Stadtentwicklung:Isaria übernimmt MD

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Die Münchner Wohnbau AG ist neuer Mehrheitseigner der Dachau Entwicklungsgesellschaft. OB Hartmann hofft, dass die Planungen für das Gelände der ehemaligen Papierfabrik nun zügiger vorangehen

Von Viktoria Großmann, München/Dachau

Von heute auf morgen wird trotzdem nichts passieren auf dem MD-Gelände. Doch dass die 17 Hektar einen neuen Mehrheitseigner haben, der Isaria heißt, das bedeutet zumindest, dass an dem Gelände jemand arbeitet, der Interesse hat, dass etwas voran geht.

So sehen das sowohl der Geschäftsführer der Dachau Entwicklungsgesellschaft DEG, Herbert R. Ullmann, als auch der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Im August hat die Isaria Wohnbau AG mehrheitlich die DEG und damit das Gelände der ehemaligen Papierfabrik übernommen. Interessenten hat es laut Geschäftsführer Ullmann von jeher viele gegeben. Die früheren Eigentümer, die finnische Familie Myllykoski, die bis 2007 die Papierfabrik betrieben hatte, hätten "strategisch kein weiteres Interesse an der Realisierung" gehabt, sagt Ullmann. "Die Zeit hat für die Finnen gearbeitet", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) lakonisch. Er verbindet mit dem neuen Eigentümer Hoffnung auf ein stärkeres Engagement auf dem MD-Gelände. Hartmann hatte als erster erfahren, dass es einen neuen Eigentümer gibt. Die Münchner haben sich persönlich bei ihm im Rathaus vorgestellt.

Das größte Projekt des Unternehmens ist MD, wo im Sommer das White-Paper-Festival gefeiert wurde. (Foto: Toni Heigl)

Die neuen Eigentümer sagen noch nicht viel: "Es braucht eine enorme Einarbeitungszeit", sagt der Vorstand der Isaria Wohnbau AG, Michael Haupt. MD ist das derzeit größte Projekt des Unternehmens, das in erster Linie in München und seit kurzem in Hamburg tätig ist. Den Landkreis kennt die Isaria noch aus Zeiten als sie JK Wohnbau hieß, nach ihrem Gründer Josef Kastenberger. Er war wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt worden, Anfang 2012 übernahm Haupt die Geschäfte und benannte das Unternehmen 2013 in Isaria um, im Jahr darauf verkaufte Kastenberger seine Firmenanteile. Sein Nido-Projekt in Karlsfeld mit 566 Häusern und Wohnungen hat sich prächtig auch ohne Kastenberger entwickelt. "Die schweren Zeiten haben wir hinter uns", sagt Haupt. "Unsere Projekte reihen sich jetzt wie eine Perlenkette entlang der S-Bahn-Linie 2 auf." Das Diamalt-Gelände in Allach, Nido in Karlsfeld und nun Dachau.

In Karlsfeld hat die Isaria 566 Wohnungen geschaffen. (Foto: Niels P. Joergensen)

"Ich sehe für Dachau eine deutlich urbanere Struktur als in Karlsfeld", sagt Haupt. "Es ist ja das Herz der Stadt." Reihen- oder Einfamilienhäuser wird es seiner derzeitigen Einschätzung nach auf MD eher nicht geben - keine Fortführung also der Siedlung an der Ostenstraße. Die Isaria, so erklärt er, realisiere alles selbst, wie in Karlsfeld auch "bis zum letzten Baum". Eigentumswohnungen sollen im wesentlichen entstehen, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass einiges auch etwa an Banken verkauft wird, die dann Vermieter werden. "Wir halten die Wohnungen nicht im Bestand, sondern bieten sie schlüsselfertig zum Verkauf." Auch Sozialwohnungen werden geschaffen, dessen ist sich der Investor bewusst. Mit der Münchner sozialgerechten Bodennutzung hat er bereits Erfahrung, die Dachauer Grundsätze zur Baulandentwicklung, die noch abschließend im Stadtrat beraten werden, sollen bei MD erstmals zur Anwendung kommen. Insgesamt sollen etwa 930 Wohnungen entstehen, das hat die Isaria überschlägig errechnet. Das wäre je nach Größe Platz für mindestens 2000 Menschen.

Es ist das Geschäftsmodell der Isaria, besonders in frühere Industrieanlagen zu investieren. Mit so massiven Altlasten hatte das Unternehmen trotzdem noch nicht zu tun. "Wie, wann und in welchen Abschnitten entsorgt wird, das bestimmen aber letztlich nicht wir, sondern die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt und das Altlastenentsorgungsunternehmen ACE", erklärt Ullmann. Er legt Wert auf die Feststellung, dass die DEG ihre bisherigen Zusagen einhalten werde. "Wir können nicht ohne die Stadt", sagt er, "aber die Stadt auch nicht ohne uns." Man müsse eng zusammen arbeiten und das, so betont Ullmann immer wieder, funktioniere bereits seit einiger Zeit hervorragend.

Die Stadt hat ein immer stärker gewachsenes Eigeninteresse an MD: Zum einen möchte sie die Freisinger Straße untertunneln, sie soll unter den Bahnschienen hindurch führen. Dazu braucht die Stadt Grundstücke von MD. Zum anderen will die Stadt gemeinsam mit Landkreis und Bezirk ein Industriemuseum errichten, auch dafür werden Gebäude und Flächen gebraucht. Hartmann bestätigt eine enge Zusammenarbeit mit der DEG. Vieles hänge aber von einem weiteren Akteur ab: der Bahn. "Entscheidend ist, wie schnell wir hier mit den Gesprächen voran kommen", sagt Hartmann. Da vom Straßenbau auch der Mühlbach betroffen ist, muss auch das Wasserwirtschaftsamt einbezogen werden. "Das sind Partner, bei denen Zeit keine so große Rolle spielt", sagt der OB.

An grundsätzlichen Vereinbarungen, wie jener, dass zu 60 Prozent Platz für Wohnen und zu 40 Prozent für Gewerbe entstehen soll, sei nicht zu rütteln, sagt Ullmann. Bei der Frage, wie diese Gebiete genannt werden, ob Wohngebiet, Mischgebiet, urbanes Gebiet, Kern- oder Gewerbegebiet, da wollen sich alle Beteiligten noch nicht so genau festlegen. "Bis die geeigneten gewerblichen Nutzungen gefunden sind, werden schon noch einige Jahre vergehen", sagt Haupt. Das Gelände ist etwa 17 Hektar groß, eine Entwicklung aus einem Guss und ad hoc, werde es niemals geben, stellt Ullmann klar. "Wir werden nicht den Markt mit Gewerbeflächen oder Wohnungen überschwemmen." Ob aber nun eine Entwicklung vom Holzlagerplatz, von den Mayer-Terrassen oder dem Kern her erfolgt, ist nicht klar.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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