SZ-Adventskalender:Die Möbel sind reif für den Sperrmüll

Lesezeit: 1 min

Maria V. muss ihre sechs Kinder alleine durchbringen

Von Petra Schafflik

- Mit ihren sechs Kindern lebt Maria V. (Name geändert) in ärmlichen Verhältnissen mitten im wohlhabenden Landkreis. "Das Geld reicht gerade fürs Essen", erzählt die alleinerziehende Mutter, die aus Portugal stammt. In der Heimat habe es "keine Zukunft für meine Kinder gegeben", erzählt die 39-Jährige. Deshalb ist sie vor Jahren hierher gezogen, wo bereits Verwandte leben. Doch finanzielle Unterstützung oder praktische Hilfe in ihrem anstrengenden Alltag können ihr diese Angehörigen nicht mehr geben, Maria V. ist ganz auf sich gestellt. Ein Blick in ihre Wohnung zeigt, dass es schlicht an allem fehlt. Von der Decke baumeln die nackten Glühbirnen, ihre Schlafcouch im Wohnzimmer ist baufällig und abgewohnt. Tisch und Stühle, wo sich die kleine Familie in der Küche zu den Mahlzeiten versammelt, sind eigentlich reif für den Sperrmüll und müssten dringend ersetzt werden. Doch für solche Anschaffungen fehlt das Geld.

Der Armut arbeitet sie so gut es geht entgegen, indem sie alles akribisch sauber hält und die Kinder zu Ordnung erzieht. Für sich selbst beansprucht Maria V. nichts, die Jüngeren tragen die Kleidung der Älteren auf, "das geht schon". Doch allein die hungrigen Mäuler jeden Monat satt zu bekommen, ist schwer genug. "Ich schaue nach Angeboten", sagt die junge Frau. Wenn, wie vor wenigen Wochen, fünf der sechs Kinder gleichzeitig krank sind, gerät die schmächtige Frau auch an das Ende ihrer Kräfte. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Nach wie vor ist ihr einziges Ziel, "dass es meinen Kindern einmal besser geht". Deshalb sorgt sie dafür, dass die Mädchen und Jungen so früh wie möglich eine Tagesstätte besuchen, um die deutsche Sprache zu lernen. Sie selbst hat sich von einer Nachbarin ein paar Grundlagen beibringen lassen. Sobald die jüngste Tochter in die Kita geht, will Maria V. unbedingt einen Sprachkurs belegen. Dann könnte sie ihre Kinder besser unterstützen, sich auch um einen Job bemühen.

© SZ vom 29.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: