Pädagoge.

Flüchtlinge in Zorneding nehmen an einem Mal-Programm des Helferkreises teil. (Foto: Alfred Scheffelmann)

Anfang Mai machte er im Rahmen der Alltagsbegleitung durch den Helferkreis einen Aushang in der Zornedinger Flüchtlingsunterkunft. Das Ziel war, die Container wohnlicher zu gestalten. Mehrere Flüchtlinge aus Nigeria, Eritrea und Sierra Leone meldeten sich. Mit Hilfe von Sponsoren bekam der Helferkreis um Angelika Burwick und Elfie Rickert das notwendige Material zusammen - Farben, Papier, Pinsel, Pastellkreiden, Leinwände und mehr. Auch Rahmen und Passepartouts wurden gespendet. Die Bilder, die entstanden, sind nun anlässlich einer Ausstellung in der Galerie der SZ Ebersberg zu sehen. Vernissage ist am Donnerstag, 22. Oktober.

Der ehemalige Konrektor und Kunstlehrer Alfred Scheffelmann betreut und unterrichtet junge afrikanische Flüchtlinge in Zorneding. (Foto: Alfred Scheffelmann)

Anfangs, so berichtet Scheffelmann, ging es darum, sich zu beschnuppern. "Man kannte einander ja nicht." In der ersten Zeit sprach Scheffelmann mit den Männern englisch, heute könne man sich größtenteils schon auf Deutsch verständigen, berichtet er. "Es dauerte nicht lange, dann hatte sich ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt. Ich leiste Hilfe beim Malen, bestimme aber nicht, wie das Bild aussehen soll." Ein wenig sei er für die jungen Männer zur Vaterfigur geworden. Besonders berührt habe ihn das Bild mit der Inschrift: "Willkomen" - mit einem "m". Anfangs hätten die jungen Männer kaum Erfahrung mit dem Malen gehabt, nun aber sehe er eine gewisse künstlerische Entwicklung. "Sie trauen sich mehr zu, wählen schwierigere Motive, etwa eine afrikanische Königsmaske oder Fischer in ihren Booten. Sie erzählen mit Stolz von ihrer Heimat, von Landschaften und Bräuchen." Der Malkurs findet einmal die Woche statt. Der harte Kern besteht aus vier bis fünf jungen Männern, 18 bis 30 Jahre alt, die regelmäßig mitmachen. Die Erlebnisse der jungen Leute während der Flucht seien zum Teil traumatisierend gewesen, sagt Scheffelmann. "Die Kunst hilft, solche Erlebnisse zu verarbeiten."

Wenn er gefragt wird, warum er das macht, bemüht er keine großen Worte, redet nicht von moralischer Verpflichtung und Nächstenliebe, sondern sagt ganz einfach: "Weil es mich bereichert!" Er habe in seinem Leben viel Gutes erfahren, "warum also soll ich nicht etwas weitergeben?"

Die Ausstellung "Art, Afrika, Zorneding" wird am Donnerstag, 22. Oktober, um 18.30 Uhr in der SZ Ebersberg, Ulrichstraße 1, eröffnet und dauert bis Freitag, 6. November. Geöffnet ist Montag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr, Sonntag 11 bis 17 Uhr. An Samstagen und vor einem Feiertag ist geschlossen.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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