Musik:Klangerlebnisse

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Bevor wieder die Konzertreihen in Mariä Himmelfahrt und Sankt Jakob in Dachau beginnen, zeigten Rainer Dietz und Christian Baumgartner die Vielfalt der Instrumente im Landkreis. Am Montag, 17. Oktober, präsentiert sich der Nachwuchs

Von Petra Neumaier, Dachau

Sie ist ein Unikat. Und die größte Orgel im Landkreis noch dazu. Wie frisch poliert glänzen die 2600 Pfeifen, die sich in ihrer Anordnung den prismenartigen Malereien der modernen Kirche Mariä Himmelfahrt perfekt anpassen. Geradezu winzig schaut in ihrer Mitte der Spieltisch aus, an dem Organist Rainer Dietz jetzt Platz nimmt. "Das ist eine tolle Speisekarte, wie man sie sich wünscht", sagt er mit strahlendem Blick auf die 41 weißen Registerknäufe. Einen ganzen Tag lang führte der passionierte Orgelspieler und auch Orgelexperte zum zweiten Mal Interessierte durch den gesamten Landkreis, um in vier Kirchen ganz unterschiedliche Orgeln aus verschiedenen Epochen zu zeigen - und zu bespielen.

Das Interesse ist groß. 40 Informationsblätter hat der 49-Jährige Kirchenmusiker ausgedruckt. Sie reichen bei weitem nicht aus. Im Jahr 2002 hatte Rainer Dietz zuletzt bei einer Exkursion zu ausgewählten Orgeln im Landkreis geführt, "inzwischen hat sich viel getan", sagt er und meint eine ganze Reihe von Orgelrenovierungen im Pfarrverband, die die wertvollen Instrumente wieder in einen guten Zustand versetzt haben. "Deshalb war es mir wichtig, sie auch außerhalb der eigenen Kirchengemeinde Interessenten näher zu bringen", erklärt Rainer Dietz.

Ein Blick auf die Orgel von Sankt Jakob, die komplett restauriert wurde. (Foto: Toni Heigel)

Hauptauslöser war letztendlich aber die neue Orgel seiner eigenen Wirkungsstätte, der Kirche Mariä Himmelfahrt. Zehn Jahre lang wurde dafür gespart, wochenlang an ihr gebaut. Seit ihrer Fertigstellung im Oktober vergangenen Jahres erregt das einmalige Instrument großes Aufsehen. Vor allem in Fachkreisen. Aus dem ganzen Bundesgebiet reisen Orgelbauer und Organisten an, um die Orgel zu bewundern, zu studieren und zu bespielen. "Es gibt sogar viele Anfragen von sehr guten Organisten, die Konzerte geben wollen", freut sich Dietz.

Auch an seiner zusammen mit seinen Kollegen Christian Baumgartner und Otmar Heinz durchgeführten Orgelexkursion kommen wieder viele Fachleute, Organisten und Musikkenner aus dem Landkreis und weit darüber hinaus.

Erste Station: Sankt Jakobus in Vierkirchen. Hier steht das wohl älteste Exemplar, eine herrliche Barockorgel aus dem Jahr 1738. Ursprünglich war sie von dem Dachauer Quirin Weber für die Klosterkirche in Markt Indersdorf gebaut und aufgestellt worden. Wegen einer baulichen Veränderung musste sie jedoch wieder weg und kam 1764 nach Vierkirchen. 1959 wurde das Instrument durch den Einbau einer weiteren Orgel ergänzt und die alte 1991 restauriert. In ganz Bayern soll es nur noch acht vergleichbare Instrumente geben und auch der Klang begeistert die Exkursionsteilnehmer: strahlend, übertönig und voller Glanz hallen die Töne durch die Kirche.

Ganz anders klingt die Orgel in Pellheim. Die Orgel aus dem 19. Jahrhundert, die erst in diesem Jahr renoviert wurde und über 14 Register verfügt, präsentiert sich eher in romantischen Klängen. Über weitaus größere Spielvariationen verfügt mit ihren 35 Registern die Orgel in der Dachauer Kirche Sankt Jakob. Gebaut im Jahr 1997 und vor vier Jahren generalsaniert ist sie nicht nur in ihrer klassischen Schlichtheit optisch ein Hingucker, sondern auch klanglich ein Erlebnis. Kirchenmusiker Baumgartner ist stolz auf sie.

Erst zum Schluss geht es in die Kirche Mariä Himmelfahrt, wo Rainer Dietz als Kirchenmusiker und Glockensachverständiger eine Kostprobe der vielfältigen Möglichkeiten seiner Orgel geben kann. Er empfindet sie wirklich als die seinige. Trotzdem bleibt er bescheiden: "Es ist schön, dass wir auf dieser Reise so viele unterschiedliche Orgeln kennenlernen konnten", sagt Rainer Dietz abschließend. Eine Bewertung über die einzelnen Instrumente will er aber nicht abgeben. "Denn ein jedes ist für sich ein besonderes Werk."

Sankt Jakob in der Altstadt und Kirchenmusiker Christian Baumgartner eröffnen die Orgelsaison im Herbst und Winter am Montag, 17. Oktober, 20 Uhr, mit Nachwuchskünstlern unter dem Titel "Junges Podium". Die zweite Orgelsaison in der Kirche Mariä Himmelfahrt in Dachau-Süd von Rainer Dietz beginnt am Sonntag, 23. Oktober, um 17 Uhr mit einem Orgelkonzert des Organisten der Klosterkirche Fürstenfeld (Fürstenfeldbruck) um 17 Uhr. Am Sonntag, 13. November, spielt um 17 Uhr Kirchenmusikdirektor Matthias Roth aus Bad Reichenhall. Ein Orgelkonzert bei Kerzenschein gibt am Sonntag, 11. Dezember, ebenfalls um 17 Uhr Organist Tobias Skuban (München). Das Weihnachtskonzert mit dem Dachauer Kammerchor und dem Bläserensemble "Consorzio Brassivo" findet schließlich am Freitag, 30. Dezember, um 19 Uhr statt.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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