Odelzhausen:Das dicke Ende kommt noch

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Der Feinkosthersteller Dahlhoff darf sein Abwasser zwar wieder in die Odelzhausener Kläranlage einleiten, aber jetzt rechnet die Gemeinde mit Schadensersatzansprüchen und will die Firma ihrerseits zur Kasse bitten

Von Renate Zauscher

Die Kläranlage Odelzhausen. (Foto: DAH)

Der Odelzhausener Abwasser-Streit ist offenbar noch längst nicht ausgestanden. Die Gemeinde hatte nach einem Störfall in der Kläranlage im Juli den Feinkostbetrieb Dahlhoff vom Netz abgeschaltet. Bürgermeister Konrad Brandmair (CSU) rechnet damit, dass die Firma nun die Gemeinde zur Kasse bitten will. Dem Feinkosthersteller sind Mehrkosten entstanden, da er sein Abwasser vorübergehend in Augsburg entsorgen lassen musste. Wie Brandmair auf der Gemeinderatssitzung erklärte, wird aber auch die Kommune Schadensersatzansprüche an das Unternehmen stellen, das seit einer Woche sein Abwasser wieder in die Odelzhausener Kläranlage leiten darf.

Die Firma hatte geklagt, und der Streit ging vor das Verwaltungsgericht in München. Die Gemeinde wie auch der Vorsitzende des Abwasserzweckverbands Odelzhausen-Sulzemoos, der Sulzemooser Bürgermeister Gerhard Hainzinger (CSU), vermuteten, dass mehr und stärker belastetes Abwasser als genehmigt aus dem Betrieb in die Kläranlage geflossen sei. Unternehmenssprecher Torsten Neubauer wies jedoch jede Verantwortung für den massiven Störfall und die Verschmutzung der Glonn mit ungeklärtem Abwasser zurück. Man habe sich an alle Auflagen gehalten. Bei einem Erörterungstermin einigte man sich darauf, dass Dahlhoff unter strengen Auflagen die Kläranlage wieder benutzen darf. Damit ist eine Gerichtsverhandlung über die Klage der Firma zunächst ausgesetzt worden.

Brandmair erklärte jetzt, dass die Anlage während des Störfalls keinesfalls "tot" gewesen sei. Bis Mitte November sollen genaue Zahlen über die Menge des Abwassers der Firma bei vollem Produktionsumfang vorliegen. Bereits jetzt finde eine Vorklärung am Firmengelände statt. Brandmair meint, wie er sagte, dass es bei strikter Einhaltung der Einleitungsauflagen zu keinerlei Problemen kommen werde - und 20 000 Einwohnergleichwerte (EWG) für die geplante neue Anlage ausreichen müssten.

Nach dem Störfall im Juli gibt es aber doch Zweifel, ob diese Kapazität auch nach einer Erweiterung des Gewerbegebiets genügt. Deshalb prüfe das Ingenieurbüro Mayr in Aichach auch eine Anlagengröße von 30 000 EWG, sagte Brandmair in den Haushaltsberatungen.

Der Bau der neuen Kläranlage ist das größte Projekt der Gemeinden Odelzhausen und Sulzemoos und kostet die Kommunen etwa 2,9 Millionen Euro. Die bestehende Anlage kann nur 8000 EWG aufnehmen, musste aber schon 2012 an manchen Tagen bis zu 50 Prozent mehr Abwasser verkraften. Sollte sich herausstellen, dass doch eine Kapazität von 30 000 EWG nötig ist, müssten die Kommunen nachrüsten. Brandmair sagte, man werde dann ein zweites Nachklärbecken bauen und dafür Grundstücke erwerben müssen. In diesem Fall würden die Investitionskosten laut Kämmerin Jasmine Reischl um eine halbe Million Euro anwachsen.

Nicht nur bei der Größe der gemeinsamen Kläranlage könnte es weiter Veränderungen geben - ändern wird sich auch die Nutzungsaufteilung der Anlage zwischen den beiden Gemeinden. Der Sulzemooser Bürgermeister Hainzinger meint, dass 6000 Einwohnergleichwerte für seine Gemeinde ausreichen, für Odelzhausen stünden dann der größere Rest zur Verfügung.

Damit ändert sich auch der Kostenverteilungsschlüssel für die Partner. Demnach würden auf Odelzhausen 1,98 Millionen Euro entfallen. 300 000 Euro werden bereits heuer für die Nachrüstung der Phosphatfällungsanlage und der Belüftungsanlage ausgegeben, eine Million Euro sei für das kommende Jahr vorgesehen und der Rest für 2015. Eng wird es dagegen, wenn die 30 000 EWG-Variante kommt: Dann müssten die Mehrkosten über eine zusätzliche Kreditaufnahme abgedeckt werden, wie die Kämmerin erklärte.

Die Kommunen wollen den Bau der Kläranlage über Gebühren statt Verbesserungsbeiträgen finanzieren. Im kommenden Jahr, sagte Reischl, werde sich an der Gebührenhöhe von 2,89 Euro pro Kubikmeter Abwasser noch nichts ändern. Mit einer neuen "Globalkalkulation" müsse man vorerst noch warten. Die Kämmerin betonte jedoch, dass die laufenden Kosten für eine gemeinsame Anlage vergleichsweise geringer ausfallen würden. Deshalb werde eine spätere Gebührenerhöhung sicher "nicht ins Unermessliche steigen".

© SZ vom 30.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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