Aufatmen bei Erholungssuchenden:Dialog statt Verbot

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Landrat Niedergesäß kippt Anleinpflicht für Hunde im Naherholungsgebiet Schwabener Moos für 2014 und 2015. Natur- und Vogelschutz sowie Interessengemeinschaft sollen neues Konzept für das Gebiet erarbeiten

Von Karin Kampwerth

Statt Verbotsschilder sollen im Schwabener Moos bald Informationstafeln stehen, die auf die Schutzwürdigkeit des Gebietes hinweisen. Foto: Endt (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Erholungssuchende im Schwabener Moos werden aufatmen: In den kommenden zwei Jahren müssen sie beim Spazierengehen oder Sporttreiben weder ihre Hunde anleinen noch gesperrte Wege meiden. Der neue Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hat die dortige Verordnung zum Schutz von Bodenbrütern und dem Storch mit Betretungsverbot bestimmter Flächen und der Anleinpflicht für Hunde für 2014 und 2015 ausgesetzt. Stattdessen setze er auf den Dialog mit allen Beteiligten aus Natur- und Vogelschutz sowie der Interessengemeinschaft Schwabener Moos (IG), erklärte der Landrat in einer Pressemitteilung am Freitagmittag.

Die IG, der sich 130 vorwiegend Hunde-besitzer aus Markt Schwaben angeschlossen hatten, wehrt sich gegen die Verordnung, seitdem die Pläne dazu im Frühjahr vergangenen Jahres bekannt geworden waren. Trotz vieler Gespräche mit Naturschützern und Vertretern des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) sowie der Unteren Naturschutzbehörde im Ebersberger Landratsamt drohte der Konflikt zwischen den jeweiligen Interessenvertretern zu eskalieren. Zuletzt erwog die IG eine Klage gegen die Verordnung, weil sie ursprünglich nur für die Naturschutzgebiete Steinsee, Egglburger See, Doblbachtal, Gutterstätter Streuwiesen, Atteltal und Brucker Moos gedacht war.

Das Schwabener Moos aber, so argumentiert die IG, sei lediglich ein Naherholungsgebiet mit landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das Storchenpaar etwa, das sich jedes Jahr in der Gemeinde niederlasse, finde ausreichend Nahrung in der Region, sonst hätte sich nicht in Forstinning ein zweites Paar niedergelassen. Anderer Meinung ist der LBV-Kreisvorsitzende und Markt Schwabener Horstbetreuer Richard Straub. Er sieht den Storch bei der Nahrungssuche, aber auch am Boden brütende Vogelarten, durch in Wiesen und Feldern stöbernde Hunde gefährdet. 2011 habe das Markt Schwabener Storchenpaar einen Teil seiner Brut offenbar aus Nahrungsmangel getötet.

Unabhängig von dem Konflikt zwischen Hundebesitzern und Vogelschützern hat die IG immer betont, im Sinne der Natur zu handeln. Deshalb legte eine Arbeitsgruppe im März 2012 ein Konzept vor, das auf Aufklärung statt Verbote setzt. So sollen schützenswerte Stellen mit Informationstafeln gekennzeichnet werden, an den Feldrändern sollen Blumenhecken Hunde daran hindern, auf die Äcker zu laufen, und Gassigehern, die die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner nicht mitnehmen, soll mit Zivilcourage begegnet werden. Inzwischen sind die ersten Hinweisschilder aufgestellt. Außerdem haben Mitglieder der IG in verschiedenen Aktionen das Moos von Hundekot gesäubert. Im Februar schließlich hatte die Gruppe Robert Niedergesäß, damals noch Landratskandidat, zu einem Spaziergang im Moos eingeladen.

Das Konzept und die bislang stattgefun-denen Aktionen dazu haben Niedergesäß, seit Mai Chef im Landratsamt, überzeugt, dass es ohne rechtliche Verordnung zu einem Miteinander von Natur- und Tierschutz sowie Erholungssuchenden kommen könne. "Das Schwabener Moos ist das einzige wirkliche Naherholungsangebot in der flächenkleinen Marktgemeinde. Es kann nicht sein, dass ohne Not für mehrere Monate eine Anleinpflicht und ein Begehungsverbot für Teile des Gebietes erlassen wird", begründet der Landrat seine Entscheidung nach dem Grundsatz "Beschreiben statt Vorschreiben". Nachdem Anfang August die erste Saison der Verordnung endet, will Landrat Niedergesäß im Herbst mit allen Beteiligten die Umsetzung des Konzeptes vorbereiten. Niedergesäß: "Ich bin mir sicher, dass dieses Miteinander zu mehr Verständnis, Akzeptanz und letztlich auch Erfolg führen wird."

Die Mitglieder der IG sind überrascht, freuen sich aber über die Wende in der Auseinandersetzung. Schließlich sei es für die Natur am Ende der falsche Weg, wenn man die Menschen ausschließe. Als Triumph will die IG die Entscheidung des Landrates allerdings nicht werten. "Das ist vielmehr das Resultat harter Arbeit."

© SZ vom 29.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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