Dritte Startbahn:Anachronistischer Politiker-Wunsch

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Gegner halten vorhandene Bahnen für ausreichend

"CSU vollzieht Kehrtwende bei der dritten Startbahn" vom 14. Februar und Kommentar "In der Schwebe" vom 16. Februar:

Bahnen besser nutzen

München braucht keine dritte Startbahn für drittklassige Lotsen, sondern deren Nachschulung in Atlanta, Miami und New York, damit sie einmal lernen, wie man pragmatisch dichten Flugverkehr abwickelt. Leider haben wir auch ein Luftfahrtbundesamt mit Tiefbauingenieuren besetzt, die Anflugverfahren bestimmen, und einen medizinischen Datensammler, der nicht einmal Flugmediziner, aber Beamter ist. Die Start und Landefolge in München entspricht englischen Teepausen mit Dienst nach Vorschrift. Es schmeckt nach lukrativer Auftragsvergabe für ein Großprojekt, oder die Politiker brauchen eine eigene Bahn zur Sicherheit. Einen VIP-Hubschrauberservice der Polizei nach Schleißheim zur Limousine, wenn die Autobahn verstaut ist, haben sie schon. Norbert Lemke, Puchheim

Im Sinkflug

Für eine Prognose der Flugbewegungen am Flughafen München im Jahr 2025 ist die Einbeziehung des Pariser Klimavertrages vom Dezember 2015 unabdingbar. Deutschland hat diesen Vertrag unterschrieben. Wenn Deutschland sich vertragsgemäß verhalten will, müssen wir bis circa 2040 unsere Kohlendioxid-Emissionen gegen Null bringen. Das trifft auch den Flugverkehr. Airbus und Boeing sind sich dieses Problems bewusst. Einer Presseinformation von Siemens und Airbus vom 7. 4. 2016 ist folgendes Zitat entnommen: "Zusammen wollen die Airbus Group und Siemens Prototypen für verschiedene Antriebssysteme (rein elektrisch und hybrid-elektrisch) entwickeln; in Leistungsklassen von einigen 100 Kilowatt bis hin zu zehn und mehr Megawatt, also für Flugzeuge mit bis zu 100 Sitzen für lokale Flüge bis hin zur klassischen Kurz- und Mittelstrecke." Das wären Flugzeuge für Strecken, für die die elektrifizierte Bahn eine Alternative sein kann. Es ist anzunehmen, dass die Zahl der Flugbewegungen abnehmen wird, wenn Deutschland vertragskonform sein sollte. Klaus Weißhaar, Nürnberg

Nachdenken und verzichten

Der Kommentar "In der Schwebe" geht völlig in die Irre. Wie kann man einem sogenannten Infrastrukturprojekt das Wort reden, das die Umwelt- und Klimaproblematik völlig außer Acht lässt? Wie kann man glauben, dass die Münchner Bürger 2012 nur eine Frist von einem Jahr im Sinn hatten, als sie mit deutlicher Mehrheit die dritte Startbahn ablehnten - ein Projekt, das dann für tausend Jahre in Beton gegossen sein wird? Wie kann ein Projekt, das die Probleme des bereits jetzt überhitzten Ballungsraums noch einmal steigert, dafür eine Lösung sein? Natürlich ist die von der CSU beabsichtigte Verschiebung nichts als reine Wahltaktik. Dennoch ergibt sich hierdurch noch einmal eine Phase des Nachdenkens. Diese wäre dazu zu nutzen, einzusehen, dass das Streben nach einer dritten Startbahn mehr bayerischer Großmannssucht als einer tatsächlichen Notwendigkeit entspringt. Hat sich die SZ inzwischen in die Schar der Flughafenlobbyisten eingereiht? Dr. Josef Seibold, Dachau

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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