Mitten in der CSU:Brillante Strategie

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Drei Dachauer Kandidaten gegen eine aus Fürstenfeldbruck: Was bezweckt die Landkreis-CSU mit ihrem Vorgehen in der Hasselfeldt-Nachfolge? Ist das ein großer geheimer Plan? Oder einfach Unsinn?

Von Wolfgang Eitler

Anscheinend verstehen viele CSU-Mitglieder die Strategie ihres Kreisvorsitzenden Bernhard Seidenath wegen der Nachfolge der Bundestagsabgeordneten Gerda Hasselfeldt nicht. Er stellt gegen die gebürtige Gündingerin Katrin Mair, die es nach Abitur und Studium in den Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck verschlug, gleich drei Dachauer Kandidaten auf: Florian Schiller, Fraktionsvorsitzender der CSU im Dachauer Stadtrat, den oberbayerischen Bauernpräsidenten Anton Kreitmair und den adligen Mediziner Georg von Hundt. Sie fordern im gemeinsamen Wahlkreis von Dachau und Fürstenfeldbruck Katrin Mair heraus, die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt der Partei eindringlich als ihre Nachfolgerin empfohlen hat.

Nun rätselt die CSU intern darüber, warum gerade Schiller antritt. Er hätte doch als Fraktionschef im Stadtrat Besseres zu tun. Denn er müsste sich für die Oberbürgermeisterwahl 2019 profilieren, außer seine Partei hätte den politischen Kampf gegen den jungen Florian Hartmann (SPD) schon aufgegeben? Dass der Landtagsabgeordnete Kreitmair tatsächlich gerne nach Berlin ginge, glaubt parteiintern niemand. Georg von Hundt schließlich verfügt über keine wirklichen politischen Erfahrungen, auch fehlt es ihm an Bekanntheit.

Es gewinnt auf alle Fälle jemand aus Dachau

Kürzlich nun entschlüsselten einige durchaus prominente CSU-Vertreter Bernhard Seidenaths wahre Absichten: Ausgangspunkt war die Vermutung, dass der Landtagsabgeordnete sich nie und nimmer gegen eine so prominente Politikerin wie Gerda Hasselfeldt und damit gegen Katrin Mair stellen würde. Dazu ist er viel zu sehr Parteimann und entsprechend gehorsam.

Tatsächlich soll der Trick mit den Gegenkandidaten Hasselfeldts Liebling zu einem Sieg bei der Nominierung im November verhelfen. Denn die Fürstenfeldbrucker CSU-Delegierten werden im November bestimmt eindeutig für Mair votieren. Die Dachauer Stimmen werden zersplittern. Wie sollen sie sich auch entscheiden: Schiller? Kreitmair? Von Hundt? Keiner soll schließlich leer ausgehen. Vielleicht nährt sich Seidenaths Taktik aus seinem Erfolg bei seiner ersten Nominierung zum Landtagskandidaten, als er sich auch gegen mehrere Bewerber durchsetzte. Am Ende können sich die Dachauer CSU-Mitglieder mit dem trösten, was sie schon wissen: Auch wenn sie in Türkenfeld wohnt, ist Katrin Mair doch eigentlich eine Dachauerin.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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