Musik:Kontrapunkte

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Die Band "Game over Baby" aus Berlin im Dachauer Gramsci. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Quartett "Game over Baby" erzeugt im Café Gramsci Melancholie. Am Freitag gastiert Ian Fisher

Von Niels P. Jørgensen, Dachau

Die Konzert-Saison im kleinen Café Gramsci hat in diesem Frühjahr mit einer sehr abwechslungsreichen Musikauswahl begonnen. Nach einem von Prittlstock präsentierten rockigen Abend mit dem temperamentvollen Geschwister-Duo Belle Roscoe hatten die Sons of Settlers als Gäste des Tollhaus-Dachau e.V. mit ihrer von afrikanischen Einflüssen und Rhythmen inspirierten Musik das Publikum begeistert und die Tradition der meist eher blues-lastigen Singer/Songwriter Abende gebrochen. Mit dem Auftritt von Game Over Baby aus Berlin hat der Tollhaus-Dachau e.V. nun einen echten Kontrapunkt dazu gesetzt. Auch wenn die drangvolle Enge auf der Bühne eigentlich ganz anderes anzukündigen schien, erlebten die Zuhörer einen eher stillen und melancholischen Abend.

Die lyrischen Texte von Sänger und Keyboarder Moritz Jansen vertont die vierköpfige Band mit sparsamem und originellem Instrumenteneinsatz. Gitarrist und Mitkomponist Ferdi Sieglin bedient nebenbei gemeinsam mit Kontrabassist Nias Kasparick das geteilte Schlagzeug und Marianne Schurig fügt zarte Flötentöne, leise Synthieklänge und etwas Xylofon dazu. Mit fein abgestimmten Gesangssätzen erzeugen die vier aus dem Bühnen-Provisorium schmeichelnden Wohlklang und schaffen Raum für die Dichtung, die sich glücklicherweise ganz fern von deutscher Schlager-Sprache frei entfalten darf. Hier reimt sich nicht Herz auf Schmerz, der aus Tübingen stammende Wahlberliner Jansen hält vieles offen, lässt den Hörern Raum für eigene Gedanken und wagt eine fast zärtliche Sprache ohne allzu sehr in den Kitsch abzurutschen. "Da ist ein Loch in der Welt, kann man das kleben?" - Oder kann man es vielleicht einrahmen? Mit schönen Vorhängen dekorieren? So fragt sich der Sänger und die Überlegung, ob das nun eher betextete Noten sind oder es sich vertonte Poesie handelt, muss hier gar nicht endgültig geklärt werden. Die Konzertserie geht übrigens genauso abwechslungsreich weiter. Am Freitag, 17. März, 20 Uhr spielt Ruckteschell-Stipendiat Ian Fisher neue Songs.

© SZ vom 16.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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