Schule:Ringen um ein neues Bildungsangebot

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Sieht den Standort der Karlsfelder Fachoberschule gefährdet: Bürgermeister Stefan Kolbe. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Landkreis verfolgt weiterhin das Ziel, eine staatliche Fachoberschule in Dachau zu gründen. Doch es fehlen die Räume dafür. Eine Probeeinschreibung ist frühestens für das Schuljahr 2020/21 geplant

Von Robert Stocker, Dachau

Der Landkreis hält an den Plänen fest, eine staatliche Fachoberschule (FOS) und Berufsoberschule (BOS) mit der Ausbildungsrichtung Technik anzubieten. Diesem Ziel stehen aber zwei große Hürden entgegen: die nötigen Schülerzahlen und ein geeignetes Raumangebot. Geplant ist, die beiden staatlichen Schulen dem Schulzentrum in Augustenfeld anzugliedern. Doch dieser Standort wird erst in einigen Jahren realisiert werden können. Eine Probeeinschreibung für die Gründung einer FOS und BOS soll deshalb frühestens für das Schuljahr 2020/21 erfolgen. Bis dahin ist voraussichtlich die Generalsanierung der Berufsschule abgeschlossen. Zudem beauftragte der Schul- und Kreisausschuss die Landkreisverwaltung, die Ausweisung einer Schulfläche in Dachau-Augustenfeld voranzutreiben. Ein Stab von Verwaltungskräften soll die Einrichtung einer FOS und BOS betreuen.

Karlsfeld sieht Dachauer FOS skeptisch

Diese Vorbereitungsgruppe hat auch die Aufgabe, engen Kontakt mit den privaten Fachoberschulen in Karlsfeld und Markt Indersdorf zu halten und Informationen auszutauschen. Besonders die Karlsfelder FOS sieht ein staatliches Angebot mit Argusaugen. Sie bietet mittlerweile vier Ausbildungsrichtungen an: Wirtschaft, Soziales, Gestaltung und Agrarwirtschaft. Um eine Zweizügigkeit für zwei Ausbildungsrichtungen sicherzustellen, müsste eine staatliche FOS in Dachau neben einem Technik-Zweig auch die Ausbildungsrichtung Wirtschaft oder Soziales anbieten. Damit würde sie mit der privaten FOS konkurrieren und könnte der Karlsfelder Schule das Wasser abgraben. Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) machte das im Ausschuss deutlich: "Eine erneute Probeeinschreibung würde den Standort in Karlsfeld gefährden. Die Schule ist auf die Ausbildungszweige Wirtschaft und Soziales angewiesen." Auch der Karlsfelder Gemeinde- und Kreisrat Wolfgang Offenbeck (CSU) sieht eine staatliche FOS in Dachau skeptisch: "Sie würde zu einem Dilemma führen." Er sprach sich für eine Vorbereitungsgruppe aus, die einen engen Kontakt zur Karlsfelder Schule pflegt.

Die Verwaltung hat auch eine Kooperation mit dem Landkreis Fürstenfeldbruck geprüft. Dort platzen die FOS und BOS aus allen Nähten. Der Landkreis will deshalb einen zweiten Standort schaffen. Im Zuge dieser Überlegungen war auch eine Außenstelle der FOS Fürstenfeldbruck in der Dachauer Berufsschule im Gespräch. Sie wurde aber aus organisatorischen Gründen verworfen.

Es fehlen die nötigen Räume

Schülerzahlen an den staatlichen Fachoberschulen in München, Fürstenfeldbruck und Unterschleißheim zeigen, dass die Ausbildungsrichtungen Wirtschaft und Sozialwesen die größte Nachfrage haben. An dritter Stelle steht der Technik-Zweig. Eine staatliche FOS muss in zwei Ausbildungsrichtungen zwei Züge anbieten; Wirtschaft und Sozialwesen sind damit wohl zwingend. Albert Herbst, Leiter des Sachgebiets Schulen und Nahverkehr im Landratsamt, sieht aber keine Möglichkeit, kurzfristig eine staatliche FOS in Dachau zu gründen. Würde eine Probeeinschreibung im Frühjahr 2017 erfolgreich verlaufen, müsste der Schulbetrieb schon im Schuljahr 2017/18 starten. Doch dafür fehlen die nötigen Räume. "Eigentlich müssten wir jetzt schon ein Raumprogramm haben, obwohl wir nicht wissen, ob es wirklich benötigt wird", erläuterte Landrat Stefan Löwl (CSU) das Problem. Die SPD störte sich aber an dem Beschlussvorschlag, zum Schuljahr 2017/18 noch keine Probeeinschreibung durchzuführen.

"Wir brauchen einen konkreten Realisierungsrahmen", forderte Kreisrätin Anja Güll. Fraktionskollege Harld Dirlenbach stieß ins gleiche Horn: "Entweder wir machen einen Cut und geben eine staatliche FOS im Landkreis auf, oder wir planen konkret für das Schuljahr 2018/19." Dem Vorschlag Ludwig Gasteigers (Bündnis 90/Die Grünen), an der kirchlichen FOS in Indersdorf kurzfristig einen Technik-Zweig einzurichten, erteilte Herbst eine Absage. Der dafür nötige Erweiterungsbau hänge von der staatlichen Anerkennung der Schule ab. Und die wäre frühestens 2019 in Sicht. Herbst: "Der Ausbau der FOS in Indersdorf kommt nicht mehr in diesem Jahrzehnt." Der Schul- und Kreisausschuss einigte sich darauf, mit einer Probeeinschreibung so lange zu warten, bis die Generalsanierung der Berufsschule beendet ist. Nur Bürgermeister Stefan Kolbe stimmte dagegen.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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