Dachauer Ortsumfahrung:Zerstörerisch, nutzlos und sündhaft teuer

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(Foto: N/A)

Der Bund Naturschutz protestiert heftig gegen die geplante Ostumfahrung. Sie zerstöre das Dachauer Moos endgültig. Am Sonntag wollen die Aktivisten mitten auf die geplante Trasse einen Baum pflanzen.

Von Robert Stocker, Dachau

Zerstörerisch, nutzlos und sündhaft teuer - der Bund Naturschutz hält die Dachauer Ostumfahrung für eine Farce. Die knapp vier Kilometer lange Trasse verläuft von der Staatsstraße 2063 durch das Dachauer Moos und mündet mit einer Schleife in die B 471. Die Straße, argumentieren die Naturschützer, zerstört ein wichtiges Landschaftsschutzgebiet, schränkt die Naherholung der Bürger ein und vermindert den Verkehr in der Stadt nicht wesentlich. Im vergangenen Jahr begann die Planfeststellung für die Trasse. Sollte die Straße wie geplant genehmigt werden, will der Bund Naturschutz dagegen klagen. Auch Grundeigentümer und die Stadt München erheben massive Einwände. An diesem Sonntag veranstalten die Naturschützer auf dem Magdalenenhof ein Fest mit einer symbolischen Protestaktion: Sie pflanzen auf der Straßentrasse eine Linde.

Schon seit 20 Jahren gibt es Überlegungen, den Verkehr in der Stadt durch eine Nordost-Umfahrung zu entlasten. Der Plan, die Trasse für die Ostumfahrung östlich des Gewerbegebiets Schwarzer Graben zur B 471 zu führen, ist ebenfalls schon einige Jahre alt. Seitdem er auf dem Tisch liegt, kämpft der Bund Naturschutz entschieden dagegen. Durch die knapp vier Kilometer lange Ostumfahrung gingen wertvolle Schutzgebiete unwiederbringlich verloren. "Die Umgehung zerstört die letzten Reste des Dachauer Mooses, auf das die Stadt wegen der ehemaligen Künstlerkolonie immer so stolz ist", kritisiert Roderich Zauscher, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz. Auf Höhe der Kläranlage - wo die Umfahrung von der Staatsstraße 2063 abzweigt - werde durch die Trasse ein Bannwald mit Eichen und Hainbuchen zerstört. "Das ist nicht mehr auszugleichen", sagt Zauscher.

Auch Biotope mit Feuchtgebüschen und Feldgehölzen, Ausgleichsflächen und ein Wasserschutzgebiet seien gefährdet. Wo die Trasse der Ostumfahrung mit einer Schleife in die Schleißheimer Straße mündet, liegt ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH). Für die Naturschützer hat das Areal große Bedeutung, weil dort die vom Aussterben bedrohte Libellenart Helm-Azurjungfer noch häufig vorkommt. Die Libelle lebt im Bereich des Saubachs, der wegen der Straßentrasse verlegt werden müsste. "Der nötige massive Brückenbau macht den Saubach kaputt", warnt Peter Heller, Vorsitzender der Dachauer Ortsgruppe des Bund Naturschutz.

Der Obergrashof an der B 471, der im Besitz der Stadt München ist, gehört ebenfalls zum FFH-Gebiet. "Auch der Wert des Obergrashofs geht verloren", warnt Heller. Die Zerschneidung der Landschaft könne die Tier- und Pflanzenwelt nicht verkraften. Laut Heller hätte der Straßenbau auch für die Menschen Folgen: Lärm- und Schadstoffbelastung nähmen zu, die Lebensqualität der Bürger werde geringer. "Die Menschen in Dachau-Ost sehen sich immer mehr von Straßen und Gewerbe eingekreist."

Aus Sicht der Naturschützer ergibt die Ostumfahrung auch verkehrstechnisch wenig Sinn. Laut einem Gutachten von Professor Harald Kurzak nähme der Verkehr in der Stadt nur um 3,8 Prozent ab. Dort gebe es hauptsächlich Ziel- und Quellverkehr. "Die Straße ist nur eine verkappte Erschließung des Gewerbegebiets", sagt Heller. Heinz Gibowsky vom Vorstand der Dachauer Ortsgruppe ist der Ansicht, dass sich der Verkehrsstau nur verschieben wird. "Auf der B 471 gibt es dann endlose Staus." Karlsfeld wäre über die Bajuwarenstraße und die Alte Römer Straße an die Umfahrung angeschlossen. "Verkehrstechnisch muss Karlsfeld die Suppe auslöffeln", ist Zauscher überzeugt.

Wenn die Planfeststellung beendet ist, will der Bund Naturschutz Klage erheben - so wie die Stadt München und einige Grundeigentümer. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", sagt Zauscher. Am Sonntag wollen die Naturschützer eine Linde pflanzen - auf der geplanten Straßentrasse. Das Fest auf dem Magdalenenhof am Hörhammermoos mit Infos und Kinderprogramm soll um 11 Uhr beginnen und gegen 16 Uhr nachmittags enden.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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