Markt Indersdorf:Von der Außenwelt abgeschnitten

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Die Not an Unterkünften ist so groß, dass das Landratsamt jetzt 15 afrikanische Asylbewerber im Jugendfreizeitlager Ainhofen untergebracht hat. Dort gibt es weder Bus noch Bahn - und keine Einkaufsmöglichkeiten.

Von Robert Stocker

Die Jugendfreizeitanlage in Ainhofen dient vorübergehend als Flüchtlingsunterkunft. Bis zum Jahreswechsel sollen die Bewohner nach Schönbrunn umziehen. (Foto: Toni Heigl)

Da staunen die Autofahrer: Auf der Landstraße zwischen Markt Indersdorf und dem Ortsteil Ainhofen kommt ihnen eine Karawane von Afrikanern entgegen. Sie sind in Anoraks und dicke Jacken eingepackt und mustern neugierig jedes Auto, das ihnen auf ihrer Wanderung nach Indersdorf entgegen kommt. Die jungen Männer stammen aus Nigeria und Sierra Leone und erkunden mit großem Interesse ihre neue Umgebung. Am Freitag kamen sie mit einem Bus in Ainhofen an und bezogen ihr Quartier. Die 15 Flüchtlinge sind in der Jugendfreizeitanlage untergebracht - dort, wo Kinder sonst ihre Ferien verbringen.

Die Jugendfreizeitanlage, die der Landkreis gepachtet hat, liegt idyllisch am Ortsrand Ainhofens. Für Ferienfreizeiten ideal, für die Unterbringung von Asylbewerbern ist die Lage problematisch. Außer Schulbussen gibt es keinen öffentlichen Nahverkehr, die nächsten Einkaufsmöglichkeiten liegen einige Kilometer entfernt im Hauptort Markt Indersdorf. Auch Markus Meckler, der im Landratsamt die Unterbringung von Asylbewerbern organisiert, ist klar, dass diese Unterkunft nicht die beste Lösung ist. Doch die Auswahl ist äußerst begrenzt, so sehr, dass alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. In der ehemaligen Tennishalle in Indersdorf, die der Gemeinde Hebertshausen gehört, leben seit einigen Monaten etwa 30 Asylbewerber. So etwas wie Privatsphäre gibt es dort nicht, die Betten sind nur durch Schränke voneinander getrennt, die als Raumteiler fungieren. Etwas heimeliger ist das Ferienheim, doch ohne Auto sind die Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten. Die Notlösung in Ainhofen soll deshalb schnell beendet werden. Das Landratsamt plant, die Asylbewerber von Ainhofen nach Schönbrunn umzusiedeln, wo derzeit Container aufgestellt werden. "Wenn die Wetterbedingungen stimmen, könnten die ersten Container schon vor Weihnachten fertig sein, spätestens aber zum Jahreswechsel", sagt Meckler.

Gemeinderat Georg Weigl von den Umweltdenkern, der dem Indersdorfer Helferkreis für die Asylbewerber angehört, rechnet sogar damit, dass die ersten Container schon in zwei Wochen bezugsfertig sind. "Dann wäre das Thema Ainhofen erledigt." Bis dahin wollen sich Ainhofener Bürger, die der Freien Evangelischen Gemeinde angehören, um die afrikanischen Flüchtlinge kümmern. Auch das Landratsamt baut auf die freiwilligen Helfer. "Sie haben einige Asylbewerber schon zum Einkaufen gefahren", sagt Weigl.

Derzeit werden in drei Gemeinden Containeranlagen für Flüchtlinge errichtet. Außer in Schönbrunn (Gemeinde Röhrmoos) entstehen auch in Schwabhausen und Erdweg Container. Insgesamt sollen dort 150 Menschen unterkommen. Nach Angaben von Markus Meckler musste der Landkreis heuer bisher 250 Flüchtlinge unterbringen. Ursprünglich ging das Landratsamt von 300 Personen aus. "Es gab unterschiedliche Schätzungen, weil nicht klar ist, wie viele Flüchtlinge die Regierung von Oberbayern dem Landkreis zuteilt", sagt Meckler.

Nach wie vor zeigen sich viele Bürger sehr hilfsbereit. In Indersdorf hat sich ein Kreis von Helfern gebildet, der für die Flüchtlinge etwa Kleidung und Fahrräder besorgt und mit ihnen Ausflüge unternimmt. An diesem Freitag lädt die Metzgerei Forche die Bewohner der Tennishalle und ihre Betreuer zu einem kostenlosen Weihnachtsessen ein. Auch die neuen Bewohner von Ainhofen sind willkommen.

© SZ vom 10.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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