Kommentar:Im Schatten der Landtagswahl

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Die Position der CSU im Landkreis zur dritten Startbahn war bisher eher diffus. Mandatsträger distanzieren sich jetzt von dem Projekt - vielleicht auch, weil sie auf Stimmen schielen

Von Robert Stocker

Markige Sprüche und Breitseiten für den politischen Gegner gehören beim Politischen Aschermittwoch wie die Butter zum Brot. Das haben die Auftritte von Spitzenpolitikern aller Couleur in Niederbayern wieder einmal gezeigt. Wenn Markus Söder gegen Kanzlerin Merkel stichelt, johlt das bayerische Publikum vor Begeisterung. Sottisen sind nicht überraschend bei dieser Veranstaltung, die den bierseligen Besucher auch unterhalten soll. Einige Spitzen waren auch beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Vierkirchen zu hören. Überwiegend blieben die Redner aber sachlich und ernst. Aufhorchen ließ aber etwas anderes: Die Landkreis-CSU sieht den Bau einer dritten Startbahn - vorsichtig formuliert - skeptisch.

Die Ankündigung des für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten vorgesehenen Markus Söder, den Bau des umstrittenen Projekts zunächst auszusetzen, hat wohl dieses öffentliche Bekenntnis befördert. Die Position der lokalen CSU-Politiker zum Bau der Startbahn war nicht immer eindeutig und klar. Zumindest wurde sie in der Öffentlichkeit nicht deutlich artikuliert. Jetzt gibt es in dieser Frage offenbar Einigkeit. Die Mandatsträger gehen zum Flughafenausbau auf Distanz. Es gebe derzeit keine Notwendigkeit für den Bau. Der Bedarf müsse erst nachgewiesen werden, sagen die Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath und Anton Kreitmair. Landrat Löwl geht noch einen Schritt weiter: Mit einer Verschiebung des Projekts ist es für ihn nicht getan. Das Umland ächzt jetzt schon unter dem Siedlungsdruck. Zusätzliches Wachstum durch den Flughafenausbau könne es nicht verkraften. Die Infrastruktur gebe das nicht her.

Ob sich der Bau der dritten Startbahn wirklich erledigt hat, wird sich noch in der Zukunft zeigen müssen. Auch die Landes-CSU ist sich der Probleme bewusst, die das Projekt zwangsläufig mit sich bringt. Dass es jetzt auf Eis gelegt wird, hat wohl auch mit wahltaktischen Gründen zu tun. Die Münchner haben sich in einem Bürgerentscheid dagegen entschieden, Bewohner der umliegenden Landkreise laufen gegen die Startbahn Sturm. Eine Partei, die sich vor der Landtagswahl eindeutig zu dem Projekt bekennt, darf von diesen Bürgern keine Stimme erwarten. Jetzt gilt es für die CSU, einen klaren Kurs zu fahren. Der Wähler will keinen Schlingerkurs, sondern eine unmissverständliche Position. Derzeit ist die dritte Startbahn nur aufgeschoben, nicht aufgehoben.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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