Konzert:Mitreißende Dynamik

Lesezeit: 3 min

Hohe Musikalität, exaktes Zusammenspiel: Die Stadtkapelle und ihr Nachwuchsorchester verzaubern bei ihrem Konzert im Barocksaal des Dachauer Schlosses das Publikum

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Wer musikalische Brillanz erleben möchte, sollte ein Konzert der Stadtkapelle Dachau besuchen. Mit Worten wie Meisterleistung, Spitzenklasse oder Offenbarung lässt sich das Konzert der Stadtkapelle am vergangenen Sonntagnachmittag treffend beschreiben. Damit ist man sich schon nach dem ersten Stück - "Ferne Weite" von Rolf Rudin - ziemlich sicher: Hier spielen Musiker gemeinsam auf höchstem Niveau und können die Besucher verzaubern. Der weiche Klang der Klarinetten holt den Zuhörer ab und führt ihn in eine Welt der Freiheit und Weite, getragen von sanften Bässen. Der Besucher kann sich in diese Musik fallen lassen, und genau das ist es, was Musik auch erreichen sollte. Die Stadtkapelle spielt "Ferne Weite" mit einem großen musikalischen Feingefühl - ein Genuss für die Konzertbesucher im Barocksaal des Dachauer Schlosses. Stolze Trompeten, präzise Bassstimmen, wunderschöne Holzbläser, ein starkes Percussionteam: Die Zuhörer können sehen und hören, dass die Musiker ihr Fach verstehen. Die Stadtkapelle hält dieses Niveau durch das gesamte Programm hindurch, und auf dem steht anspruchsvolle musikalische Literatur.

Weiche Klarinetten, stolze Trompeten: Die Dachauer Stadtkapelle entführte die Konzertbesucher im Dachauer Schloss in eine Welt von Freiheit und Weite. Die Musiker spielen auf höchstem Niveau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der zeitgenössische Musiker und Komponist Philip Sparke ließ sich vom Sonnenaufgang am Grand Canyon über dem Angels Gate, einer Felsformation, inspirieren. "Ein paar Musiker haben extra eine Reise dorthin gemacht, wenn Sie also auch dahin wollen und das Angels Gate suchen, wir können Ihnen sagen, wo genau es ist", sagt der Moderator des Nachmittags, Dominik Härtl. Sicherlich möchte nach diesem Hörerlebnis der ein oder andere Besucher auch wirklich diesen Sonnenaufgang sehen, wenn er zu so wundervoller Musik anregen kann. Die Holzbläser zwitschern die frühen Vögel, während langsam und majestätisch die Trompeten den Sonnenaufgang ankündigen. Ein Naturspektakel vor dem inneren Auge des Zuhörers, ein Abenteuer für die Ohren. Wie kann ein so außerordentlich gutes Orchester sein Niveau halten? Für die Stadtkapelle Dachau sicherlich kein Problem.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Auch das Jugendorchester der Stadtkapelle konnte musikalisch überzeugen. Die jungen Musiker spielten exakt zusammen, das Publikum klatschte begeistert mit. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Drei Stücke spielt an diesem Nachmittag auch die Stadtjugendkapelle, also der Nachwuchs des Stadtorchesters. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. So ist es keine Überraschung, dass auch die Jugend mit ihrer musikalischen Leistung vollkommen überzeugt. Kurt Gäble ist unter den Blasmusikern kein Unbekannter. Er hat viele Stücke für Blasorchester komponiert und arrangiert. Zwei seiner Werke erfüllen auch am Sonntag den Saal, gespielt von der Stadtjugendkapelle. Den Takt mit dem Fuß schlagend lassen die jungen Musiker ihren Dirigenten Michael Mayer nicht aus den Augen. Das führt zu exaktem Zusammenspiel, in welchem der Dirigent seine Tempiwechsel ohne Stocken durchführen kann. Gäbles "Leuchtfeuer" spielen die jungen Musiker so mitreißend, dass sogar das Publikum begeistert im Takt mitklatscht. Das letzte Stück der Stadtjugendkapelle ist der bekannte Soundtrack des Filmklassikers Krieg der Sterne: "Star Wars - The force awakens". Belohnt wird der Nachwuchs mit rhythmischem und wirklich wohl verdientem Applaus des Publikums.

Star Wars auf der Tuba: das letzte Stück der Stadtjugendkapelle gehört dem Reich der Popkultur an. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Nach der Pause sind wieder die "Großen" dran. Und in diesem zweiten Teil beweist die Kapelle fast noch eindrucksvoller, welch großartige Musik sie machen kann. Mit eher unbekannten, aber wunderbaren Stücken wie "Israel Shalom", "Alcazar" und "Adventure" verzaubert das Orchester die Zuhörer mit einer wunderbaren Dynamik. Doch der Höhepunkt des späten Nachmittags folgt in der Zugabe. Nach "Sing Sing Sing" von Louis Prima sitzt keiner im Saal mehr auf seinem Stuhl. Wie auch - ein so temperamentvoller Swing lädt geradezu zum Mitwippen ein. Absolut überragend sind in diesem Stück die drei Solisten: Gerald Kresse an der Trompete, Christian Mayo am Schlagwerk und Gerd Peters an der Klarinette. Mit großer Leichtigkeit treten hier die Klarinette und die Trompete in einen Dialog, in ein "Improvisations-Battle". Dabei fliegen die Finger über die Klappen und entlocken den Instrumenten Töne in den höchsten Lagen. Dennoch bleiben sie klar und rein, was man bei einer Klarinette, aber auch einer Trompete selten hört. Auch das Schlagwerk muss bei einer solch rauschhaften Musik Leidenschaft und Spaß demonstrieren. Christian Mayo schaffte das spielend.

Die Stadtkapelle Dachau mit ihrem Dirigenten Michael Mayer überzeugte an diesem Sonntagnachmittag auf der ganzen Linie. Die Musiker haben die Leidenschaft, die es für die Musik braucht, sie haben den Anspruch, Qualität zu zeigen und sie beherrschen ein Zusammenspiel, das ein guten Orchester auszeichnet. Das hat die Kapelle an diesem vergangenen Sonntag bewiesen.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: