Kommunikationsprobleme:Klare Kante

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Ein offener Brief der CSU an den TSV Dachau 1865

Viktoria Großmann, Dachau

Um die Kommunikation zwischen Lokalpolitikern und dem TSV Dachau 1865 scheint es nicht zum besten stehen. Jedenfalls hält es die CSU-Stadtratsfraktion für angezeigt, ihre Positionen zur Aussiedlung des etwa 2200 Mitglieder starken Vereins in einem zwei Seiten langen offenen Brief zusammen zu fassen. Darin werden fünf Richtlinien aufgezählt, die für die Fraktion "nicht verhandelbar" sind. Punkt 1: Der TSV soll "sein Vermögen in Form der vollständigen Veräußerung seines Grundstücks am Stammgelände" einbringen.

In der vergangenen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses hatte der Verein erklärt, er wolle 2000 Quadratmeter Grundstück am Stammgelände behalten, um ein Studentenwohnheim zu bauen. Mit diesen Plänen hatte sich der TSV schon früher an die Stadt gewandt, deren Bauamt derzeit eine Rahmenplanung für Augustenfeld erstellt. Die Wohnlage ist höchst begehrt. Das Ansinnen des Vereins, einen Teil des Stammgeländes, das er einst durch Schenkung erhalten hat, zu behalten, hatte die Stadträte quer durch die Fraktionen geärgert. Die CSU macht nun in ihrem offenen Brief auch deutlich: "Die Errichtung eines Sportstudentenheims wird von der Stadt nicht unterstützt; weder direkt durch Bezuschussung, noch indirekt dadurch, dass Flächen auf dem Stammgelände der Veräußerung entzogen werden und dadurch der finanzielle Zuschuss der Stadt für das Projekt ansteigen würde." Vereinsvorsitzender und parteiloser Stadtrat Wolfgang Moll hatte erklärt, dass der Verein nach der Aussiedlung nicht ohne Vermögen da stehen wolle. Auch in die Bedarfsplanung lässt sich der TSV nicht gern hineinreden.

Weiter legt die CSU in ihrem Schreiben fest: "Die Veräußerung des Stammgeländes erfolgt ohne Nebenabreden oder Vorbedingungen". Zudem seien die neuen Grundstücke östlich der Theodor-Heuss-Straße "zu einem einheitlichen Preis ohne Verquickung mit sachfremden Maßgaben" zu erwerben. Die Stadt engagiere sich mit Millionenbeträgen an der Zukunftssicherung des Vereins, zur Gegenfinanzierung müsse dieser, sobald es nicht mehr benötigt werde, das Gelände des ehemaligen SSV Dachau‐Ost zur Verfügung stellen. Sofern diese Prämissen eingehalten würden, stünde die CSU-Fraktion "fest an der Seite des Vereins". Die Fraktion ruft zu einem fairen Umgang miteinander auf.

Fraktionsvorsitzender Florian Schiller erklärt: "Wir wollten unsere Haltung vor der Mitgliederversammlung am Freitag, 21. Juli, noch einmal deutlich machen." Es seien drängende Probleme zu lösen, der Verein dürfe sich nicht verzetteln. Schiller bestätigt, dass bei den Stadträten das Gefühl vorherrscht, mit ihren Argumenten nicht zu den Vereinsvorsitzenden durchzudringen. Für ein solches Projekt aber brauche es "Leitplanken". Auch wenn die CSU mit ihrem offenen Brief vorzupreschen scheint: Selten herrscht im Stadtrat eine solche Einigkeit in den Ansichten wie bei der Aussiedlung des TSV. Den Eindruck einer gemeinsamen Linie mit der SPD und allen anderen, bestätigt immerhin auch Schiller. Der Verein trifft sich am Freitag, 21. Juli, von 19.30 Uhr an in der Vereinsgaststätte an der Jahnstraße zu einer Mitgliederversammlung. Mit Sicherheit werden auch Vertreter der Stadtratsfraktionen anwesend sein.

© SZ vom 14.07.2017 / vgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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