Aktionstag:48 Kinder absolvieren die Leistungsprüfung der Feuerwehr

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Wenn sie 18 Jahre alt sind, dürfen sie an Einsätzen teilnehmen.

Von Veronika Königer, Bergkirchen

An einem Wochenende um neun Uhr in der Früh ist die Schule in Bergkirchen normalerweise wie ausgestorben. Nicht so am vergangenen Sonntag: Aufgeregte Jugendliche in dunkelblau-oranger Schutzkleidung und grellorangen Helmen stehen und sitzen beieinander, die einen lächelnd und gesprächig, andere in sich gekehrt und nervös. Dazwischen Erwachsene, meist Männer, in dunkelblauer Uniform, mit Abzeichen, Aufnähern und Kappen, die sich angeregt unterhalten. Und diese Ansammlung von Menschen hat einen einfachen Grund: die Jugendleistungsprüfung der Feuerwehr im Landkreis Dachau. Sie wird eingebunden in den Feuerwehraktionstag abgehalten.

Der Aktionstag findet schon seit mehr als zehn Jahren immer in einer anderen Landkreisgemeinde statt, heuer eben in Bergkirchen, als Auftakt der Aktionswoche des Landesfeuerwehrverbands Bayern. Er steht immer unter einem Motto des Verbandes, dieses Jahr: "Wenn die Katastrophe kommt, sind wir bereit. Komm, hilf mit!" Kreisbrandrat Franz Bründler sagt: "Dieses Thema ist sehr aktuell." Durch den Klimawandel gebe es mehr Umweltkatastrophen als früher, "im Landkreis primär Hochwasser - wie im Jahr 2013 in Bergkirchen." Deshalb sind auch die Vorführungen am Nachmittag auf den Katastrophenschutz ausgelegt: Neben der Rettung eines Menschen aus dem ersten Stock des Gebäudes bei einem simulierten Brand können Zuschauer bei der Sandsackfüllstation sehen, was die Feuerwehr bei einem Hochwasser eigentlich alles leisten muss.

Sogar ins Führerhaus dürfen die Kinder

Die Station daneben zieht vor allem Kinder magisch an: Dort stellt sich die Rettungshundestaffel aus Aschheim vor. Wippen, eine Röhre und eine Leiter finden sich in dem eingezäunten Bereich, und sieben Hunde verschiedener Rassen, vom wuscheligen Deutschen Spitz Joy bis zum größeren schlanken Rhodesian Ridgeback Shary. Ruhig sitzen die Tiere neben ihren Hundeführern, schauen sich interessiert um, lassen sich auch von Kinderhänden nicht aufregen: Menschenfreundlichkeit sei ein ganz wichtiger Aspekt der Rettungshunde, erklärt Staffelleiterin Christina Lex.

Die Kinder können aber nicht nur Hunde streicheln oder auf der Hüpfburg toben, sondern es gibt auch ein kleines Holzhaus mit Fenstern, auf das sie mit einem Schlauch spritzen dürfen. Die acht Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinde Bergkirchen haben ihre neuesten Fahrzeuge samt Ausrüstung ausgestellt, die Besucher in Augenschein nehmen können. Sogar ins Führerhaus der Fahrzeuge dürfen sie hineinklettern - nur nicht auf die große Leiter hinauf, dafür müssten die Gäste angeschnallt werden und im Korb hochfahren. "Das dauert lange, und derjenige, der das dann dürfte, würde das den ganzen Tag machen wollen und gar nicht mehr rausgehen", sagt Josef Kranz von der Feuerwehr Bergkirchen lachend.

Nicht nur draußen im Freien ist einiges geboten, sondern auch im Schulgebäude selbst: An mehreren Infoständen können sich die Besucher bei der Integrierten Leitstelle Fürstenfeldbruck über das richtige Absetzen eines Notrufs informieren, mit Mitgliedern der Psychosozialen Notfallversorgung sprechen, beim Traumateam etwas über die Erste-Hilfe-Ausbildung der Feuerwehr erfahren, eine Wärmebildkamera ausprobieren oder am Stand des Kreisfeuerwehrverbandes selbst Informationen über die Brandschutzerziehung an Kindergärten und Schulen, die Jugendarbeit und über die Frauen bei der Feuerwehr bekommen. Frauen, so sagt die Kreisfrauenbeauftragte Monika Schneider, haben es entgegen mancher Vorurteile gar nicht schwerer als Männer. Trotzdem sind unter den etwa 2500 Aktiven im Landkreis nur etwas mehr als 100 weiblich.

Zehn Aufgaben müssen bewältigt werden

Die offizielle Eröffnung des Aktionstages durch Kreisbrandrat Franz Bründler, zu der sich auch Landrat Stefan Löwl (CSU) eingefunden hat, erfolgt mittags. Aber die ersten Besucher sind schon um neun Uhr zur Jugendleistungsprüfung gekommen. Auf dem Sportplatz beobachten sie die 15- bis 17- Jährigen dabei, wie sie einen Schlauch aus- und wieder einrollen, wie sie mit der Kübelspritze umgehen oder einen Kameraden, der sich sichtlich unwohl fühlt, mit einem Brustbund einschnüren. Zehn Aufgaben müssen bewältigt werden, fünf von jedem Teilnehmer alleine, fünf im Team. Dazu ist noch eine kurze theoretische Prüfung zu absolvieren. Bei richtiger Vorbereitung sind die Aufgaben eigentlich nicht schwer zu lösen, sagt Kreisjugendwart Ernst Zethner. "Bis jetzt ist nie jemand durchgefallen." Und auch am Sonntag haben es alle 48 Jugendlichen geschafft.

Kreisbrandrat Franz Bründler wünscht sich, dass möglichst viele der Jugendlichen später mit 18 Jahren auch in den aktiven Dienst treten, um die vor allem durch den Geburtenrückgang entstehenden Lücken zu schließen. Dies Ziel verfolgt auch der Aktionstags: neue Mitglieder anzuwerben. "Vor allem die Gemeinde, in der die Veranstaltung stattfindet, hat danach immer mehr Bewerber, das zeigt die Erfahrung", sagt Bründler. Das große Interesse ist schon am Sonntagvormittag sichtbar. Viele Besucher drängen sich auf den Bierbänken im Pausenhof, versorgen sich mit Essen und Getränken, lassen sich von den Ampermusikanten Bergkirchen unterhalten. Gut vorstellbar, dass unter den vielen umherwuselnden Kindern angehende Feuerwehrfrauen und -männer sind, die in der Zukunft nicht nur auf Holzhäuser spritzen, sondern echte Brände löschen.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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