Markt Indersdorf:Schachzug gegen die CSU

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Die Freien Wähler in Indersdorf, ihr politisches Kalkül mit Bürgermeisterkandidat Hermann Eschenbecher und dessen Nähe zu Bauträger Schuster.

Von Wolfgang Eitler

Hermann Eschenbechers Versuch, Bürgermeisterkandidat der CSU in Markt Indersdorf zu werden, scheiterte. Nach den heftigen Querelen zog er sich zurück und orientiert sich neu. (Foto: privat)

Der Vorstand der Freien Wähler in Markt Indersdorf will den CSU-Aussteiger Hermann Eschenbecher als Nachfolger für Josef Kreitmeir bei den Kommunalwahlen im März nächsten Jahres durchsetzen. Auf der Nominierungsversammlung am Dienstagabend, 23. Juli, hat ihn Vorsitzender Helmut Ebert Eschenbecher als einzigen Kandidaten des Vorstands präsentiert. Das Ergebnis der Wahl lag zu Redaktionsschluss noch nicht vor. Ebert ging aber davon aus, dass sein Vorschlag akzeptiert wird. Er hatte versucht, diesen Coup bis zur Versammlung am Dienstagabend geheim zu halten, scheiterte aber damit am Montagabend an den Diskussionen am Rande der Wahl von Michaela Steiner zur Kandidatin der Freien Wähler für die Landratswahlen im März 2014.

Im Vorfeld der Indersdorfer Nominierungsversammlung berichtete Vorsitzender Ebert der Dachauer SZ, wie es zu diesem Schachzug gekommen ist. Der frühere CSU-Gemeinderat Hermann Eschenbecher hatte ursprünglich geplant, für seine Partei anzutreten, war aber an der Skepsis des örtlichen Parteivorstands gescheitert. Eschenbecher ist mit einer Tochter des Indersdorfer Bauträgers Josef Schuster liiert, der SPD-Mitglied ist und wesentliche Projekte in der Gemeinde verantwortet: so den Umbau und die Sanierung des Brauerei-und Wirtschaftsgebäude des barocken Klosterareals. Eschenbecher entging einer Kampfkandidatur gegen Gemeinderatskollegen Franz Obesser, indem er am 11. Juli aus der Partei austrat und seine unabhängige Kandidatur ankündigte.

Wie Helmut Ebert der SZ weiter berichtete, hätten er und sein Vorstand schon seit mehr als zwei Monaten gespannt darauf gewartet, wie sich das Verhältnis von CSU und Eschenbecher gestaltet. "Uns sind die Querelen nicht verborgen geblieben." Denn den Ersten Polizeihauptkommissar im Bayerischen Innenministerium hält Ebert für den bestmöglichen Bürgermeisterkandidaten. Er hätte am liebsten schon vor zwei Monaten um ihn geworben. Ein gemeinsamer Rundgang mit Mandatsträgern und Bürgern durch das Klinikum Indersdorf schien geeignet zu sein: "Aber die Zeit war noch nicht reif." Kurz nach der offiziellen Absage sei er an Eschenbecher herangetreten. Der Wunschkandidat habe sich noch eine Bedenkzeit ausbedungen. Die endete am 15. Juli mit dessen Zusage. Der frühere CSU-Mann soll zusätzlich auf der Kreistagsliste der Freien Wähler kandidieren.

Der Kreisvorstand beobachtet die Entwicklung in Markt Indersdorf mit Skepsis. Vorsitzender Josef Baumgartner, Bürgermeister in Schwabhausen, teilt die Bedenken der Indersdorfer CSU wegen Eschenbechers persönlichen Beziehungen zu der Familie des Bauträgers Schuster. "Das ist schon ein Problem", sagte er am Dienstag der SZ. "Die Kritik ist völlig unangebracht", erwiderte Ortsvorsitzender Helmut Ebert. Er ist von dessen Urteilsfähigkeit überzeugt: "Ich kenne Hermann Eschenbecher persönlich sehr gut." Außerdem sei eine Beeinflussung, wie sie unterstellt wird, nicht möglich. "Denn Eschenbecher darf im Gemeinderat bei allen Belangen, die den Bauträger Schuster betreffen, nicht mitreden und nicht abstimmen." Ebert deutete an, dass eine Heirat bevorsteht. Und er fügt hinzu: "Wir haben noch 20 Gemeinderäte. Ein Bürgermeister hat auch nur eine Stimme."

Außerdem rechnet Helmut Ebert, der auch Gemeinderat ist, fest damit, dass das maßgeblich Bauprojekt von Josef Schuster, die Sanierung im Bereich des Klosters Indersdorf, den neuen Gemeinderat und den neuen Bürgermeister 2014 nicht mehr beschäftigen wird: Am Montagabend befürwortete der Indersdorfer Bauausschuss "quer durch alle Fraktionen" (Ebert) den Bau von 49 Wohnungen. Damit sei die Entscheidung über den maßgeblichen Teil der künftigen Bebauung abgeschlossen. In einem Gespräch habe ihm Josef Schuster zugesichert, dass er nach einer solchen Entscheidung "mit dem kompletten Umbau einschließlich der Gastwirtschaft und des Biergartens beginnen wird".

Das Ergebnis der Nominierung ist im Internet unter www.sz.de/dachau nachzulesen.

© SZ vom 24.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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