Daglfing:"Wir werden die Menschen unterbringen"

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Die Unterkunft an der Max-Proebstl-Straße - hier ein Foto von 2010 - ist schon seit Jahren in Betrieb. (Foto: Robert Haas)

Bezirksausschuss Bogenhausen signalisiert Verständnis dafür, dass die Stadt an der Max-Proebstl-Straße in Daglfing eine weitere Gemeinschaftsunterkunft für 300 neue Flüchtlinge errichten wird

Von Ulrike Steinbacher, Daglfing

Die Stadt München errichtet an der Max-Proebstl-Straße in Daglfing eine weitere Gemeinschaftsunterkunft für 300 Flüchtlinge. Dort sind bereits jetzt 130 Menschen untergebracht. Die neuen Container sollen im Juli aufgestellt werden und fünf bis zehn Jahre in Betrieb sein. Die geplante Unterkunft im Stadtbezirk Bogenhausen ist eines von insgesamt acht Container-Projekten im Stadtgebiet, die im Zuge des Sofortprogramms Gemeinschaftsunterkünfte bis zum Sommer entstehen.

Mit dem Programm reagiert das Sozialreferat auf die voraussichtlich 4500 zusätzlichen Flüchtlinge, die die Stadt bis Jahresende über die ursprünglichen Prognosen hinaus unterbringen muss. Im März hatte der Stadtrat beschlossen, für die Unterkünfte des Sofortprogramms die ursprünglich festgelegte Begrenzung auf 200 Plätze aufzuheben, sodass dort maximal 500 Menschen unterkommen können.

In einer "ersten Tranche", sagt Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD), würden jetzt an acht Standorten 2200 Plätze geschaffen. Bekannt ist bisher nur der Standort Max-Proebstl-Straße, über die sieben anderen Unterkünfte sollen zuerst die zuständigen Bezirksausschüsse (BA) informiert werden. Meier sagte, sie teile die Einschätzung, dass 200 Plätze besser seien als 500. "Aber es ist besser, jetzt zu handeln, als im Juli, August dazustehen und die Leute in Turnhallen und Zelten unterzubringen."

Den BA Bogenhausen erreichte die Nachricht aus dem Sozialreferat am Dienstag gerade noch zu seiner April-Sitzung. Im Plenum führte dann auch nicht die Entscheidung als solche zu Stirnrunzeln, sondern die späte Information. "Es ist mir klar, dass aktuelle Entwicklungen aktuelle Maßnahmen erfordern", räumte Robert Brannekämper (CSU) ein. Dennoch wäre mehr Zeit wünschenswert, die Stadtverwaltung habe ja eigentlich versprochen, mit zwei bis drei Wochen Vorlauf zu informieren.

In der Sache reagierten die Stadtviertelvertreter gelassen: 430 Flüchtlinge insgesamt auf dem Gelände gegenüber der Rudolf-Steiner-Schule östlich der S-Bahn-Trasse, das sei "schon eine Hausnummer", urteilte die Bogenhauser Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne). "Aber wir werden die Menschen unterbringen, keine Frage." Sie kündigte an, dass der Unterausschuss Soziales bei seiner Sitzung am Donnerstag, 7. Mai, 19.30 Uhr, Informationen für die Bürger anbieten werde. Auch Vertreter des Sozialreferates würden erwartet.

Umgeplant hat das Sozialreferat außerdem für den ehemaligen Siemens-Bürokomplex an der Richard-Strauss-Straße: Dort bleibt es jetzt doch bei einer Gemeinschaftsunterkunft mit den ursprünglich vorgesehenen 200 Plätzen. Gegen die Verdopplung auf 400 Plätze und die Verwendung als Notfall-Unterkunft bei Engpässen habe der Eigentümer Siemens Einwände erhoben, berichtet die Sozialreferentin. Vermutlich wolle es sich das Unternehmen nicht mit den Anwohnern verderben.

Eine Kontroverse entstand dann doch noch im Bezirksausschuss, allerdings wegen eines Standorts, den es noch gar nicht gibt: Am Schimmelweg in Daglfing soll laut Meier im März 2016 eine weitere Unterkunft mit 200 Plätzen in Betrieb gehen, nicht in Containern, sondern in Fertighäusern. Eine junge Frau aus dem Publikum nannte den Standort unter beifälligem Gemurmel ihrer Sitznachbarn "einfach eine Zumutung für die Bewohner". Es gebe "zigtausend Quadratmeter", etwa nahe der Autobahn A 94 oder am Wertstoffhof, die geeigneter seien als ein Platz "in einer gut situierten Nachbarschaft". Die Frau betonte aber auch, sie habe grundsätzlich nichts dagegen, Flüchtlinge aufzunehmen.

Ihre Aussagen stießen beim BA auf eindeutige und negative Resonanz. Gunda Krauss (Grüne), selbst 1945 geflohen und, wie sie sagte, "irgendwo angeschwemmt", erklärte, sie sei entsetzt über die Einstellung. Christiane Hacker (SPD) berichtete, es gebe seit 1991 Flüchtlinge überall im Stadtbezirk, aber bis heute keine einzige Bürgerbeschwerde. Andreas Nagel (David contra Goliath) forderte Vernunft: "Es kommen nicht lauter Schwerverbrecher, sondern ganz normale Menschen."

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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