Röhrmoos:Werbung ohne Produkt

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Die Baywa bietet monatelang ihr Gelände in Röhrmoos zum Kauf an - 15 Häuser konnten bis Freitag erworben werden. Doch die Sache hatte einen Haken.

Wolfgang Eitler

Für das Areal des ehemaligen Baywa-Lagerhauses in Röhrmoos gibt es keinen gültigen Bebauungsplan und dennoch suchte der Agrarkonzern bis diesen Freitag nach Kaufinteressenten. Die Anzeige war im Internet seit 29. April 2010 freigeschaltet. Vor zwei Wochen hatte der Röhrmooser Gemeinderat die Pläne des Unternehmens für eine Neubebauung abgelehnt, das Inserat jedoch blieb vorerst.

Nach Hinweisen aus Gemeinderat und Bevölkerung sowie einer Nachfrage der SZ ist es jetzt aber deaktiviert worden. Die Baywa wollte sich zu den Gründen nicht äußern.

Die Vorgehensweise ihrer Immobilienabteilung erstaunte am vergangenen Mittwochabend Georg Kiermeir, den Vorsitzenden der CSU-Fraktion im Röhrmooser Gemeinderat. Er sagte dazu auf der Jahresversammlung seiner Partei: "Ich will das nicht bewerten. Das ist deren Angelegenheit."

Erwin Zelenka, Leiter des Bauamts im Rathaus, berichtete der SZ von Bürgern, die sich wegen des merkwürdigen Verhaltens der Baywa bei ihm gemeldet hätten.

Jonas Steib, der in der Immobilienabteilung der Baywa für Röhrmoos zuständig ist, reagierte am Freitag mit einer kurzen Stellungnahme: "Der Internetauftritt wurde bereits deaktiviert." Allerdings war dieser noch am vergangenen Donnerstag einsehbar. Die Anfrage der SZ vom gleichen Tag blieb unbeantwortet. Ebenso wie die weitere Frage, warum die Baywa Grundstücke verkaufen möchte, von denen nicht einmal der Zuschnitt klar ist.

Noch am Donnerstagabend präsentierte das Unternehmen im Internet einen Bebauungsplan, der 15 Häuser auf knapp 5000 Quadratmetern vorsieht. Eben diesen Entwurf hatte der Gemeinderat von Röhrmoos mehr als eine Woche zuvor verworfen und die Verwaltung mit einer alternativen Planung beauftragt.

Das Areal des ehemaligen Baywa-Lagerhauses liegt unmittelbar an ICE-Trasse und ist nur über eine Stichstraße erreichbar. In dem abgelehnten Bebauungsplan ist kein Kinderspielplatz vorgesehen. Außerdem ist die Straßenführung so eng, dass nach Ansicht aller Fraktionen und Gruppierungen für Rettungsfahrzeuge kein Durchkommen wäre.

Es wurde zudem bezweifelt, ob diese enorm dichte Bebauung noch zur ländlichen Struktur der Umgebung passe. Außerdem müsse man eingestehen, "dass es sich um keine Toplage handelt". Die Mehrheit des Gemeinderats hält eine Wohnbebauung auf diesem Gelände für problematisch.

Dagegen wies Bauamtsleiter Zelenka auf der Sitzung darauf hin, dass die Baywa über ein unstrittiges Baurecht verfüge. Im Internet präsentiert das Unternehmen das Areal so: "Idyllisch gelegen, ...München ist in knapp 30Minuten mit dem Auto zu erreichen". Wie Zelenka der SZ mitteilte, hat er persönlich einen Tag nach der Entscheidung des Gemeinderats, also noch am Mittwoch vergangener Woche, die Baywa von der Ablehnung des Entwurfs informiert.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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